Pfaffenhofen
"Es gibt Konzerte, da fliegt der Raum"

Bernhard "Wacky" Singer hat vor 20 Jahren die Künstlerwerkstatt ins Leben gerufen

02.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:07 Uhr

In Bernhard „Wacky“ Singers (links) Künstlerwerkstatt gaben auch Bobby Shew, Joe Haider und Jeff Berlin schon Konzerte - Fotos: Anders, PK-Archiv

Pfaffenhofen (PK) Jerry Bergonzi, Jeanne Carroll, Monty Waters, BraffOesterRohrer, Adrian Mears und viele andere: In der Künstlerwerkstatt geben sich seit 20 Jahren Jazzkünstler aus aller Welt die Klinke in die Hand.

Dass es die Künstlerwerkstatt einmal so lange gibt, daran hat Bernhard „Wacky“ Singer nie gedacht. „Wir haben halt einfach immer weiter gemacht“, sagt er pragmatisch. Seit 20 Jahren gibt es die Jazzkonzerte gegenüber dem Pfaffenhofener Bahnhof nun – ein „kulturelles Angebot“, wie es Singer nennt. „Klar, wenn ich drei Mädels hinstell und die singen, dann hab’ ich die Bude voll“, erklärt der Schreiner. „Aber wir wollen gute Musik anbieten.“

Daher kam es in den vergangenen zwei Jahrzehnten schon mal vor, dass in seiner Werkstatt nur eine Handvoll Leute saß. Solche Abende aber seien eher selten: Meist versammeln sich 80 bis 90 Gäste in der Künstlerwerkstatt. Trotzdem gibt es Termine, die Singer nicht vergessen hat. „Einmal, da hat es so geregnet, dass nur sieben Leute gekommen sind“, erinnert er sich. „Und John Hollenbeck war vor drei Jahren da, der hat vor 20 Leuten gespielt – da hab ich mich richtig geschämt.“ Denn Hollenbeck ist letztlich einer der Favoriten Singers: Für das kommende Frühjahr hat er den Jazz-Schlagzeuger mit dem Claudia Quintett daher noch einmal eingeladen.

Aber auch ein Auftritt des Tenorsaxofonisten Roman Schwaller ist Singer im Gedächtnis geblieben. „Meist sind die Gäste ja andächtig leise“, sagt Singer. „Aber an dem Abend haben die Leute im Publikum so laut geratscht – da ist er zu ihnen hin und hat ihnen das Saxofon um die Ohren geblasen.“ So seien die Künstler eben: „Sie wollen, dass das Publikum bei ihnen ist – es gibt Konzerte, da fliegt der Raum.“ Daher unterhalten sich viele auch nach den Konzerten noch mit den Gästen.

Manche Abende vergisst Singer aber aus anderen Gründen nicht, ein Auftritt des Andromeda Mega Express Orchesters beispielsweise. „Die waren einen Tag zuvor in München für ein Konzert – und haben ihren Auftritt bei uns entsprechend publik gemacht“, berichtet Singer. „Dann hat es zwar geschneit – an Ostern – aber die Leute sind trotzdem auch draußen stehen geblieben.“

Trotzdem hat sich sein eigener Einsatz über die Jahre geändert. Während der Anfangszeiten hat er noch selbst immer wieder Geld zugeschossen und viel Zeit in die Kulturwerkstatt gesteckt. Inzwischen stehen mit Matthias Stadler und dem Verein einige Helfer bereit. „Ohne den Verein würde ich das heute nicht mehr machen“, sagt Singer. Wie lange er selbst noch bei der Künstlerwerkstatt mit anpacken wird, das steht allerdings gar nicht zur Debatte: „Darüber denke ich gar nicht nach.“

Morgen laden Singer, Stadler und der Verein zur großen Jubiläumsfeier ein. Um 15.30 Uhr ist ein Festakt am Unteren Hauptplatz geplant, anschließend – gegen 16 Uhr – ziehen die Künstler und Musiker zur Werkstatt gegenüber dem Bahnhof. Angeführt wird dieser Festzug von der Neutral Ground Brass Band. Um 18.30 Uhr gibt das Werkstattorchester im Garten der Künstlerwerkstatt ein Konzert, um 21 Uhr folgt das Hi-Fly Orchestra. Ab 22.30 Uhr gibt es das Don Braden Quartet im Panorama Tonstudio zu hören.