Kolbenhof
Es muss nicht immer Soja sein

Werner Wagner aus Thalmässing und Stefan Pickel aus Offenhausen setzen auf Luzerne und Kleegras

01.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:31 Uhr

Die Landwirte Stefan Pickel und Werner Wagner setzen auf Kleegras und Luzerne, die letzterer zur Veranschaulichung in ihren verschiedenen Aufbereitungsarten dabei hatte. Mit im Bild weitere Hauptakteure des Fachtages: Windsbachs Trocknungschef Hans Zeiner, Anna Techow vom Aktionsprogramm der LfL „Heimische Eiweißfuttermittel“, Agrarökonom Martin Heim, Marlene Buchner vom Windsbacher Qualitätsfutterwerk, Grünlandberater Hartmut Paulus und Fütterungsberater Reiner Schemm (von links) - Foto: Leykamm

Kolbenhof/Triesdorf (HK) Wer leistungsfähige Milchkühe haben will, muss nicht unbedingt Soja füttern. Werner Wagner aus Thalmässing und Stefan Pickel aus Offenhausen setzen auf Luzerne und Kleegras als Eiweißlieferanten. An den Triesdorfer Lehranstalten berichteten beiden darüber.

Auch die Erfahrungen in der eigenen Einrichtung zeigten, dass die Versorgung der Rinder mit den so wichtigen Proteinen „oft auch ohne Sojaextraktionsschrot möglich ist“, betonte der Vorsitzende der Windsbacher Trocknung Hans Zeiner zur Begrüßung der Teilnehmer im Seminarraum am Gutsbetrieb. Alternativen gäbe es buchstäblich vor der eigenen Haustür. Eine Erkenntnis, die auch durch die Ergebnisse von Untersuchungen der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) bestätigt würden.

Ebenso wie auch durch Erfahrungen von Landwirten. Werner Wagner etwa hat für seinen Kolbenhof grundsätzlich beschlossen, auf Soja in der Variante als GVO (gentechnisch veränderter Organismus) zu verzichten. Die gentechnikfreie Version sei aber mit der Zeit zu teuer geworden und so verzichtete er komplett auf dieses Futtermittel. Nun sollten es die Luzerne richten, was sie auch taten. Das Ziel sei eigentlich gewesen, trotz Umstellung in der Fütterung die Milchmenge nicht geringer werden zu lassen.

Statt dessen aber stieg sie den Worten Wagners zufolge auch noch an – und zwar um über 20 Prozent. Ebenso hätten sich die Eiweißwerte in der Milch erhöht. Auch die Kostenfrage habe er für sich auf befriedigende Weise klären können. Denn durch den Einsatz der Luzerne sei auch die Gesundheit der Tiere gesteigert worden. Den finanziellen Mehraufwand in der Fütterung egalisierten letztendlich die gesunkenen Tierarztkosten.

Nebenerwerbslandwirt Pickel wiederum setzt in seinem Betrieb zwar ebenso auf GVO-freie Futtermittel, kann diese aber nicht durch Luzerne ersetzen, da sie für seine Böden ungeeignet seien. So kommt bei ihm verstärkt Kleegras zum Einsatz. Doch auch er betonte, dass sich der Verzicht auf Soja auch wirtschaftlich darstellen lasse und nicht zwangsweise Leistungseinbußen bei den Milchkühen nach sich ziehen müsse.

Über beide Alternativen klärte am Fachtag Fütterungsberater Reiner Schemm vom LKV (Landeskuratorium für der Erzeugerringe für tierische Veredelung) auf. So habe die Luzerne lange Zeit gerade in Franken als „Königin der Futterpflanzen“ gegolten. Für sie spräche der hohe Eiweißgehalt, die gute Proteinqualität, ihre gesundheitsfördernde Wirkung sowie die Schmackhaftigkeit, was für eine gute Futteraufnahme sorge. Schwachpunkt sei allerdings die Energiedichte, wie Schemm weiter ausführte. Bei Silagen habe also Kleegras eindeutig die Nase vorn.

Agrarökonom Martin Heim wies seitens der LfL auf die generelle Bedeutung des Grundfutters hin. Eine gute Grassilage, so gab er beispielsweise zu verstehen, brauche sich bezüglich des Futterwerts vor dem Silomais nicht zu verstecken. Beim Grundfutter gelte es die Kosten im Blick zu haben. Was nicht einfach sei, da es im Gegensatz zum Kraftfutter „keine Rechnung schickt“. Heim empfahl die Nutzung des Deckungsbeitragsrechners der Landesanstalt, den diese kostenlos zum Download bereitstellt.