Es geht nicht um die Nichtduldung von Nachbarn

24.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:40 Uhr

Zum Leserbrief "Es wäre an der Zeit, Solidarität zu zeigen", DK vom 15. Juni:Es nutzt niemandem, auf den Werdegang des betreffenden Gebiets im Hinblick auf die Eingliederung in den Naturpark Altmühltal einzugehen.

Es lagen wohl zwingende Gründe vor, dieses Gebiet 1995 unter besonderen Schutz zu stellen. Hatte man doch vom Aussterben bedrohte Tiere nebst seltenen Orchideen identifiziert und dokumentiert. Die Informationen liegen den Behörden vor.

Zum Problem der vorhandenen Baulücken: Nur, weil man keine rechtliche Handhabe hat, den Grundbesitzern Bauzwang aufzuerlegen, autorisiert das die Kommune noch lange nicht, kurzerhand Natur zu zerstören ohne Alternativen abzuwägen. Der Bevölkerung wird mittels Blick durch die rosarote Brille ein falsches Bild vorgegaukelt. Selbst wenn die Fläche nunmehr auf 1,7 Hektar reduziert wurde, ändert das nichts an der Tatsache, dass exakt 1,7 Hektar Biotop zerstört werden, und zwar unwiederbringlich. Deshalb ergeht der dringende Appell an die Verantwortlichen der Stadt, endlich umzukehren und vom Vorhaben Flächentausch abzulassen.

Es ist selbstverständlich mehr als legitim, wenn sich eine junge Familie den Traum von einem eigenen Häuschen im Grünen verwirklichen will. Aber muss das Häuschen unbedingt in einer Schutzzone stehen? Ist schon einmal überlegt worden, dass dieses besagte Häuschen genauso gut auf den betreffenden Tauschflächen (Aicholding respektive Prunn) stehen könnte? So wurden die Lehmhaussiedlung und die Ortsabrundung Prunn abgelehnt. Bereits die Überlegungen eines Flächentauschs würde sich von vornherein erübrigen, wären diese Projekte nicht zurückgewiesen worden.

Jene Anwohner, denen vorgeworfen wird, Einwendungen gegen neue Nachbarn zu erheben, haben ihr Haus übrigens auf Ackerland - wohlgemerkt nicht auf wertvollem Trockenrasen - errichtet und sich auf diese Art ihren Lebenstraum verwirklicht. Es geht in keiner Weise um die Nichtduldung von Nachbarn. Es ist viel einfacher, als man denkt, es geht um die Erhaltung der Lebensgrundlage für bedrohte Tiere und Pflanzen.

Die mit dem Leserbrief angesprochenen Bürger von Gleislhof sind stets achtsam mit der Natur umgegangen, sind der Natur nach wie vor sehr verbunden, wissen, wie man sie schützt. Schonender Umgang mit der Natur war nie ein Fremdwort, und so wurde größter Wert auf zu erhaltende Biodiversität gelegt. Statt Flächenversiegelung herrscht auf den Grundstücken eine Symbiose aus Bauwerk und Garten vor. Zur Erhaltung und Weiterentwicklung von Flora und Fauna wurden umfangreiche Grünflächen mit geeigneten Gehölzen verwirklicht. Schon beim Einzug wurde eine Regenwasserzisterne in Betrieb genommen. Die Beschäftigung mit dem Garten entschädigt um ein Vielfaches die entgangenen Reisen. Der Betätigung an der frischen Luft wird mehr Bedeutung beigemessen als der Hektik unserer Zeit. Mit dieser Lebensweise hält sich die persönliche CO2-Bilanz in Grenzen.

Wilfried Michel, Riedenburg