Hilpoltstein/Roth
"Es funktioniert noch alles wie vorgesehen"

Trotz dunkelroter Corona-Stufe ist am Rother Gesundheitsamt die Kontaktverfolgung aktuell nicht gefährdet

05.11.2020 | Stand 23.09.2023, 15:14 Uhr
Sieben Tage die Woche wird auf den beiden Etagen des Gesundheitsamts am Rother Westring gearbeitet. Die Hauptaufgaben sind weiterhin, die Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen, Menschen in Quarantäne zu schicken und sie daraus wieder zu entlassen. Den steigenden Infektionszahlen entsprechend wurde und wird die Behörde personell aufgestockt. −Foto: Tschapka, Archiv

Hilpoltstein/Roth - Nach dem dritten Anstieg der Inzidenzzahl in dieser Woche hat nun auch der Landkreis Roth die dunkelrote Corona-Stufe erreicht: Wie das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) am Donnerstag meldete, stieg der Wert von 99,41 auf 104,14 Neuinfektionen innerhalb einer Woche und pro 100000 Einwohner.

 

Zusätzliche Konsequenzen zu den einschränkenden Maßnahmen, die ohnehin seit diesem Montag und bis vorerst zum 30. November gelten, treten mit dem Erreichen der dunkelroten Corona-Stufe aber nicht in Kraft, wie das Rother Landratsamt betonte.

Wie aus der Statistik des Rother Landratsamts hervorgeht, stieg die Zahl der aktuellen Covid-19-Patienten von Mittwoch, Stand 14.15 Uhr, bis Donnerstag, Stand 13.30 Uhr, um 10 auf jetzt 159. Die Gesamtzahl der Infizierten im Landkreis Roth stieg innerhalb eines Tages um 18 auf jetzt 687. Die Zahl der Genesenen erhöhte sich hingegen nur um 8 auf jetzt 519. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19 liegt weiter bei neun.

Für den Leiter des Rother Gesundheitsamts, Stefan Schmitzer, hat sich die Lage im Landkreis trotz des neuen Höchstwerts nicht verändert. "Wir arbeiten hier weiter am Limit, aber es funktioniert noch alles wie vorgesehen", sagt Schmitzer. Speziell die Kontaktverfolgung, die in anderen Regionen wegen eines außer Kontrolle geratenen Infektionsgeschehens oftmals schon komplett aufgegeben werden musste, ist im Landkreis Roth weiterhin kein Problem. "Wir schaffen es noch, dass wir uns mit jedem Infizierten in Verbindung setzen und Kontaktpersonen ermitteln können", sagt Schmitzer und betont: "Dass nach einem positiven Test ein Fall nicht nachverfolgt wird, kommt bei uns nicht vor. "

Möglich macht das vor allem die Aufstockung des Personals in den vergangenen Monaten: Das Team habe sich "quasi verdoppelt", erläutert Kerstin Gräf aus dem Büro des Rother Landrats. Zu den etwa 30 regulären Mitarbeitern im Gesundheitsamt sind in den vergangenen Wochen nach und nach 14 Kräfte aus anderen Bereichen des Landratsamts dazugestoßen. Zudem verstärkt ein Mitarbeiter aus dem Robert-Koch-Institut das Rother Gesundheitsamt, er ist unter anderem für Statistiken zuständig.

Darüber hinaus sind 28 Mitarbeiter über die Regierung befristet beim Gesundheitsamt angestellt, sie werden gestaffelt ab dem 16. November beziehungsweise ab dem 1. Dezember eingesetzt. Im Einsatz sind auch zehn Freiwillige anderer Behörden, der letzte von ihnen wird am 11. November zum ersten Einsatztag erwartet. Weitere Unterstützung erhofft sich das Gesundheitsamt von der Bundeswehr, insgesamt zehn Soldaten seien im Gespräch.

Die sogenannten Contact-Tracing-Teams, die sich mit der Nachverfolgung der Kontaktpersonen befassen, arbeiten aktuell in fünf Gruppen. Ihre Schichten sind lang, nämlich von 8 bis 20 Uhr. Alle Neuen würden eine entsprechende Einweisung erhalten, sagt Gräf, zudem stehe stets ein erfahrener Kollege bereit.

Alle Mitarbeiter des Gesundheitsamts, die mit der Bewältigung der Corona-Krise zu tun haben, sind auf zwei Stockwerken in der ehemaligen Sparkasse am Rother Westring untergebracht. "Wir sind wirklich gesegnet mit unseren Räumen", sagt Amtsleiter Schmitzer, der mit seinem Team zu Jahresbeginn noch auf einer deutlich kleineren Bürofläche in einem ehemaligen Sparkassen-Gebäude an der Allersberger Straße in Roth arbeitete. Zeitgleich mit der ersten großen Corona-Welle zog das Gesundheitsamt im Frühjahr planmäßig an den Rother Westring. Ein Kraftakt, der sich laut Schmitzer jetzt aber auszahlt. Weil es weiterhin kurze Wege und die Möglichkeit des ständigen Austauschs gibt, obwohl täglich neue Mitarbeiter hinzukommen.

Trotzdem wächst das Gesundheitsamt auch schon über seine neuen Räumlichkeiten hinaus. Mitarbeiter, die nicht unmittelbar mit der Kontaktverfolgung zu tun haben, wurden vorübergehend ins Haus des Gastes nach Hilpoltstein ausgelagert, das nach wie vor dem Landkreis gehört. Hier arbeiten seit dieser Woche laut Amtsleiter Schmitzer vor allem sehr erfahrene Angestellte, die wenig Rücksprache benötigen würden und etwa für Hygienekontrollen zuständig seien.

HK

Jochen Münch, Monika Meyer