Neuburg
"Es könnte nicht besser sein"

Das Jubiläumsschlossfest hat an seinem ersten Wochenende mit einem bunten Programm tausende Besucher nach Neuburg gelockt - trotz Rekordhitze. <?ZuVor "7dp"> <Autor>Von Anna Hecker<?ZE></Autor>

30.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:35 Uhr
Beim Neuburger Schlossfest geht es heiß her. Einige Besucher des Spektakels suchen Abkühlung in den Waschzubern der Badestube. −Foto: S. Hofmann/Janda/Kretzmann/Hecker

Das Jubiläumsschlossfest hat an seinem ersten Wochenende mit einem bunten Programm tausende Besucher nach Neuburg gelockt - trotz Rekordhitze.

Die ersten drei Tage Renaissance sind am Sonntagabend in Neuburg zu Ende gegangen. Zum Jubiläumsschlossfest strömen zahlreiche Besucher in die obere Altstadt. Auch die Veranstalter des Spektakels ziehen eine positive Zwischenbilanz.

Bereits am frühen Nachmittag beginnt es auf dem Schlossfest voll zu werden. Trotz der sengenden Hitze, die das ganze Wochenende über der Altstadt hängt, lässt sich immer mehr gewandetes und ungewandetes Volk zwischen den Ständen blicken. Auch in der Arena im Marstallhof bestaunen zahlreiche Wagemutige die noch viel wagemutigeren Reiter der Turnierspiele.

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Nervös tänzeln die Pferde über den Sand, die edlen Recken hoch zu Ross konzentrieren sich auf die kleinen Ringe, die es mit der Lanze zu stechen gilt. Schließlich will jeder hier mit einer goldenen Schleife am Hemdkragen nach Hause gehen. Plötzlich stürmen Ritter in die Manege - es gilt, einen Ehrenkampf um ein gebrochenes Versprechen auszutragen. Mit voller Wucht scheppern die Schwerter aufeinander, die Zuschauer danken es mit begeistertem "Handgeklapper".

Zwei Straßen weiter haben es sich die eher kleineren Gäste im Garten des Stadtmuseums bequem gemacht. Die Zuschauer drängen sich an die Randplätze vor der Bühne. Nicht jedoch, weil sie sich vor den aufsteigenden Feuerbällen der Gaukler fürchten, sondern weil hier die kostbaren Schattenplätze ein wenig Schutz vor der Sonne bieten. Auf der Bühne präsentiert die bunte Gruppe des Spectaculum de diabolico erfrischende Unterhaltung: Mit Charme und einer gehörigen Portion Humor preisen die Gaukler ihre Künste an: Rasant jonglieret schon der Nachwuchs mit Bällen und Messern, der ein oder andere Spielmann verlor sein wallendes Haupthaar im brennenden Feuerreifen - so zumindest die humorvolle Erklärung der Darsteller. Sogar eine mutige Mutter wird von ihrer kleinen Tochter für ein Überraschungsei als Statistin auf die Bühne verkauft. Tapfer legt sich die Frau mit einem Becher Wasser auf den Boden, ein Gaukler läuft mit brennenden Fackeln über sie, die Kinder halten den Atem an - gerade noch einmal alles gut gegangen.

Auch beim Schlendern über den Markt sieht man jetzt immer mehr Besucher, die sich um die Buden zu drängen beginnen. Der Duft von herzhaften Rahmflecken, würzigen Schupfnudeln, Zimtwaffeln und unzähligen weiteren Gaumenfreuden hat sich über das gesamte Areal gelegt. Überall klingeln die kleinen Glöckchen, die sich vor allem die edlen Damen unter den Besuchern um ihre Knöchel gebunden haben.

Vor allem die Schankstätten können sich an diesem Wochenende nicht über mangelnde Kundschaft beschweren. Nicht nur das Bier fließt in Strömen, auch kühle Getränke wandern in Massen über den Tresen. Langweilig wird es auch hier sicher nicht. Während sich die Besucher für einen Moment auf den hölzernen Bänken ausruhen, rückt auch schon der nächste Umzug an. Bläser und Trommler lassen die Luft vibrieren, wenn sie in ihren bunten Gewändern durch die Straßen marschieren.

Hier und da spielt auch eine kleinere Gruppe mit Leierkasten und Dudelsäcken auf. Das Schlossfest lebt von seinen zahlreichen Akteuren. Auch bei der alten Kegelbahn oder dem Mäuseroulett - zwei echten Schlossfesturgesteinen - tauchen die Menschen in das Renaissancespektakel ein. Heiß begehrt sind angesichts der hohen Temperaturen vor allem die Plätze im Badezuber.

Als es in den frühen Abendstunden etwas kühler wird, füllt sich auch wieder der Schlosshof. Der Steckenreitertanz darf bestaunt werden. Auf der Bühne kämpfen Ottheinrich und Philipp um die Gunst der schönen Prinzessin. Die Tänzer der Städtischen Schule für Tanztheater hüpfen mit ihren Steckenpferden über die Bühne, umrahmt wird das Schauspiel von der Musik von Paul Winter. Dann der tragische Moment: Prinz Philipp fällt, Ottheinrich triumphiert. Doch die anmutig heranschreitende edle Dame schenkt ihre rote Rose nicht dem Gewinner, sie hilft dem Gefallenen wieder auf. Die Brüder versöhnen sich mit einer innigen Umarmung.

Mit Einbruch der Dunkelheit übernehmen im Garten des Stadtmuseums die Musiker von Zackenflanke das Kommando - und spielen am Ende vor einer wild feiernden Meute. Ausgelassen tanzen Jung und Alt vor der Bühne. Erst nach vier Zugaben lassen sie die Gruppe schließlich zum nächsten Auftritt ziehen.

Trotz der Massen geht es ruhig und friedlich auf dem Festgelände zu. Den größten Ärger macht die drückende Hitze. Aber auch wer hier Probleme hat, findet schnelle Hilfe in den Händen des BRK. Von Jung bis Alt werden die Festbesucher mit Kreislaufproblemen und brennenden Füßen behandelt. "Wir brauchen meterweise Pflaster hier, das häufigste Leiden sind Blasen an den Füßen", berichtet ein Mitarbeiter. Hier ist die Stimmung ebenfalls gelöst. Teil des Schlossfestes zu sein, entschädigt die meisten Ehrenamtlichen für ihre Arbeit. "Wer einmal mitmacht, kommt gerne wieder", so der durchgängige Tenor.

Die Händler und Wirte zeigen sich vom ersten Wochenende des Jubiläumsschlossfests begeistert. Trotz oder gerade wegen der sommerlichen Temperaturen strömen die Gäste in die Gassen der Altstadt. Hochzufrieden ist auch Marktvogt Friedhelm Lahn, der in Begleitung von Tina Lehmann über das Festgelände schlendert und immer wieder mit Besuchern und Fieranten ins Gespräch kommt. "Es läuft spitzenmäßig", sagt der Chef des Verkehrsvereins, der das Spektakel stemmt. Aus seiner Sicht könnte das Jubiläums-Schlossfest "nicht besser sein".

Anna Hecker