"Es ist eine Last von uns gefallen"

26.08.2007 | Stand 03.12.2020, 6:32 Uhr

Es ist eine Last von uns gefallen

Pfullendorf (DK) Auswärts läuft es für den FC Ingolstadt weiterhin nach Wunsch. Zum Abschluss einer aufgrund der Diskussionen um Trainer Jürgen Press recht turbulenten Woche betrieb die Mannschaft erfolgreich Wiedergutmachung und siegte beim SC Pfullendorf verdient mit 3:0 (0:0).

Dabei war nach der Partie praktisch allen FC-Beteiligten die Erleichterung anzumerken. Auch wenn man – ob von den Spielern oder FC-Präsident Werner Roß – nahezu reflexartig ein "Dazu möchte ich eigentlich nichts mehr sagen" zu hören bekam, die Belastung vor dem Spiel war spürbar für alle ungewöhnlich groß. Auch Trainer Press blieb, angesprochen auf die vergangene Woche, recht kurz angebunden: "Ich habe keine Zeitung gelesen, weil ich mich auf das Spiel konzentrieren musste", sagte er, und hielt sich damit wohl auch an eine Vorgabe der Vereinsführung.

Im Spiel gegen den Tabellennachbarn brauchten die Ingolstädter dann rund zwanzig Minuten, bis sie ihre Nerven im Griff hatten. "Da haben wir uns richtig schwer getan, weil wir zu viel mit langen Bällen agiert haben", gab Stefan Leitl zu. Torchancen waren bis dahin auf beiden Seiten Mangelware. Dies vor allem auch, weil die Pfullendorfer sehr defensiv agierten, und offensichtlich durch Konter zum Erfolg kommen wollten.

"Suuuper"

Aus SC-Sicht blieb es allerdings bei der Hoffnung. Denn ihre beiden Antreiber, Leandro Grech und Johannes Flum, hatten an diesem Tag praktisch nichts zu bestellen. Stattdessen übernahmen der mit einer Bandage spielende Marcel Hagmann und Stefan Jungwirth das Mittelfeld, kontrollierten das Spiel und sorgten dafür, dass der Gastgeber – mit Ausnahme eines Kopfballes von Marco Konrad (44.) – keine Torchance hatte. "Suuuper", nannte FC-Trainer Press anschließend die Leistung seiner beiden Mittelfeldakteure.

Nach dem Wechsel genügten dem FC dann zwölf Spielminuten, um die Partie zu entscheiden. Nach einem "Riesenpass" (Leitl) von "Zecke" Neuendorf war Leitl plötzlich freigespielt. "Dann habe ich den Ball eigentlich schlecht mitgenommen und werde bis zur Grundlinie abgedrängt, aber der Torwart hat noch ein bisschen mitgeholfen", erzählte der Torschütze anschließend. Und aus eigentlich unmöglich spitzem Winkel traf der 29-Jährige durch die Beine von Keeper Ralf Hermanutz zum 0:1 (47.).

"Danach hat man richtig gemerkt, wie eine Last von uns gefallen ist. Ab diesem Zeitpunkt haben wir guten Fußball gezeigt und richtig befreit aufgespielt", meinte FC-Debütant Mario Neunaber, der sich seinen ersten Einsatz mühsam hatte erkämpfen müssen. "Ich weiß, dass ich eine durchwachsene Vorbereitung hatte. Da musste ich akzeptieren, dass ich am Anfang nicht dabei war." Seine fehlerlose Leistung von Pfullendorf könnte dies bald ändern. "Natürlich hat er sich heute angeboten", verteilte Press ein vorsichtiges Lob, "aber er muss die Leistung jetzt natürlich auch im Training bestätigen."

Sechs Minuten nach der Führung reichte ein Befreiungsschlag aus der eigenen Abwehr, um den nächsten erfolgreichen FC-Angriff einzuleiten. Ersin Demir setzte sich geschickt gegen seinen Bewacher Christian Deufel durch, und markierte aus rund 20 Metern Entfernung das 0:2. Wie zuvor Leitl, lief auch Demir sofort zu Trainer Press, umarmte ihn, als hätte er nur für ihn dieses Tor geschossen.

Und als Steffen Wohlfarth – erstmals in der Sturmmitte aufgeboten – nach einem Leitl-Freistoß per Kopf das 0:3 gelang (57.) war die Partie entschieden. "Die Ingolstädter, das muss man anerkennen, haben heute sehr effektiv gespielt", meinte SC-Trainer Michael Feichtenbeiner. Er hatte, trotz der auch nach dem Rückstand oft hilflos wirkenden Spielweise seiner Mannschaft, noch ein Lob für seine "kämpferische" Elf parat. Gefährden konnte die SC-Elf die nun routiniert auftretenden Ingolstädter aber nicht mehr.