Neuburg
Es sind viele und dennoch nicht genügend

Erste Ehrenamtsmesse im Landkreis stellt enorme Bandbreite der Leistungen vor – Leider nur wenige Interessierte

11.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:42 Uhr

Wie viel Spaß Ehrenamt machen kann – besser als die Lenbach Swingers aus Schrobenhausen lässt sich’s kaum unter Beweis stellen.

Neuburg (DK) Es sind viele, sehr viele sogar, aber dennoch nicht genügend: Menschen, die sich für andere engagieren. Sie sind nicht nur das sprichwörtliche Salz in der Suppe des Gemeinwesens. Vieles würde ohne die tausenden und abertausenden Ehrenamtlichen schlechterdings nicht funktionieren. Anerkennung für alle sie und Werbung zugleich für die gute Sache war die erste Ehrenamtsmesse, die Freitag und Samstag im Landratsamt über die Bühne ging.

Es war eine Leistungsschau der ganz besonderen Art, und fast wie auf einer Novitätenmesse durfte der Besucher überrascht sein über die Breite des Spektrums. Fritz Goschenhofer, der selbst kräftig die Werbetrommel für seinen Sport rührte, zeigte sich beeindruckt und bewegt. Er hatte mit seinem hartnäckigen und vor zwei Jahren dann von Erfolg gekrönten Drängen auf eine Ehrenamtskarte eine ganz entscheidende Initialzündung gegeben, Aufmerksamkeit und Anerkennung zu lenken auf Ehrenamt und eben die Menschen, die dahinterstehen und sich dafür und damit für die Allgemeinheit engagieren, was dann gern einfach für selbstverständlich genommen, genutzt und gelegentlich auch ausgenutzt wird.

Goschenhofers Spielball hatte jetzt Regina Dorwarth vom Koordinationszentrum Bürgerschaftliches Engagement im Landratsamt aufgegriffen: für die einen ein wertvolles Forum zu schaffen, sich zu präsentieren, für den Besucher auch die Möglichkeit, auf ein für ihn lohnendes Interessenfeld aufmerksam zu werden oder auch neue Hilfsangebote zu entdecken. Landrat Roland Weigert machte dazu nur zu gern den Gastgeber, durch den Auftakt-Besuch durch Landtagspräsidentin Barbara Stamm (wir berichteten) erfuhr die Veranstaltung und die Menschen, denen diese Messe voran galt, Anerkennung auch von oberster Stelle.

An die dreißig Vereine und Organisationen nutzten die Chance, sich zu präsentieren: Sport und Schützen, Rotes Kreuz und Feuerwehr, kirchliche Verbände, Natur- und Tierschützer, Karnevalisten wie die stillen Vertreter der Hospizhilfe, in der Behindertenarbeit Engagierte wie Menschen, für die Nachbarschaftshilfe ein Stück tagtäglich gelebten Alltags ist. Jüngst erst war die 2000. Ehrenamtskarte im Kreis ausgegeben worden – eine beeindruckende Zahl. Und dennoch sind es immer noch zu wenige. Selbst die größten Vereine kennen das Problem, wenn’s um Ämter geht. 34 000 Mitglieder sind auf Kreisebene im Landessportverband organisiert, aber wie sieht’s schon jeden Sonntag mit Schiedsrichtern in den unteren Klassen etwa aus, wie bei immer mehr Mitgliedsversammlungen, wenn die Wahl des Kassiers ansteht und immer häufiger auch schon eines Vorsitzenden? Erste Feuerwehren stehen vor der Auflösung, nicht weil sie keine Aktiven mehr hätten, aber eben keinen Kommandanten finden können. Ein Sozialverband wie der VdK eilt gerade in jüngster Zeit von einem Mitgliederrekord zur nächst übersprungenen Marke und sucht – und er nicht allein – händeringend nach Leuten, die mitarbeiten.

Dabei, und das wurde in einer ganzen Reihe von öffentlichen Diskussionsbeiträgen, aber auch in vielen Gesprächen in kleiner Runde immer wieder deutlich, gibt das Ehrenamt so viel auch zurück, wobei die netten Vergünstigungen durch die Ehrenamtscard noch das Geringste sind. „Ich möchte die schönen Erfahrungen, die vielen guten Gespräche nicht missen, die haben mir so viel gegeben“, erzählt Hedi Brenner, die bald täglich anfangs auch für sie fremde und nicht selten dann zu Freunden werdende Menschen in der großen VdK-Gemeinschaft besucht; das Wort „betreut“ will die agile Seniorin nicht hören, die selbst eine lebensbedrohliche Krankheit überwunden hat und jetzt den Wert des Lebens doppelt zu schätzen weiß. Und wer einmal Johanna Scheuermeyer von ihrer jahrelangen Arbeit in der Hospizbewegung reden hörte, wie viel Kraft, Freude auch für sich sie aus diesen Begegnungen erfahren habe, weiß für den Moment fast nicht mehr, wer da wem eigentlich geholfen hat.

Es ist Lebensfreude pur, die die Akteure vom Traumtheater auch an diesem Tag einmal mehr versprühen. Schade nur, dass bei aller Begeisterung der Akteure die Resonanz bei der breiteren Öffentlichkeit doch eher überschaubar blieb. Einer, der „des schönen Friedens wegen“ nicht namentlich genannt sein will, fand die markante Formulierung von der „Ehrenamtsmesse für Ehrenamtliche.“ Clown Sepp Egerer kann auch so einem Moment noch das Positivste abgewinnen: „Mia san eben mia.“ Und das schönste Motto sang am Nachmittag dann sowieso der Chor der Lebenshilfe; es sei „Zeit zum Danke-schön sagen.“