Pfaffenhofen
"Es kann schnell gehen oder lange dauern"

Bis Ende dieses Jahres sollen die Vorplanungen für den Hochwasserschutz in Pfaffenhofen beendet sein

23.03.2022 | Stand 23.09.2023, 0:21 Uhr
Überschwemmungen wie hier im Jahr 2013 sollen zukünftig durch besseren Hochwasserschutz in Pfaffenhofen und Affalterbach vermieden werden. −Foto: Archiv

Pfaffenhofen - Das Thema Hochwasser beschäftigt die Stadt Pfaffenhofen schon seit geraumer Zeit.

Die verheerenden Überschwemmungen im April 1994 und Juni 2013 lösten heftige Diskussionen zum Thema Hochwasserschutz aus. "Für Pfaffenhofen und Affalterbach haben die Vorplanungen für einen Hochwasserschutz Ende 2020 begonnen", erzählt Christoph Eder vom Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt.

"Zuerst wurde der Hydraulische Längsschnitt der Ilm neu berechnet und der sogenannte HW100-Wert ermittelt. " Dieser gibt den statistischen Wert des Wasserstands bei einem 100-jährigen Hochwasser an und kann sich auch ändern. "Im Anschluss daran wurden Verträge mit den Planungsbüros geschlossen", erzählt der Projektleiter für den Hochwasserschutz in Pfaffenhofen. Diese untersuchen und bewerten verschiedene Möglichkeiten zum Hochwasserschutz und erhalten dann die sogenannte Vorzugsvariante. Diese würde aber erst Ende dieses Jahres feststehen, da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind. In Pfaffenhofen sind verschiedene Bereiche betroffen, so Eder: die Ilm oberstrom des Gerolsbachs (Stromrichtung zur Quelle hin), der Gerolsbach gesamt, die Ilm unterstrom des Gerolsbachs (Stromrichtung von der Quelle weg) im Stadtgebiet sowie Affalterbach.

"Es gibt verschiedene Varianten, die geprüft werden", meint Eder. Zum einen werde untersucht, ob einige Deiche und Mauern erhöht werden müssen. "Zudem könnten Querbauwerke für Fische durchgängig gemacht werden, was ökologisch sehr wichtig ist", erklärt der Projektleiter. Im Falle des Gerolsbachs handle es sich um zwei Bereiche.

Bei der Ilm oberstrom des Gerolsbachs oberhalb der Schrobenhausener Straße könnte ein Flutkanal errichtet werden, der Wasser unterhalb der Schrobenhausener Straße in die Ilm zurückleitet. Als eine Variante könnte aber auch das Wehr an der Schrobenhausener Straße neu gebaut werden. "Dies erfordert dann aber eventuell auch den Neubau der Brücke", verrät der Projektleiter vom Wasserwirtschaftsamt.

Im Bereich Affalterbach wird eine Flutmulde als Variante geprüft. Hochwasser soll dann an der Ortschaft vorbeigeleitet werden. "Die Mulde wird alleine aber nicht ausreichen", vermutet der Experte. "Mauern und Deiche sind auch noch nötig, die müssen dann aber nicht so hoch sein". Diese Möglichkeiten sind noch nicht durchgeplant. "Wenn die Vorplanungen abgeschlossen sind", so Eder, "wird die Vorzugsvariante im Rahmen einer Bürgerversammlung vorgestellt, danach folgen die Entwurfsplanung und das Planfeststellungsverfahren. "

Im Planfeststellungsverfahren informiert die Planfeststellungsbehörde die Öffentlichkeit und Betroffene, die dann Einwände erheben können. Der Träger muss dann hierzu Stellung nehmen. Anschließend erfolgt der Planfeststellungsbeschluss, gegen den Einspruch erhoben werden kann. "Es kann schnell gehen oder lange dauern, je nachdem, ob es Klagen gibt und wie viele", meint der Planer auf die Frage nach seiner zeitlichen Einschätzung bis zum Start der Schutzmaßnahmen.

Auch wenn die konkreten Vorhaben gegen das Hochwasser noch nicht feststehen: Sicher ist bereits jetzt, dass zwei Brücken am Gerolsbach neu gebaut werden müssen. "Das ist zwingend erforderlich", stellt Eder fest, da der Abstand zwischen Wasser und Brücke nicht groß genug ist. "Bei der Ilm unterstrom der Gerolsbachmündung im Innenstadtbereich ist auch die eine oder andere Brücke betroffen, beispielsweise in der Münchner Straße über die Ilm und am Schwarzbach. " Auch so manche Fußgängerbrücke oder Stege müssten angepasst werden, so der Planer. Davon sei die Öffentlichkeit aber nicht so betroffen, da sie meist auf Privatgrund liegen. Unterstrom der Gerolsbachmündung würden die Mauern erhöht. Je nach Zustand, müssten sie neu gebaut oder saniert und erhöht werden. "Im Stadtbereich, wo es eng ist, sind Mauern die richtige Wahl", erzählt der Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts. In Gebieten mit mehr Platz werden eher Deiche geplant.

Sechs verschiedene Planungsbüros unterschiedlicher Fachbereiche sind mit den Berechnungen und Planungen betraut. Ende dieses Jahres soll dann schließlich feststehen, wie es weiter geht.

PK

90 Bohrungen entlang Ilm und Gerolsbach

Entlang der Ilm von Pfaffenhofen bis hinaus nach Affalterbach sowie am Gerolsbach-Ufer entlang - im Bereich von Niederscheyern bis zur Mündung in die Ilm - hat das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt (WWA) in den vergangenen Monaten sogenannte Erkundungsbohrungen vornehmen lassen. Die Geoingenieure der Spezialfirma IFB Eigenschenk haben dazu um die 90 tiefe Löcher in den Pfaffenhofener Untergrund bohren lassen. "Diese Baugrunderkundung startete im vergangenen November", berichtet Matthias Spitzbarth, der mit der Maßnahme am WWA betraut war. "Das Ganze hat gute drei Monate lang gedauert - jetzt sind wir endlich fertig geworden. "

Fleißig gebohrt wurde so gut wie überall im besagten Bereich. Meist nahe der Uferlinie. Häufig auf öffentlichem Grund. Rund um die Schulen am Gerolsbach. Auf Wiesen und Feldern. Aber auch auf an oder direkt auf privaten Grundstücken. "Zum Beispiel am Straßenrand, aber auch in Vorgärten", erläutert Spitzbarth. Besonders die Brückenbauwerke im gesamten Areal waren Bestandteil der Untersuchung. "Da geht es vor allem um die Gründung der Bauwerke", führt der WWA-Fachmann aus.

Durch die Ergebnisse der Bohrungen können zahlreiche bautechnische Parameter genau bestimmt werden, die für die weitere Planung der Hochwasserfreilegung entscheidend sein können. "Die ersten Ergebnisse aus dem Bereich bei Affalterbach liegen uns sogar schon vor", berichtet Spitzbarth - ohne etwas über den Inhalt sagen zu können. Die Proben aus Pfaffenhofen wurden dem Labor auch schon zugesandt. "Das kann aber noch etwas dauern, bis alles untersucht ist. "

Probleme mit den Anwohnern oder auch den Grundstücksbesitzern gab es übrigens keine, ergänzt Spitzbarth. "Die Pfaffenhofener haben alle super mit uns kooperiert. "

pat

Simone Diaw