Niederlauterbach
"Es passt einfach alles zusammen"

Der Niederlauterbacher Sportschütze Daniel Brodmeier startet bei der Weltmeisterschaft in Granada

09.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

Daniel Brodmeier startet am kommenden Donnerstag und Samstag bei der Weltmeisterschaft der Sportschützen in Granada. Im Jahr 2012 wurde der 27-jährige Niederlauterbacher bei den Olympischen Spielen in London Fünfter im Kleinkaliber-Liegendschießen. - Foto: Holscher

Niederlauterbach (DK) Für Sportschütze Daniel Brodmeier aus Niederlauterbach (Markt Wolnzach, Landkreis Pfaffenhofen) steht in den kommenden Tagen mit der Weltmeisterschaft in Granada (Spanien) der Saisonhöhepunkt auf dem Programm. In unserer Zeitung spricht er über seine Ziele, Niederlauterbach und wie sehr Sportschießen Kopfsache ist.

Herr Brodmeier, die Sportschützen-Weltmeisterschaft in Granada hat am Montag begonnen. Welche Chancen rechnen Sie sich aus?

Daniel Brodmeier: Ich bin beim Dreistellungskampf und im Liegendschießen gut drauf. Das Finale ist deshalb jeweils möglich. Dort geht es dann für alle bei Null los. Allerdings ist der Stand in Granada schwierig und es herrschen dort 15 Grad Celsius Temperaturunterschied im Vergleich zu Deutschland.

Sie haben bei der Deutschen Meisterschaft in Garching-Hochbrück den Titel im Dreistellungskampf und im Liegendschießen mit dem Kleinkalibergewehr gewonnen. Welchen Stellenwert haben für Sie diese Erfolge?

Brodmeier: Dieses Jahr bedeuten mir die Titel sehr viel. Ich bin beim WM-Entscheid wegen einer Fußverletzung ausgefallen und wurde vom Bundestrainer trotzdem nominiert. Bei der Deutschen Meisterschaft habe ich mir deshalb viel Druck gemacht, weil ich zeigen wollte, dass ich zurecht nominiert wurde. Jetzt kann ich befreit zur WM fahren.

Wie bewerten Sie Ihr Wettkampfjahr bisher?

Brodmeier: Es hätte bisher fast nicht besser laufen können. Ich habe mich in den Weltcups für das Top-Team qualifiziert. Das ist in Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro wichtig. Diese sind auch mein großes Ziel und die WM ist ein Zwischenziel. In der Weltrangliste war ich auf dem zweiten Rang, nach meiner Verletzung bin ich momentan auf Platz fünf.

Wo gibt es Verbesserungspotenzial?

Brodmeier: Im Dreistellungskampf kann man überall besser werden. 95 Prozent spielen sich bei unserem Sport aber sowieso im Kopf ab. Meine Konkurrenten haben alle nachgewiesen, dass sie gut schießen können. Die mentale Verfassung ist deshalb entscheidend.

Wie trainieren Sie diesen wichtigen Aspekt?

Brodmeier: Ich arbeite mit Psychologen zusammen und mache auch autogenes Training. Ich spreche auch mit vielen Leuten, die über einen hohen Erfahrungsschatz verfügen. Vor einem Jahr habe ich mir beispielsweise bei der Europameisterschaft zu viel Druck gemacht und hatte deshalb auch große Probleme. Diesbezüglich habe ich einen großen Schritt gemacht und versuche, grundsätzlich positiv zu denken. Sicherlich ist es nicht optimal, in Garching-Hochbrück bei 15 Grad Celsius zu trainieren und dann in Granada bei 35 Grad Celsius zu schießen. Aber ich sage mir, dass es die beste Vorbereitung ist, die ich zu diesem Zeitpunkt haben kann.

Wie entspannen Sie am besten?

Brodmeier: Wichtig ist natürlich, dass das private Umfeld stimmt. Wenn ich zum Beispiel einen richtig guten Wettkampf abgeliefert habe und auf Wolke sieben schwebe, gehe ich zu meinem Opa, der mich dann schon wieder auf den Boden zurückholt. Das ist ganz wichtig. Es hilft auch, dass wir uns in der Trainingsgruppe in Garching-Hochbrück sehr gut verstehen und viel Spaß haben.

Auf der Olympia-Schießanlage in Garching-Hochbrück trainieren Sie regelmäßig. Wie bewerten Sie die Anlage in Granada?

