Schrobenhausen
"Es ist ein sehr schwieriger Markt"

Die Nachfrage nach dem Schrobenhausener Spargel ist noch gering- Gastronomie fällt komplett aus

27.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:39 Uhr
Der erste Schrobenhausener Spargel wird bereits, wie hier auf einem Feld des Mühlrieder Spargelhofs Seine, gestochen. Doch die Nachfrage lässt noch zu wünschen übrig und die Absatzmärkte sind zum Großteil weggebrochen. −Foto: Wöhrle

Schrobenhausen - Der erste Schrobenhausener Spargel ist da, doch anders als in normalen Jahren fehlen große Teile des Absatzmarktes.

Die Gastronomie als Hauptabnehmer ist derzeit aufgrund der Verordnungen zur Corona-Krise komplett weggebrochen. Die Speiselokale sind geschlossen und auch die Betriebskantinen sind bis auf weiteres zu.

"Es ist ein sehr schwieriger Markt", erklärt Manfred Seine, der in Mühlried einen großen Spargelhof betreibt. "Wir hoffen, dass die Lokale bald wieder aufmachen. " Der gesamte Gastroservicebereich falle momentan aus, Schälspargel werde so gut wie nicht verlangt. Am Großmarkt in München, der von den Spargelerzeugern des Schrobenhausener Landes ebenfalls beliefert wird, sei die Nachfrage eingeschränkt. Zudem sei dort die Konkurrenz groß. Spargelanbieter aus Holland, Italien und Griechenland seien am Großmarkt vertreten und würden das Edelgemüse teilweise zu Dumpingpreisen anbieten. Josef Plöckl, der frühere Vorsitzende des Spargelerzeugerverbands Südbayern, hat von Preisen um die drei Euro gehört. "Wie soll das gehen? ", fragt er sich. Zu so niedrigen Preisen könne niemand gewinnbringend Spargel anbauen, ist er sicher.

Plöckl hält die momentane Situation der Spargelbauern für "katastrophal". Er erinnert sich an andere schwierige Zeiten. "Das ist noch schlimmer als im Tschernobyl-Jahr", erklärt er. Damals, im Jahre der Reaktorkatastrophe 1986, habe "ein totaler Nullstand" geherrscht. "Es hat massenhaft Spargel gegeben, aber der war nicht zu verkaufen", weiß Plöckl noch. Allerdings habe sich das ziemlich schnell geändert, der Spargelverkauf sei wieder angelaufen. Er sei jede Wochen zum Kernkraftwerk nach Gundremmingen gefahren, so Pllöckl, und habe Bodenproben im Hinblick auf eine eventuelle Verstrahlung messen lassen. "Ich habe Tausende Unbedenklichkeitsbescheinigungen verteilt", betont er.

Fraglich ist nach Meinung der Spargelerzeuger auch, ob die Nachfrage bei Privatleuten nach Spargel heuer so groß sein wird wie in anderen Jahren. Zum einen sei es noch winterlich kalt, so dass die Lust auf das frische Edelgemüse noch nicht sehr groß sei. Zum anderen fehlten vielen Menschen aufgrund von Kurzarbeit Einkünfte oder sie erwarteten Gehaltseinbußen, so dass sie möglicherweise beim Spargelkauf sparen.

"Wir sind gerade in der Anlaufphase", erklärt Andreas Sigllechner. Auch sein Betrieb in Hohenwart bietet bereits Spargel an. Weil viele Leute aufgrund der Ausgangsbeschränkungen daheim seien, sei auch die Direktvermarktung schwierig, berichtet er. Auch auf den Wochenmärkten sei viel weniger los als sonst. An Ständen in Fußgängerzonen gehe ebenfalls nichts. Wie sein Kollege Seine ist auch Sigllechner froh über den derzeitigen Kälteeinbruch und die dadurch geringere Erntemenge.

SZ