Es gäbe günstigere Alternativen zum neuen Sitzungssaal

28.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:47 Uhr

Zu "Wichtiger Schritt für neuen Kindergarten" (EK vom 20. Juli): Wieder gab es in der Gemeinderatssitzung vom 17. Juli in Walting keine Entscheidung, ob der neue Kindergarten mit oder ohne neuen Sitzungssaal für den Gemeinderat gebaut werden soll.

Das Architekturbüro wurde aber bereits mit der Erstellung von detaillierten Plänen beauftragt, Sitzungssaal mit eingeschlossen.

Die Planung in diesem Stadium wird dann bereits so speziell, dass dazu schon Bauingenieure und Fachingenieure einzubeziehen sind. Je später also diese Entscheidung vom Gemeinderat fallen wird, desto mehr wird es kosten, auf den Sitzungssaal zu verzichten. Vielleicht war es auch die "Taktik" Bürgermeister Schermers, die Entscheidung so weit rauszuzögern, dass den Räten nichts anderes bleibt, als in die saueren Äpfel zu beißen und endgültig für den neuen Sitzungssaal zu stimmen, wenn das Geld für die Planung nicht wieder zum Fenster rausgeworfen sein sollte?

Die finanzielle Ausgangssituation in Walting wird allerdings zusammen mit allen anderen anstehenden Projekten auch durch dieses Projekt in eine enorme Verschuldung gelenkt: Bis 2022 plant die Gemeinde, 4,2 Millionen Euro Kredit aufzunehmen, des Weiteren bestehen noch eine Million Euro Schulden für das neue VG-Gebäude in Eichstätt.

Es gäbe deutlich kostengünstigere Alternativen zum geplanten neuen Sitzungssaal: Zum einen könnte man den alten Sitzungssaal in der Grundschule verschönern, barrierefrei machen und mit neuer Technik ausstatten. Zum anderen soll der neue Kindergarten selbst ohnehin schon einen Saal namens "Mehrzweckraum" bekommen, der laut Auslobung für "unterschiedlichste Veranstaltungen eine flexible Nutzung" bieten soll, auch für Gemeindeveranstaltungen. Dieser Mehrzweckraum könnte auch für Ratssitzungen genutzt werden, zumal ohnehin nur abends getagt wird, wenn der Kindergarten geschlossen ist. Eine entsprechende Bestuhlung des Mehrzweckraums für Gemeinderatssitzungen erscheint einmal im Monat zumutbar hinsichtlich der finanziellen Situation Waltings. Wofür braucht der neue Kindergarten denn zwei Säle in gleicher Größe mit je einer Küche und je einem Lagerraum? Die Teeküche dieses Saals wäre hierbei genauso groß geplant wie die Küche für den gesamten Kindergarten, purer Luxus für Bürgermeister und Gemeinderat im Wert von einigen hunderttausend Euro.

Weniger großzügig wird offenbar dagegen die Fläche des neuen Sitzungssaals geplant. Der bisherige Saal in der Grundschule hat nach eigenen Messungen um die 85 Quadratmeter. Der neue soll laut Auslobungstext nur 60 Quadratmeter groß werden. Die Architekten haben in ihrem Planvorschlag nur acht Stuhlplätze für Gäste eingezeichnet. Dabei heißt es in der Geschäftsordnung der Gemeinde: "Die öffentlichen Sitzungen des Gemeinderats sind allgemein zugänglich, soweit der für Zuhörer bestimmte Raum ausreicht. " Will man gar den Raum absichtlich so klein halten, dass die Bürger nicht mehr ausreichend Raum haben?

Auch hier punktet wieder der geplante Mehrzweckraum. Er hat ebenso wie der umstrittene Sitzungssaal nur 60 Quadratmeter, ist aber durch eine Schiebetür ins Foyer auf über 100 Quadratmeter vergrößerbar. Neben der Kostenersparnis wäre bei der Nutzung dieses Mehrzweckraums für die Gemeinderatssitzungen sichergestellt, dass bedeutend mehr Zuhörer Plätze fänden, falls der Andrang einmal größer wäre. Letztendlich kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es durch den Bau eines mutmaßlich absichtlich zu kleinen Sitzungssaals im CSU-regierten Walting unter anderem darum geht, den Zustand der "geschlossenen Gesellschaft" aufrechtzuerhalten.

Ilona Zehetleitner, Walting