Brodmeier: Ich war schon viermal dort. Neben den großen Temperaturunterschieden gibt es dort immer wieder Probleme mit dem Licht. Teilweise sind sogar Teile der Scheibe im Schatten. Außerdem wechselt der Wind ständig. Es gibt Luftwirbel, die nur schwer einzuschätzen sind. Da müssen die Schützen dann mit bestimmten Filtern arbeiten. Es war zuletzt sehr auffällig, dass sich in Granada vor allem erfahrene Schützen durchgesetzt haben, die ihre Gewehre sehr genau eingestellt haben. Für mich ist wichtig, dass ich weiß, dass es schwer wird. Wir haben einen Plan aufgestellt, den wir dort dann umsetzen wollen. Wenn der Plan aufgehen sollte, werden wir richtig viel Spaß haben.

Vor zwei Jahren belegten Sie bei den Olympischen Spielen in London im Liegendschießen den fünften Platz. Was hat sich seitdem für Sie verändert?

Brodmeier: Im Rückblick muss ich vor mir selber den Hut ziehen, wie ich das damals vor Olympia mit den ganzen Zusatzbelastungen alles geschafft habe. Nach den Olympischen Spielen hat sich so ziemlich alles verbessert. Ich habe super Kollegen in der Trainingsgruppe, sehr gute Betreuer und einen Arbeitgeber, der mich immer unterstützt und mir viele Freiheiten gibt. Es passt einfach alles zusammen. Im vergangenen Jahr haben wir noch einige Erfahrungen gesammelt und einiges gelernt, in diesem Jahr läuft es nahezu optimal.

Sie sind mittlerweile Halbprofi. Wo hat sich die neue Ausrichtung besonders bemerkbar gemacht?

Brodmeier: Ich hätte nicht gedacht, dass ich so große Sprünge mache. Ich wollte den Kopf freibekommen und das hat sehr gut funktioniert. Früher hatte ich nie besonders viel Zeit am Stück und konnte mich nicht komplett auf den Sport konzentrieren. Entweder habe ich nicht freibekommen oder ich musste spontan irgendwo einspringen. Mittlerweile habe ich komplette Blöcke für den Sport mit einem Weltcup am Ende als Höhepunkt. Durch aufgestellte Pläne ist alles klar geregelt. Dadurch bin ich freier, habe weniger Stress und kann mich besser fokussieren. Ich kann das reale Leben mit meiner Arbeit außerdem auch mental klar vom Sport trennen.

Für die Sportschützen Niederlauterbach sind Sie auch in der Bayernliga am Start gewesen. Welchen Wert haben diese Wettkämpfe für Sie?

Brodmeier: Ich bin damals dazugekommen, als der Verein in der Bezirksoberliga geschossen hat. Das war mir egal, auch wenn ich in der Bundesliga hätte schießen können. Mittlerweile sind wir ja auch sogar in die Zweite Bundesliga aufgestiegen. Ich möchte einfach ein förderndes Beispiel für den Nachwuchs sein. In Niederlauterbach gibt es Top-Trainingsbedingungen und wir haben eine sehr gute Jugend. Ich bin in Niederlauterbach sehr gut aufgenommen worden und möchte nach meinem Karriereende auch dort gerne im Betreuerstab arbeiten.

Haben Sie sich bereits mit dem Karriereende beschäftigt?

Brodmeier: Ich bin jetzt 27 Jahre alt geworden und in einer Phase, in der ich natürlich über Familie, Kinder und Haus nachdenke. Ich möchte gerne in Niederlauterbach bleiben und dort bauen. Nach meinem großen Ziel Olympia 2016 werde ich schauen, wie viel Zeit ich für andere Themen und wie viel für Sportschießen investieren möchte.

Sie sind mit dem Team in die Zweite Bundesliga aufgestiegen, aber auch häufig bei internationalen Wettkämpfen unterwegs. Schaffen Sie es zeitlich, weiterhin für Niederlauterbach zu starten?

Brodmeier: Meine Saison endet im Oktober. Dann fangen die Wettkämpfe mit Niederlauterbach richtig an. Ich werde so oft es möglich ist dabei sein.

Was haben Sie nach der WM vor?

Brodmeier: (lacht) Ich mache erst einmal Urlaub. Von Oktober bis Februar bin ich ganz normal bei der Arbeit in Regensburg. Da sind die Wettkämpfe mit den Sportschützen Niederlauterbach eine schöne Abwechslung.

Das Gespräch führte

Manuel Holscher.