"Es geht ums Schicksal einzelner Menschen"

21.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr

Zu den Berichten "Neuer Ärger fürs Klinikum" und "Kritik zurückgewiesen" (DK vom 18. und 26. Juli):

Die Artikel zur Situation des Elisabeth-Hospizes Ingolstadt haben mich sehr beschäftigt. Mich haben sie zuerst wütend und dann nur noch traurig gemacht. Es macht mich traurig und betroffen, zu sehen, dass es bei diesen langen Diskussionen mit so vielen Argumenten gar nicht mehr um das "Eigentliche" geht. Sollten nicht vielmehr nur der Patient und deren Angehörige im Fokus stehen? Sollte es nicht nur darum gehen, schwerstkranken Menschen einen menschenwürdigen letzten Lebensabschnitt im gemeinnützigen Hospiz zu ermöglichen?

Als Professorin für Rechnungswesen, Controlling und Unternehmensführung wurde ich vor Kurzem gebeten, für das Elisabeth-Hospiz ein betriebswirtschaftliches Gutachten zu erstellen. Die wirtschaftliche Situation der Elisabeth Hospiz gGmbH ist mir daher bestens vertraut. Ich war zuerst versucht, mit weiteren betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zu argumentieren. Dies insbesondere vor dem Hintergrund, dass ich nachweisen könnte, dass eine Belegung der 13 Betten statt 10 mittlerweile die wirtschaftliche Situation wesentlich verbessert hat.

Aber geht es nicht um etwas viel Bedeutenderes? Zeigt nicht vielmehr die ganz einfache Rechnung, dass durch die Nichterfüllung des Versorgungsauftrages (die Bereitstellung von nur 10 statt von 13 Betten) bis zu 56 Patienten jedes Jahr zusätzlich eine Unterstützung hätten bekommen können, da die Zimmer vorhanden waren? Und eigentlich geht es auch nicht um diese Zahl, sondern um das Schicksal eines jeden einzelnen Menschen, der die Hilfe und Unterstützung des Hospizes nicht annehmen durfte. Und es geht auch um die vielen Angehörigen, die in dieser schweren Zeit diese Hilfe durch das Hospiz nicht wahrnehmen konnten. Nicht nur die neuen Verantwortlichen, der Vorsitzende des Hospizvereins Jens Böhm und Hans Pütz, Geschäftsführer der Hospiz GmbH, arbeiten ehrenamtlich. Ganz vergessen wird in den Artikeln, dass viele Mitarbeiter Tag für Tag ehrenamtlich viele Stunden arbeiten und helfen, den Patienten ein wenig Mut, Trost und vieles mehr in ihren letzten Tagen zu geben. Auch sie fragen nicht danach, ob sich ihr Einsatz rechnet, sondern sie helfen.

Ich möchte nochmals betonen, dass es vorrangig nur darum gehen kann, Schwerstkranken einen würdevollen Lebensabschluss zu geben und auch den Angehörigen diese schwere Zeit zu erleichtern. Genau deshalb sind viele der in den Artikeln genannten Argumente und persönlichen Empfindlichkeiten nicht von Belang. Zum Abschluss ein schöner Gedanke: Wäre es nicht wunderbar, wenn ab sofort alle Beteiligten zusammenarbeiten und mithelfen würden, um in Zukunft vielleicht sogar noch mehr Menschen einen Platz in diesem Hospiz zu geben?

Heike Bonefeld,

Wolfratshausen