Schrobenhausen
"Es ist an der Zeit, den Platz freizumachen"

SZ TRIFFT Liane Haupt, die langjährige Vorsitzende der Schrobenhausener Tafel

24.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:10 Uhr

Kontrollierte Übergabe: In den kommenden zwei Monaten gibt es neben dem laufenden Betrieb noch viel zu tun für die scheidende Vorsitzende Liane Haupt. - Foto: Staimer

Schrobenhausen (SZ) Die Zeit ist für sie gekommen: Liane Haupt wird nach zehn Jahren als Vorsitzende der Schrobenhausener Tafel das Staffelholz in die vertrauensvollen Hände ihrer designierten Nachfolgerin weitergeben. Sie blickt zurück auf eine bewegte Zeit, unzählige ehrenamtliche Stunden und sehr viel Freude.

„Als Mitglied einer Gesellschaft hat man nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten“, ist Liane Haupt überzeugt. Diesem Leitmotiv treu habe sich die zupackende Hausfrau und Mutter dreier erwachsener Kinder seit vielen Jahren sozial engagiert - sei es im Bayerischen Landesjugendausschuss oder im Vorstand des Sozialdiensts Katholischer Frauen in Ingolstadt sowie in der Münchner Zentrale.

Es sei im Oktober 2003 gewesen als Inge Eberle als stellvertretende Bürgermeisterin mit der Idee auf sie zukam für bedürftige Menschen in Schrobenhausen eine Tafel zu initiieren, erinnert sich Liane Haupt. Kaum darauf angesprochen, klemmte sich die damals 56-Jährige schon hinter die Umsetzung. Bereits im Dezember desselben Jahres fand mit 40 Gründungsmitgliedern im Geleit die erste Mitgliederversammlung statt, in der sie zur Vorsitzenden gewählt wurde.

Der Grundstein war damit gelegt. Dann ging es an die Umsetzung. Im ersten Quartier der Tafel im alten Stadtbauhof in der Regensburger Straße fand am Aschermittwoch 2004 die erste Lebensmittelausgabe statt. Seit mittlerweile fünf Jahren ist die Einrichtung an der Ecke zur Neuburger Straße beheimatet mit großzügigeren Räumen für die Warenanlieferung und Lagerung. Anfangs seien die Waren noch mit Privatwagen von den Supermärkten, Bäckereien und Metzgern abgeholt worden, erinnert sich Haupt. Heute verfügt die Tafel dank großzügiger Spenden über zwei Fahrzeuge.

Auch wenn die Truppe von durchschnittlich 35 Helfern die Arbeit ehrenamtlich mache, so sei doch Kompetenz im Umgang mit den Menschen sowie den Lebensmitteln nötig. Neben der obligatorischen Hygienebelehrung bestehe zweimal im Jahre die Möglichkeit für die Mitarbeiter an einer Supervision teilzunehmen, berichtet die Tafelvorsitzende.

Liane Haupt ist vielen menschlichen Schicksalen begegnet, die betroffen machen. Unter ihren Klienten seien teils ganz normale Menschen, wie Haupt sagt, die in eine Notlage geraten sind – körperlich oder psychisch erkrankt, Alleinstehende, die plötzlich ihren Job verloren hätten. „Mir war es immer wichtig, dass die Menschen anständig behandelt werden und auch ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Nöte bei uns finden“, betont sie.

Besonders erschütterte Haupt in all den Jahren der verzweifelte Anruf einer Mutter, die am Wochenende für ihre vier Kinder nichts mehr zu essen hatte. „Eigentlich ist es traurig, dass eine so reiche Gesellschaft eine Einrichtung wie die Tafel nötig hat“, sagt Liane Haupt. Und setzt nach: „Vielleicht bin ich eine Sozialillusionistin.“

Ein Wermutstropfen für Haupt ist, dass seit einem guten Jahr die Menge der eingeholten Waren drastisch zurückgeht. Unermüdlich lässt sie ihre aufgebauten Kontakte spielen, setzt Hebel in Bewegung, putzt Klinken für die bedürftigen Menschen. Auch jetzt noch – zwei Monate, bevor sie sich ganz ihrer Familie und ihren zwei Enkeln widmen möchte.

„Ich bin gerne jemand, der die Schrobenhausener Tafel gegründet hat, aber ich bin nicht die Tafel“, blickt die Wahlschrobenhausenerin zurück. Am 26. März steht die Mitgliederversammlung mit Neuwahlen an. Als Nachfolgerin Haupts wird sich Ingeborg Winderl, bisher Vize in der Vorstandsriege, zur Verfügung stellen.

„Man macht es so, wie man es für richtig hält. Ich finde, nach zehn Jahren ist es an der Zeit den Platz freizumachen“, sagt Liane Haupt. Wehmut schwingt zwischen den Worten mit. „Ich zwinge mich loszulassen“, so die scheidende Vorsitzende. Gewiss ist: Auch nach ihrem Rückzug aus der Leitungsposition, wird die sie der Tafel verbunden bleiben. Sie geht in der Hoffnung, dass es nach der Ära Haupt mit der Schrobenhausener Tafel „sukzessive weitergeht mit neuen Ideen und frischem Wind in den Segeln“, wie sie sagt.