Ingolstadt
"Es geht auch um Arbeitsplätze"

FCI-Geschäftsführer Spitzauer versucht Folgen eines möglichen Abstiegs vorzubeugen

14.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:38 Uhr
So krass wie auf diesem Bild sieht es im Audi-Sportpark bei den Heimspielen des FC Ingolstadt zwar noch nicht aus, aber der Zuschauerschwund ist schon enorm. Im Schnitt kommen bisher 1500 Besucher pro Spiel weniger ins Stadion als in der Vorsaison. −Foto: Hase/dpa

Ingolstadt (DK) Nach einer Woche Sonne und frühlingshaften Temperaturen beim Trainingslager in Spanien geht es für die Spieler des FC Ingolstadt bei Schmuddelwetter mit der Vorbereitung auf den Abstiegskampf in der 2. Bundesliga weiter. Aber nicht nur sportlich wartet auf die Schanzer viel Arbeit, auch organisatorisch und finanziell hat der Verein alle Hände voll zu tun.

So muss sich Finanz-Geschäftsführer Franz Spitzauer so intensiv wie lange nicht mit einem Abstiegsszenario in die 3. Liga auseinandersetzen. Bis März müssen die Lizenzierungsunterlagen sowohl für die 2. Bundesliga an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) sowie für die 3. Liga beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) eingereicht werden. Angesichts des Tabellenstandes ist Letzteres dieses Mal keine Formalität.

Schließlich würden alleine die Fernseheinnahmen der Ingolstädter von rund 18 Millionen Euro auf etwa 1,8 Millionen einbrechen. Der derzeitige Etat von annähernd 40 Millionen Euro müsste entsprechend zurückgefahren werden, und es würden wohl nicht alle Stellen der Fußball-GmbH (derzeit 135 Voll- und Teilzeitkräfte) erhalten bleiben. "Es geht auch um Arbeitsplätze", bestätigt Spitzauer. "Wenn Unbeteiligte dann einfach so daherreden und sagen: ,Ach, die steigen eh ab', dann ist das für mich schwer nachzuvollziehen. Wir wollen ein guter Arbeitgeber sein und unsere Leute weiterbeschäftigen."

Insofern sammeln die Schanzer gerade Daten, um zu erarbeiten, wie es im schlimmsten Fall weitergehen kann. Denn eines steht für Spitzauer fest:  "Wenn es tatsächlich zu einem Abstieg käme, wovon ich nicht ausgehe, wollen wir die wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen, um gleich wieder aufsteigen zu können."

So weit ist es aber noch nicht. Deshalb versucht man beim FCI, mit Schwung aus der Winterpause zu kommen und will dafür auch die Zuschauer gewinnen. Für die restlichen sieben Heimspiele überlegen sich die Schanzer gerade Aktionen, wie sie Fans wieder vermehrt ins Stadion locken können - abgesehen von erfolgreichen Auftritten der Mannschaft. Denn gegenüber der vergangenen Spielzeit, in der noch 10200 Zuschauer im Schnitt in den Audi-Sportpark strömten, sind es nun nur noch 8700. Obwohl Besuchermagneten wie der Hamburger SV (13500) oder die beiden Derbygegner Jahn Regensburg (10038) und Greuther Fürth (9861) bereits zu Gast waren. Selbst ein Abrutschen unter die 8000er-Marke müssen die Schanzer daher bis Saisonende einkalkulieren.

Ein anderes Feld ist das Marketing. Auch hier überlegt der Verein, neue Wege zu gehen. Im Sommer läuft der Vertrag mit Partner U! Sports (einst Ufa Sports), mit dem der FCI seit 2013 zusammenarbeitet, aus. "Es kostet einen enormen Aufwand, aus zwei Firmen ein Team zu formen, das nach außen hin gemeinsam auftritt. Das ist uns zwar gut gelungen, erfordert aber Kapazitäten in den Schnittstellen", sagt Spitzauer, der daher über eine Eigenvermarktung nachdenkt. "Auf nationaler Ebene hat es uns nicht so viel gebracht, wie wir das erhofft hatten. Darum gibt es die Überlegung, es gleich selbst zu übernehmen", erklärt Spitzauer.

Schließlich haben von den Großsponsoren lediglich Coca-Cola und Falken Tyres ihren Firmensitz nicht in der Region. Auch sonst leben die Schanzer stark von ihren Partnern aus der Umgebung. Von den rund 350 Sponsoren (beginnend bei 3000 Euro) sind 85 Prozent aus der Region. Trotz der sportlich schwierigen Situation und des gegenwärtigen Krisenszenarios glaubt Spitzauer aber fest an einen neuen Aufschwung.

"Wir haben nach wie vor das Ziel, dass wir wieder zu den Top 25 in Deutschland gehören wollen. Bei einem Verein gibt es immer Höhen und Tiefen. Wir und die Region waren in den vergangenen Jahren sehr auf Zukunft und Erfolg programmiert, dass wir uns nicht haben vorstellen können, dass es auch mal wieder in die andere Richtung gehen kann. Das ist jetzt der Fall", meint der 54-Jährige, gibt sich aber kämpferisch: "Das bedeutet aber nicht, dass alles einbricht. Wir müssen schauen, dass wir aus der jetzigen Schwächephase gestärkt hervorgehen. Wenn wir dann wieder erfolgreicher sind, werden wir mit der Situation anders umgehen und sie nicht mehr als selbstverständlich hinnehmen. Diese Lehre müssen wir ziehen."
 

Gottfried Sterner