Nürnberg
"Es lief deutlich besser als erwartet"

NürnbergMesse sehr zufrieden mit 2017 - Verbrauchermessen wecken allerdings weniger Interesse

10.07.2018 | Stand 23.09.2023, 3:41 Uhr
Käseprobe auf der Biofach: Das Interesse der Besucher an Konsumgütermessen hat etwas nachgelassen. −Foto: Oppenheimer/Archiv

Nürnberg (DK) Durchweg zufriedene Gesichter bei der NürnbergMesse: Das vergangene Jahr verlief "deutlich besser als erwartet", und für 2018 kündigt das Unternehmen neue Rekordzahlen an. Nichtsdestotrotz sieht Messe-Chef Peter Ottmann die ein oder andere dunkle Wolke am Horizont aufziehen.

Er sei stolz auf "das umsatzstärkste ungerade Jahr der Unternehmensgeschichte", sagte Ottmann gestern in Nürnberg. Der Umsatz lag 2017 bei 205,5 Millionen Euro - nach 288 Millionen 2016. Der Grund für den Rückgang ist, dass zwei wichtige Fachmessen - die BrauBeviale sowie die FachPack - turnusgemäß nicht stattfanden. Die Messe unterscheidet in der Bilanz zwischen geraden und ungeraden Jahren. Der Konzernverlust betrug 7,4 Millionen Euro, "wir hatten ihn deutlich höher erwartet", so der Geschäftsführer.

Für die Messe ist wegen vieler Veranstaltungen, die nur alle zwei Jahre stattfinden, dann auch das Doppelgeschäftsjahr entscheidend. Zusammen mit 2016 liege der Konzerngewinn bei 8 Millionen Euro. Dies sei "außergewöhnlich gut". Im vergangenen Jahr fanden 177 Veranstaltungen mit 27829 Ausstellern und knapp 1120000 Besuchern statt.

Der Erfolg hat nach Angaben von Ottmann verschiedene Gründe. So habe die Messe etwa vom Wirtschaftswachstum profitiert: "Die Konjunktur brummt in einem Maße, wie es für uns nicht erwartbar war." Ein weiterer wichtiger Wachstumstreiber sei die zunehmende Internationalisierung. Bei Veranstaltungen in Nürnberg ist der Anteil ausländischer Aussteller inzwischen auf 57 Prozent gestiegen, der Auslandsanteil bei der Standfläche auf 49 Prozent. Auch die Messen im Ausland legten deutlich zu. Zudem kamen zu den bestehenden gleich sechs neue Veranstaltungen hinzu - zwei in Indien, zwei in China und jeweils eine in Brasilien und Italien. Auch die Verbesserung der Qualität von Veranstaltungen sowie Infrastruktur ist nach Angaben des Messe-Chefs ein wichtiger Grund für die positive Entwicklung. So investierte die Messe zum Beispiel im vergangenen Jahr mehr als 42 Millionen Euro ins Messegelände - ein Großteil davon in den Bau der Halle 3C. Im laufenden Jahr werden weitere 32 Millionen Euro dazukommen.

Für 2018 ist Ottmann optimistisch: "Auf Basis des ersten Halbjahres rechnen wir mit dem erfolgreichsten Jahr unserer Geschichte und werden den Umsatzrekord von 2016 noch einmal verbessern." Aktuell erwartet das Unternehmen einen Umsatz von mehr als 290 Millionen Euro - "es könnte sogar noch mehr werden". Der Erwerb von drei indischen Holzbearbeitungsmessen Anfang des Jahres sei zudem der bisher größte Zukauf gewesen.

Ein wunder Punkt allerdings ist das sinkende Interesse an den Konsumgütermessen. So verzeichnete die Messe sowohl bei der Biofach, als auch bei IWA OutdoorClassics im Frühjahr sinkende Besucherzahlen, bei der Interzoo "blieben sie wenigstens stabil", so Ottmann. Was genau der Grund für den Rückgang sei, wolle man nun herausfinden. "Wir spüren, dass die Rahmenbedingungen durchaus rauer werden. Die Konjunkturparty geht zwar unvermindert weiter, aber alle tanzen näher und näher am Notausgang." Zudem seien Handelskriege, Zölle und Marktzutrittsbarrieren Glyphosat für eine blühende Weltkonjunktur. Für die Zukunft aber hat er mehrere gute Nachrichten. So bleibt Europas führende Fachmesse für elektrische Automatisierung, SPS IPC Drives, langfristig in Nürnberg. Auch das Thema "Bildungsexport" beschäftigt die Verantwortlichen. Gemeinsam mit der Hanns-Seidel-Stiftung stellen sie in China die duale Berufsausbildung vor.

"Außerdem tasten wir uns stärker an das Thema Kongresse heran." Etwa mit der Veranstalung "Seidenstraße - Handeln auf neuen Wegen" Ende des Monats. "Entlang dieses Megaprojekts werden Industriezentren gebaut und Firmen in Bayern und Deutschland können davon profitieren", betonte Ottmann. Ein Höhepunkt werde auch der Digitalgipfel der Bundesregierung sein, der im Dezember in Nürnberg stattfindet.
 

Sandra Mönius