Neuburg
"Es muss sich etwas ändern"

Teilnehmer an der Demo für ein fahrradfreundlicheres Neuburg wünschen sich mehr Initiative von der Politik

06.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:51 Uhr
Katrin Kretzmann
Mehr als zufrieden mit der Radldemo zeigte sich Initiatorin Ulrike Hetmanek-Rogler (links). Rund 250 Teilnehmer strampelten für ein fahrradfreundlicheres Neuburg durch die Innenstadt. −Foto: Janda

Neuburg (DK) "Ja, mir san mit'm Radl do", ertönte es am späten Freitagnachmittag auf dem Neuburger Schrannenplatz.

Hintergrund war die von Ulrike Hetmanek-Rogler ins Leben gerufene Demonstration für ein fahrradfreundlicheres Neuburg - der sich am Ende rund 250 Bürger anschlossen und gemeinsam durch die Stadt radelten, um ein Zeichen zu setzen (wir berichteten). So unterschiedlich die Teilnehmer auch waren, so einig waren sie sich hingegen bei den Wünschen an die Politik, was den Radverkehr in der Innenstadt angeht.

"Wir brauchen hier in Neuburg sichere Radfahrwege", sagt Elfriede Preschl. Die Rohrenfelserin fährt leidenschaftlich gerne Fahrrad und hat oftmals ein mulmiges Gefühl, wenn sie damit in der Innenstadt unterwegs ist. "Die Autofahrer passen einfach nicht auf, viele nehmen keine Rücksicht und so etwas kann böse enden", so die 62-Jährige. Zwar sei der Radfahrer neben dem Fußgänger der schwächste Verkehrsteilnehmer, "aber auch der hat seine Berechtigung und sollte sicher unterwegs sein".

Auch Friedhelm Sofsky-Buchner wünscht sich eine bessere Infrastruktur für Radfahrer. "Sie brauchen einfach mehr Beachtung von den anderen Verkehrsteilnehmern", meint der 56-Jährige. Zur Demo am Schrannenplatz ist er gerne gekommen. "Erstens fahre ich viel und gern mit dem Fahrrad und zweitens geht es hier auch darum, ein Zeichen zu setzen, ein bisschen was für die Ökobilanz zu tun. Aber solange kein Umdenken von Seiten der Stadt kommt, wird sich nichts ändern", ist sich der Neuburger sicher.

Ein Zeichen zu setzen, Aufmerksamkeit zu erlangen, das ist auch die Motivation von Thomas Schechinger gewesen, sich der Demo anzuschließen. Mit den drei Kindern sind er und seine Frau fast ausschließlich mit dem Fahrrad in Neuburg unterwegs. "Mein Sohn besucht die erste Klasse und wenn er mit dem Rad unterwegs ist, ist das alles andere als ungefährlich", sagt der 38-Jährige. Seit 2014 wohnt er mit seiner Familie in Neuburg "und seitdem hat sich für die Fahrradfahrer aus meiner Sicht nichts getan". Man teile sich mit den Fußgängern die Wege, es gebe keine Fußgängerzone und in der Innenstadt seien generell zu viele Autos unterwegs. "Die Stadt schreibt es sich immer auf die Fahne, fahrradfreundlich zu sein, aber das ist sie nicht. "

Die Neuburgerin Sabine Grube ist fast nur mit dem Fahrrad unterwegs. "Es muss sich dringend etwas ändern", sagt die 41-Jährige. Ihr langersehnter Wunsch wäre eine Brücke vom Ortsteil Bittenbrunn, in dem sie wohnt, in die Stadt sowie ein großer Parkplatz in Neuburg- Nord. "Das würde vieles erleichtern, die Wege wären einfacher und man wäre zudem schneller am Ziel. " Zudem sei das Radfahren in der Innenstadt auch für die Kinder, insbesondere Schüler, zu gefährlich.

Unter den Teilnehmern fand sich auch eine Handvoll Vertreter aus der Stadtpolitik. Aus Sicht von Sandy Grande erfreulich - nur nicht genug. "Ich finde es schade, dass keiner von der politischen Spitze, etwa einer der Bürgermeister, mit dabei war", bedauert die 43-Jährige. Das zeuge von mangelndem Interesse an der Situation der Radfahrer im Neuburger Verkehr. "Die Autos finden einfach zu viel Beachtung. " Grande wohnt in der Innenstadt. Da sie in Ingolstadt arbeitet, ist das Auto für sie zwar unverzichtbar. "Aber alles andere, erledige ich, so gut es geht, mit dem Fahrrad. " Und genau das wolle sie auch ihrem Kind vermitteln. "Doch es ist einfach gefährlich. " Seit mehr als 20 Jahren gibt es den Katalog der Agenda 21, der sich mit Mängeln im Radwegnetz beschäftigt. "Doch passiert ist bisher nichts", sagt die Neuburgerin.

Alfred Reng aus Laisacker fährt leidenschaftlich gerne Fahrrad. "Es tut gut, man kommt schneller von A nach B und muss nicht ständig nach einem Parkplatz suchen", sagt der 62-Jährige aus Laisacker. Aus seiner Sicht müsse sich die gesamte Verkehrsmoral ändern, das gegenseitige Verständnis füreinander fehle komplett. Neben einer verbesserten Infrastruktur hat Reng noch einen weiteren Wunsch: "Dass am Bahnhof ein ordentlicher Fahrradparkplatz eingerichtet wird. " Das sei das reinste Chaos.

Ein Demo-Teilnehmer aus Unterstall, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sieht die Bequemlichkeit der Menschen als großes Problem. "Die kürzesten Wege werden mit dem Auto gefahren und wenn ich dann Kinder oder Jugendliche mit E-Bikes sehe, verstehe ich die Welt erst recht nicht mehr", sagt er. Für ihn ist das Rad aber nicht nur Fortbewegungsmittel, vielmehr habe es auch seine Gesundheit und Fitness nachhaltig gefördert. "Ich habe seit vielen Jahren ein operiertes Knie und durch das Radfahren habe ich keine erneute OP gebraucht. " Ein weiterer Grund für ihn, an der Demo teilzunehmen: um zu sehen, wer von der Politik unter den Anwesenden ist. "Ich wollte sehen, wie sich unser Stadtrat damit auseinandersetzt", meint er. "Es ging mir alleine um die Präsenz der Mitglieder, um zu sehen, ob sie durch ihre Anwesenheit ihr Interesse bekunden. " Letztlich habe er sich mehr erwartet.

 

Katrin Kretzmann