Hilpoltstein
"Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht"

Nach 47 Jahren Raiffeisenbank geht der gebürtige Laibstädter Georg Peter am 1. Januar in den Ruhestand

29.12.2020 | Stand 23.09.2023, 16:13 Uhr
Nach fast 50 Jahren bei der Raiffeisenbank beginnt für Georg Peter am 1. Januar der Ruhestand. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein - Ein halbes Jahrhundert hat er nicht geschafft, nicht ganz.

Aber auf beachtliche 47 Jahre bei der Raiffeisenbank kann Georg Peter trotzdem zurückblicken, wenn er Ende dieses Jahres in den Ruhestand geht. Außer dass es nach wie vor um Geld geht, hat sich in dieser Zeitspanne im Bankwesen wohl so ziemlich alles verändert.

Schon die bloßen Zahlen sind beeindruckend. Als 1973 der 17-jährige Laibstädter in der Heidecker Straße 2 in Hilpoltstein seine Banklehre beginnt, stehen gerade einmal knapp 14 Millionen D-Mark in der Bilanz. Wenn Peter nun am 1. Januar ausscheidet, nähert sich die Raiffeisen - Meine Bank eG in der Bilanz langsam der Milliarde - Euro wohlgemerkt, nicht D-Mark. Aber dass das Bankhaus nach mehr strebte, zeichnete sich damals schon ab.

1972 war die Raiffeisenbank vom Marktplatz in das neu gebaute Gebäude in der Heidecker Straße gezogen. "Die Bank war auf Expansionskurs", erinnert sich Peter. 1973 seien bereits zwei Auszubildende dagewesen, fünf seien nun dazugekommen und zwei weitere folgten 1974. Von der 23-köpfigen Belegschaft waren somit 10 Auszubildende. "Das war eine sehr junge Mannschaft. " Von der im Übrigen außer ihm noch zwei aus dem 74er-Jahrgang aktiv seien.

Seine Schulausbildung hat Peter im Übrigen im Internat in Plankstetten gemacht. "Die Schule war top", sagt er heute. Weitermachen wollte er damals nach der Mittleren Reife aber trotzdem nicht. Die FOS wäre die Alternative gewesen - er wählte die Ausbildung. Neben der Bank stand die Oberfinanzdirektion zur Auswahl. "Die Raiffeisenbank war schneller" - und so unterschrieb er am 20. März 1973 einen Vertrag mit langer Gültigkeit.

Los ging es dann am 3. September in dem Raum, der exakt unter seinem heutigen Büro liegt. Zur Heidecker Straße 2 gilt es noch zu wissen, dass damals die Bank nicht wie heute alleine in dem Gebäude war - der Hilpoltsteiner Kurier und die Diskothek "Legère" waren dort ebenfalls zu Hause. Die Ausbildung ist klassisch gewesen, dazu gehörten auch vier Wochen Arbeit im Raiffeisenlager.

Wenn heute bei vielen Banken vom individuellen Service die Rede ist, dann hatte es den bei Raiffeisen schon in den 70ern gegeben. "Man saß da nicht dauernd am Schalter, sondern war viel unterwegs", sagt Peter. Er sei von Haus zu Haus gegangen, man habe das Geld mitgebracht, eben Botendienste. Dabei sei er auf die Dörfer gegangen: Jahrsdorf, Mörlach, Liebenstadt. . . "Das war eine interessante Zeit, weil du die Leute auf dem Dorf kennengelernt hast. " Regelmäßig einmal in der Woche sei man dort gewesen.

Georg Peter würde am 31. Dezember nicht als Vorstandsvorsitzender ausscheiden, hätte er seine Zeit nicht für Weiterbildungen genutzt: Führungsseminare, Bankenfachwirt, Ausbilderprüfung. . . "Ich habe allerdings nicht auf den Vorstandsposten hingearbeitet, der war eigentlich weit weg. " 1981 erfolgte aber der erste entscheidende Schritt: Der Filialleiter in Heideck fiel aus und Peter übernahm das Amt erst kommissarisch, dann fest (Foto: privat 1984) bis zum März 1998.

Wenn Peter sagt, dass der Vorstand zunächst weit weg schien, dann hat das viel mit tragischen Umständen zu tun. Die Bank habe ihn "gefördert und aufgebaut", sagt er rückblickend, "aber dass es dann so schnell ging, war dem plötzlichen Tod von Heinz Hofmann geschuldet". Das war 1997, während des Burgfests. Die Lücke im Vorstand musste geschlossen worden, die Wahl fiel auf Peter, der hatte aber noch nicht die Qualifikation. "Die Bankenaufsicht genehmigte die zeitweise Vakanz. " Im März 1998 bestand er die Prüfung und am 1. April war er dann Vorstandsmitglied. Aber nun folgte der nächste Schicksalsschlag: Kaum ein Jahr nach dem Tod von Heinz Hofmann starb auch dessen Nachfolger Rudolf Pfaller. "Dann stand ich plötzlich alleine da", sagt Peter.

Relativ schnell ging es unter Peters Führung dann 2000 an die Fusion mit der Raiffeisenbank Meckenhausen, nach fast 40 Jahren - damals die Verschmelzung mit Heideck-Liebenstadt - wieder ein Zusammenschluss. Bis zum nächsten dauerte es dann nicht mehr so lange: 2008 mit Allersberg zur "Raiffeisenbank am Rothsee" und schließlich 2018 mit den Oberpfälzer Genossen aus Berching, Freystadt und Mühlhausen zur "Raiffeisen - Meine Bank eG".

"Was mir immer am Bankgeschäft gefallen hat, ist die Vielfalt der Aufgaben", sagt Peter. Als Vorstandschef sei es ihm sicher hilfreich gewesen, dass er vorher alles gesehen hat. Die gesamte Bandbreite von Botengängen, Schalterdienst, Kreditvergabe, Wertpapiere, Großkundengeschäft, Buchführung oder Warenlager. Besonders gerne habe er das Firmenkundengeschäft gemacht, verrät Peter. "Ich fand es interessant hinter die Kulissen der Firmen zu blicken, ihre Philosophien, ihre Ziele. " Das sei für ihn aufregender gewesen als Fonds und Aktien.

Obwohl sein Vater bereits ehrenamtlich Vorstand bei Raiffeisen gewesen ist, hat Georg Peter in der Schule zunächst die technische Richtung eingeschlagen. "Buchführung hatte ich erstmals in der Berufsschule. " Diese habe ihm aber nie Probleme bereitet. Insgesamt habe er es nie bereut, die Banklaufbahn eingeschlagen zu haben, so Peter. "Es hat mir von Anfang an Spaß gemacht. "

Dass ihm trotz aller Begeisterung für Raiffeisen und das Bankwesen dieses nach dem Ausscheiden fehle, glaubt Peter nicht. "Da wird schon meine Frau dafür sorgen. " Auch wenn er zurzeit keine besonderen Pläne habe, das habe Corona verhindert. Aber auf alle Fälle werde er noch etwas mehr für seine Fitness tun und da sei ja noch seine großes Hobby: der eigene Garten.

HK

Rainer Messingschlager