Sie heißt: Herr Dudenhöffer, wie bewerten Sie die Enthüllungen?
Ferdinand Dudenhöffer: Wirklich unglaublich. 2015 ist Martin Winterkorn zurückgetreten. 2016 hat man den facegelifteten Audi A6 auf den Markt gebracht. Darüber entscheidet der gesamte Vorstand. Das heißt, man weiß genau, dass man ein Risiko mit dem kleinen AdBlue-Tank eingeht. Wenn das stimmt, was im "Spiegel" steht, und ein Unternehmen wie Audi dieses Risiko eingeht und keine eine andere Lösung sucht, dann ist das für mich nicht nachvollziehbar.
Wie lösen die anderen Hersteller das Problem.
Dudenhöffer: Das weiß ich nicht, ich kenne die Lösungen der anderen nicht. Aber gerade bei Audi, das extrem im Brennpunkt steht, kann ich nicht verstehen, dass man da nicht mit ein bisschen mehr Sensibilität an das Thema rangeht.
Laut Audi hat das Unternehmen vergangene Woche das Kraftfahrtbundesamt informiert.
Dudenhöffer: Letzte Woche. Das ist drei Jahren nach Diesel-Gate. Dass die Tanks klein sind, weiß man seit drei Jahren. Dass das ein Problem sein kann, weiß man ebenfalls. Und jetzt kommt man und sagt, man hätte das Kraftfahrtbundesamt informiert. Um Gottes Willen.
Und die Öffentlichkeit wird über den Bericht des "Spiegel" informiert. Was sagt das über Audi und das KBA aus.
Dudenhöffer: Zum Weglaufen.
Wie muss es jetzt weitergehen.
Dudenhöffer: Nach meiner Einschätzung kann es nur einen Neuanfang geben.
Mit oder ohne Rupert Stadler.
Dudenhöffer: Wenn Herbert Diess Audi neu aufbaut, dann wird er es nicht so aufbauen, wie er es gerade erst aufgebaut hat. Einmal kann man die Augen zudrücken, ein zweites Mal auch noch, aber Audi kommt ja nicht aus den Schlagzeilen. Diess kann nicht sagen, dass moralisch alles anders werden muss und dann läuft alles so weiter.
Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer ist Professor an der Uni Duisburg-Essen.
Die Fragen stellte Verena Belzer.
