KOMMENTARE
Es fehlen die großen Ideen - Ein Kommentar von Christian Tamm zu MediaMarktSaturn

Von Christian Tamm

12.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:46 Uhr
Der Elektronikhändler Ceconomy fasst trotz Corona wieder Fuß, will aber dennoch Filialen schließen. −Foto: Armin Weigel/dpa

Ein Sortiment aus ungezählten Artikeln begehrter Hersteller.

Hunderte Märkte in bester Lage. Mehr oder minder prominente Werbegesichter. Und vor allem zwei starke Marken mit populären Schriftzügen. Rosiger könnte die Ausgangsposition für MediaMarktSaturn eigentlich nicht sein. Eigentlich.

Denn zu diesen Stärken gesellen sich allzu oft auch Unruheherde - die traurigerweise oft hausgemacht sind und den Ingolstädtern seit Jahren das Leben schwer machen. Zuletzt mehrten sich etwa Meldungen von regelrecht fliehenden Führungskräften. Dazu das zwar langsam Schwung holende aber letztlich zu schleppend anlaufende Online-Geschäft. Und bei der Muttergesellschaft Ceconomy kommt es immer wieder zu Personalquerelen - zuletzt beim erfolglosen Versuch der Familie Kellerhals, die Bestätigung von Freenet-CEO Christoph Vilanek im Aufsichtsrat zu verhindern, oder bei der nur sieben Monate dauernden Ära des Vorstandschefs Jörn Werner, der auf den ebenfalls eher glücklos agierenden Pieter Haas gefolgt war.

Das alles führt letztlich dazu, dass - wohlgemerkt schon lange vor der Corona-Krise - die wirtschaftlichen Eckdaten von MediaMarktSaturn zwar nicht miserabel, für die eigenen Ansprüche aber auch nicht gut genug sind. Und wie reagiert man darauf? Mit einem heftigen Sparkurs, dem Hunderte Jobs auch am Hauptsitz in Ingolstadt zum Opfer gefallen sind. Und wie der Ceconomy-Aufsichtsrat nun in Düsseldorf festgelegt hat, werden europaweit weitere tiefgreifende Einschnitte folgen - samt Marktschließungen, neuen Vereinheitlichungen und weiterem Abbau von Vollzeitstellen.

Das ungebremste Wachstum früherer Tage ist freilich in weite Ferne gerückt. Dass man gegensteuert, zeigt: Bei MediaMarktSaturn sowie bei Ceconomy hat man sich nicht daran gewöhnt - und das ist eine gute Botschaft. Eine zukunftsweisende Herangehensweise muss man aber suchen. Sicher, viele der Umstrukturierungen sind nicht falsch. Aber MediaMarktSaturn ist seit einer gefühlten Ewigkeit damit befasst, interne Abläufe zu straffen. Die Kunden interessiert das alles wenig - zumal sich am Produkt kaum etwas bewegt. Barista-Bars, Show-Küchen und edlere Möbel, wie man es im umgebauten MediaMarkt in Ingolstadt sehen kann, sind letztlich kein strategischer Husarenritt, den es aber bräuchte. Es bleibt zu hoffen - vor allem für die Mitarbeiter - dass das Pulver der Konzernchefs damit noch nicht verschossen ist.