Lichtenau
Es begann mit einem "Saustall"

Tag des offenen Denkmals: Kreisheimatpfleger Manfred Veit führt Besucher durch Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Lichtenau

10.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:06 Uhr
Über eine volle Kirche konnte sich Kreisheimatpfleger Manfred Veit (stehend, Bildmitte) beim Tag des offenen Denkmals in Lichtenau freuen. −Foto: Al. Hammerl

Lichtenau (ajh) Einen Blick in die Geschichte und hinter die Kulissen der Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Lichtenau hat Kreisheimatpfleger Manfred Veit am Tag des offenen Denkmals geboten - und stieß auf großes Interesse, denn rund 100 Interessierte fanden den Weg in die Kirche.


Die Geschichte des Bauwerks begann mit einem Saustall - so wurde laut Veit die 1432 erstmals urkundlich erwähnte Vorgängerkirche aufgrund der geringen Größe genannt. Nicht einmal 70 Quadratmeter mussten für Pfarrer und Gläubige während des Gottesdienstes reichen, was an gut besuchten Tagen eben an den genannten Saustall erinnerte. Ab 1914 plante die Kirchengemeinde, ein größeres Gotteshaus zu errichten und gründete dafür einen Kirchbauverein - der Erste Weltkrieg und die Inflation danach ließen die Ersparnisse aber nahezu verschwinden, sodass gleich zweimal für den Kirchenbau gespart werden musste.

Erst 1927 konnte der erste Gottesdienst in der neuen Kirche gefeiert werden. Als Architekt fungierte Professor Michael Kurz, der das Gebäude im Stil der neuen Sachlichkeit gestaltet hatte. Nach dem Prinzip "der Zweck bestimmt die Form" ist der Innenraum schlicht gehalten, die Wände gehen rechtwinklig ins Dach über, die Fenster sind Rechtecke - Veit betont, ihm sei klar, dass es hier nicht jedem gefalle, aber er sei begeistert von dieser Kirche. Der Turm des Vorgängerbaus ist weiterhin der Kirchturm, das wahrscheinlich aus dem 15. Jahrhundert stammende Bauwerk ist das älteste in Lichtenau.

Wohl ins Reich der Legenden gehört laut Veit die Geschichte, er sei auf den Resten eines Römerturms erbaut worden, weil der untere Teil des Turms aus Bruchstein besteht. Eine Römerstraße sei zwar in der Nähe verlaufen, allerdings wäre Bruchstein für die Römer ein untypisches Baumaterial gewesen. Ein Stück Zeitgeschichte findet sich aber im Altarraum, denn das dort zitierte Banngebet richtet sich laut Veit gegen Glaubensfeinde, beispielsweise im Kulturkampf des deutschen Kaiserreichs gegen die Kirche oder später gegen den Kommunismus.

Nicht sichtbar ist im Gebäude ein Gemälde von Michael Weingartner, das nicht zur ursprünglichen Ausstattung der Kirche gehörte. Weil der Pfarrgemeinde das Gebäude wohl zu schlicht war, hatte Weingartner ein Bild beigesteuert, das bei der letzten Renovierung 2007 schließlich zu einer problematischen Debatte führte: Sollte das ursprüngliche Bild wiederhergestellt werden, müsste das Weingartnergemälde verschwinden.

Letztendlich fiel die Entscheidung, den alten Zustand wiederherzustellen, allerdings wurde das Bild von Weingartner erhalten - darüber befindet sich nun eine Rekonstruktion des ursprünglichen Bildes. Zum Abschluss der kurzweiligen Führung bot die Pfarrgemeinde Kaffee und Kuchen an.