Pfaffenhofen
Es mangelt selbst an Mehl und Brot

"Freunde von Valjevo" wollen Kardinal Marx bitten, sich für die Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien einzusetzen

01.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:43 Uhr
Lange Schlangen bilden sich vor Bäckereien und Lebensmittelgeschäften in Aleppo. Es mangelt selbst an Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Brot, wie Schwester Carol Tahhan den Pfaffenhofener "Freunden von Valjevo" schrieb. −Foto: Carol Tahhan

Pfaffenhofen (PK) Die Leiterin des "Italienischen Krankenhauses" in Damaskus, Schwester Carol Tahhan, hat vor wenigen Tagen Aleppo besucht und in dieser Stadt Medikamente verteilt.

Sie stammt selbst aus Aleppo. Tief erschüttert von der verzweifelten Situation der dortigen Bevölkerung hat die Ordensfrau den Pfaffenhofener "Freunden von Valjevo" geschrieben und ihnen einige Fotos geschickt, die sie selbst vor Ort gemacht hat. Der Pfaffenhofener Verein unterstützt seit einigen Jahren das Krankenhaus in Damaskus und arbeitet mit Carol Tahhan zusammen.

In Aleppo wie im größten Teil Syriens herrscht nach acht Jahren Krieg größte Armut. Zahllose Wohnhäuser sind zerstört und müssten wieder instandgesetzt werden. Aber selbst an Grundnahrungsmitteln wie Mehl und Brot mangelt es und die Bürger müssen stundenlang vor den Bäckereien anstehen. Besonders gravierend ist jetzt im Winter der Mangel an Strom und an Butangas zu spüren, das die Bevölkerung zum Heizen und Kochen braucht. Zwar hätte das Land genügend Erdgas, es besitzt zu seiner Verarbeitung jedoch nur zwei Raffinerien, die seinen Bedarf bei weitem nicht decken können. Ein Verkauf an Syrien von Ausrüstung und Technologie für die Öl/Gasindustrie sowie für Kraftwerke zur Stromgewinnung ist jedoch seit dem Inkrafttreten der Sanktionen der EU 2011 verboten, berichtet Bernd Duschner, der Vorsitzende der "Freunde von Valjevo": "Das Land kann auch auf dem Weltmarkt kaum einkaufen. Dazu fehlen ihm die Devisen in harter Währung, sprich Dollar oder Euro. Syrien kann dieses Geld nicht erwirtschaften, weil die Länder der EU ihm seit Verhängung der Sanktionen sein Hauptexportgut Rohöl nicht mehr abkaufen und es vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten haben. " Bis dahin hatte Syrien laut Duschner 95 Prozent seines Öls in die EU exportiert. Diese Deviseneinnahmen fehlen heute für die Versorgung der Bevölkerung, für den Einkauf von Rohstoffen wie beispielsweise für die Medikamentenherstellung oder von Baumaschinen für den Wiederaufbau.

Die "Freunde von Valjevo" wollen sich jetzt an Kardinal Marx wenden und ihn bitten, sich für die Aufhebung der Sanktionen einzusetzen.