Essen (DK
Es brennt bei Thyssenkrupp

Beschäftigte reagieren mit Protestaktionen gegen geplantes Sparprogramm in der Stahlsparte

09.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:20 Uhr

Essen (DK) Mit Einschnitten bei seiner krisengebeutelten Traditionssparte Stahl will Thyssenkrupp in den kommenden Jahren rund 500 Millionen Euro sparen. Der Betriebsrat reagiert mit Protestaktionen auf die Pläne der Konzernspitze.

Es lag schon in der Luft: Kaum waren die ersten Informationen über die Kürzungsvorhaben des Thyssenkrupp-Vorstands raus, da standen am Freitagabend die ersten Stahlarbeiter des Konzerns schon mit Fackeln auf der Straße und demonstrierten gegen den geplanten Jobabbau. Die Protestaktionen mit Arbeitsniederá †legungen dürften auch so schnell nicht beendet werden, signalisierten Arbeitnehmervertreter am Wochenende. Gestern seien Arbeiter in Duisburg-Hüttenheim beim Schichtwechsel am Mittag über die geplanten Einschnitte informiert worden, sagte der Hüttenheimer Betriebsratsvorsitzende Werner von Häfen.

Durch solche - auch in den kommenden Tagen geplanten - Informationsveranstaltungen kann es nach Angaben des Betriebsrats zu spürbaren Einschränkungen in der Produktion kommen. "Wir planen weitere Arbeitskämpfe", sagte von Häfen. Zentrum der Proteste sei zunächst der Standort Hüttenheim mit seinen rund 1300 Mitarbeitern.

"Es wird fast keinen Tag ohne Belegschaftsaktionen geben", hatte bereits zuvor der stellvertretende Betriebsratschef der Stahlsparte, Tekin Nasikkol, angekündigt. Durch Informationsveranstaltungen für die Belegschaft könne es spürbare Einschränkungen in der Produktion geben bis zur Situation, in der eine "ordnungsgemäße Produktion" nicht mehr möglich sei.

Der Industriekonzern Thyssenkrupp hatte geplante Einsparungen von 500 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren und die Schließung von Teilanlagen angekündigt. Der Betriebsrat befürchtet den Wegfall von mehr als 300 Arbeitsplätzen. Den Angaben zufolge sollen die Anlagen zur Verarbeitung von Grobblech in Duisburg-Hüttenheim und Bochum vor der Schließung stehen. Thyssenkrupp hatte am Freitag erklärt, im Mittelpunkt der Sparmaßnahmen stünden Effizienzsteigerungen bei Personal, Instandhaltung und Reparatur, Logistik, Vertrieb und Verwaltungskosten.

Es sei eine "Salamitaktik" zu befürchten, in deren Folge weitere Stellen gestrichen würden, sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel Europe, Günter Back. Zudem könne bei einer möglichen Fusion mit dem Konkurrenten Tata ein weiterer Aderlass drohen. Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte mehrfach betont, dass der geplante Umbau der Stahlsparte unabhängig vom Ergebnis der laufenden Gespräche mit dem Konkurrenten notwendig sei.

Thyssenkrupp beschäftigt in seiner Stahlsparte in Deutschland knapp 26 000 Mitarbeiter, davon knapp 22 000 in Nordrhein-Westfalen. Während sich die Stahlbranche insgesamt derzeit über steigende Aufträge freuen kann, hat der Bereich Grobblech in der Vergangenheit nach Angaben des Betriebsrats rote Zahlen erwirtschaftet. Zudem leidet die Branche unter Überkapazitäten, die nach Einschätzung von Konzernchef Hiesinger eine Konsolidierung nötig machen.