Eichstätt
Es drohen Kannibalismus und Federpicken

Geflügelzüchter bangen um ihre Tiere - Wegen Vogelgrippe herrscht Stallpflicht

15.03.2021 | Stand 19.03.2021, 3:34 Uhr
Die Enge in den Ställen sehen Züchter als problematisch an. Im großen Garten fühlen sich die Tiere sehr viel wohler. Doch wegen der Vogelgrippe können die Tiere derzeit nicht ins Freie. −Foto: Bauer

Eichstätt/Langensallach - Im Herbst vergangenen Jahres bremste Corona die komplette Geflügelschausaison aus.

Jetzt bedroht die Aufstallungspflicht auf unbestimmte Zeit wegen der Vogelgrippe die erfolgreiche Zucht. Die Züchter des Geflügelzuchtvereins Eichstätt und Umgebung sind in großer Sorge und befürchten einen enormen Einschnitt in der Zucht von alten oder bedrohten Rassen.

Sebastian Ruppert, der Vorstand des Geflügelzuchtvereins Eichstätt und Umgebung sieht das große Problem nicht nur an der Stallpflicht an sich, sondern am Zeitpunkt. Jetzt im Frühjahr geht es um die Nachzucht. Manche Züchter haben schon starke Legeeinbußen. Viele Rassen seien dadurch gefährdet, da die gewünschte Zahl an Jungtieren nicht erreicht werden kann.

Problematisch, so Ruppert, ist die Enge in den Ställen. Die Küken werden immer größer, sie brauchen Platz. Bei ihm könnten die Küken im ganzen Stall herumlaufen, bis sie dann so groß sind, dass sie ins Freie dürfen. Durch die Stallpflicht sind die erwachsenen Tiere Tag und Nacht im Stall und brauchen den Platz, den sonst die Kleinen hätten. Jetzt wäre es Zeit, die Zuchtstämme aufzulösen. Denn viele Züchter haben die Nachzucht schon. Die Zwerghennenzüchter starten erst jetzt mit der Zucht. Die Küken sollten Mitte April ins Freie.

Die Tiere monatelang im Stall einzusperren ist keine artgerechte Tierhaltung. Die Tiere vegetieren so dahin. Tiere wie Züchter leiden unter diesen Umständen. Es drohen Federpicken und Kannibalismus. Unter den Zuchthähnen beginnen die Rangkämpfe. Im Freien ist das unproblematisch. Da ziehen sich die Schwächeren zurück. Diese Möglichkeit haben sie in der Enge des Stalls nicht. Die Gefahr ist, dass die Zuchthähne sich verletzen. Die Folge wäre, dass die Züchter wertvolle Zuchthähne schlachten müssten. Bei Groß- und Wassergeflügel ist nach Aussage des Vereinsvorstands Sebastian Ruppert unter diesen Umständen überhaupt keine Nachzucht möglich. Die totale Stallhaltung erfordert bei Wassertieren natürlich auch höhere Kosten und mehr Arbeit, da die Streu täglich erneuert werden muss.

Sehr dankbar äußerte sich Ruppert über die Unterstützung in dieser schwierigen Zeit durch die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel (CSU, Landkreis Eichstätt) und den Landtagsabgeordneten Alfons Brandl (CSU, Landkreis Weißenburg/Gunzenhausen).

Auch mit dem Veterinäramt Eichstätt sei der Geflügelzuchtverein in ständigem, konstruktivem Austausch über die aktuelle Lage. Ruppert hofft auf eine baldige Aufhebung der Aufstallungspflicht und vernimmt mit Genugtuung die Aussage des Veterinäramtes: "Keinen Tag länger als nötig bleiben die Tiere im Stall. "

Kritisch hinterfragt Vorstand Ruppert, warum etwa im Landkreis Donau-Ries die risikobasierte Aufstallungspflicht möglich ist, obwohl dieser Landkreis an Landkreise angrenzt, in denen die Vogelgrippe aufgetreten ist. Die risikobasierte Stallpflicht sei hier nicht möglich.

Große Sorgen macht sich der Vorstand um den Bestand des Geflügelzuchtvereins Eichstätt und Umgebung: Sollte die Stallpflicht über den März hinaus anhalten, droht seinem Verein das Aus. Deshalb richtet er die dringende Bitte an die zuständigen Behörden, die Aufstallungspflicht so schnell wie möglich aufzuheben und sich an der risikobasierten Anordnung zu orientieren. Denn im Landkreis Eichstätt sind keine Vogelgrippe-Fälle aufgetreten. Die Tiere leiden sehr. Sebastian Ruppert formuliert das Ziel des Vereins: "Wir wollen bedrohte Haustierrassen erhalten. Es besteht die Gefahr, dass wertvolle Gen-Reserven verschwinden. "

Der Vorstand wirft auch einen Blick in den Nachbarlandkreis zu den Züchterfreunden des Geflügelzuchtvereins Treuchtlingen und Umgebung. Dort sei der Sperrbezirk aufgehoben worden, aber trotzdem bleibe die Aufstallungspflicht. Die Treuchtlinger haben sehr seltene Enten- und Gänserassen. Heuer droht nun der totale Ausfall der Nachzucht. Die Folge wäre, dass 2021 wieder keine Ausstellungen möglich wären. Deshalb ist der Verein enorm finanziell belastet.

DK