Es fehlt Plan B

Kommentar

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Die SPD bewegt sich, will nach dem Jamaika-Scheitern Verantwortung übernehmen, als Stütze einer Minderheitsregierung oder gar als Juniorpartner einer neuen großen Koalition. Fraglich ist, wer die Richtung vorgibt. Martin Schulz jedenfalls entgleitet die Kontrolle mehr und mehr.

Hatte er sich nach dem Jamaika-Aus noch mit Basta-Politik versucht, der Neuauflage von Schwarz-Rot eine Absage erteilt und auf Neuwahlen gesetzt, musste er nur Tage später beidrehen.

Es war wohl weniger der Appell von Bundespräsident und Parteifreund Frank-Walter Steinmeier als der Zorn bei den Genossen über den strategischen Kardinalfehler, der Schulz zur Rolle rückwärts zwang. Hampelmann statt Steuermann, das ist das Bild, das viele Sozialdemokraten gerade von ihrem Chef haben. Scheinbar genüsslich schauen seine Widersacher zu, wie Schulz' Autorität schwindet.

Schon machen Gerüchte die Runde, der Vorsitzende wolle das Handtuch werfen. Doch die Personaldebatte lenkt vom tiefen Dilemma ab, in das die SPD durch ihr Wahldebakel gestürzt ist. Bei Neuwahlen drohen 20,5 Prozent minus X. Bei einer Neuauflage von Schwarz-Rot die weitere Verzwergung neben Merkel. Es rächt sich bitter, dass Schulz einfach keinen Plan B hatte.