Eysölden
Erweiterung statt Schließung?

Kirchenverwaltung liegt preisgünstiges Angebot für Dachsanierung in Eysölden vor – Kolumbarium für ganze Pfarrei möglich

16.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:46 Uhr

Es gibt viel zu tun in der katholischen Kirche in Eysölden: Wenn alles nach Plan läuft, kann das Gotteshaus wider Erwarten doch noch gerettet werden – und das in dem Jahr, in dem es ein Jubiläum feiert. Vor 50 Jahren wurde die Notkirche geweiht. - Foto: Luff

Eysölden (HK) Unerwartete Wendung im Fall der Heilig-Kreuz-Kirche in Eysölden: Wie es aussieht, kann die Kirche erhalten werden. In der Pfarrei ist man nach einem preisgünstigen Angebot einer Dachdeckerei jedenfalls optimistisch.

Er könne derzeit keine Hoffnung machen, hält sich Pfarrer Franz-Josef Gerner noch bedeckt. Ja, es gebe ein konkretes Angebot, bestätigt der Geistliche aus Hilpoltstein, der auch für Eysölden zuständig ist. Doch wie es weitergehe, müsse man erst in Gesprächen mit der Bistumsleitung sehen. Eine Tendenz gibt es für ihn jedenfalls noch nicht.

Immerhin hatte der Domkapitular Alfred Rottler noch im November gesagt, er könne „keinen pastoralen Bedarf“ erkennen – und damit die kleine Eysöldener Kirche fast schon beerdigt. Dass sie jetzt eine Wiederauferstehung feiern kann, davon zeigt sich der Eysöldener Franz Zebisch von der Kirchenverwaltung Zell, dessen Frau 30 Jahre die Mesnerin der Heilig-Kreuz-Kirche war, überzeugt: „Wir nehmen das schon in Angriff.“ Die Kirche werde nicht entweiht werden, sagt er fest. Und findet sich in dieser Einschätzung in bester Gesellschaft. „Die Entweihung ist vom Tisch“, sagt Gerhard Schwing, der Zeller Kirchenpfleger. Die dortige Pfarrkirchenstiftung verwaltet auch die kleine Filialkirche in Eysölden.

Schwing nennt einen guten Grund für diese Annahme: Ihm zufolge müsste die Kirchenverwaltung den entsprechenden Antrag stellen, den förmlichen Beschluss treffe dann der Bischof. In der jüngsten Sitzung des Kirchenvorstandes habe man aber den Grundsatzbeschluss getroffen, die Profanierung nicht zu beantragen.

Ganz zwingend ist dies zwar nicht, das Kirchenrecht sieht es anders vor. Doch ist man laut dem Domkapitular Rottler im Bistum Eichstätt tatsächlich übereingekommen, dass die Kirchenverwaltung einen derartigen Antrag stellen müsse. Die strikt kirchenrechtliche Vorgehensweise wäre eine andere, wie Bernhard Löhlein von der Pressestelle des Bistums Eichstätt erklärt – ohne konkret auf den Eysöldener Fall einzugehen. Ihm zufolge gibt es zwei denkbare Vorgeschichten einer Kirchenprofanierung: Wenn keine Gottesdienste mehr möglich sind, weil eine notwendige Sanierung zu kostspielig ist, dann könne der Bischof die Entweihung verfügen. Bei anderen „schwerwiegenden Gründen“ müssten sowohl der Priesterrat als auch die betroffene Kirchenstiftung angehört werden. Als Beispiel nennt Löhlein einen stark rückläufigen Kirchenbesuch.

In Eysölden könnte man mit beiden Argumentationen arbeiten. Muss man aber wohl nicht mehr, wenn man im Bistum bei der gefundenen Linie bleibt, wonach die örtliche Kirchenverwaltung den ersten Schritt tun muss. Insgesamt ist die Entwicklung eine durchaus überraschende Wendung, die vor allem der Fachfirma zu verdanken ist, die nach den Presseberichten über die drohende Profanierung mit ihrem Angebot an die Bistumsleitung herangetreten ist. Darin werden alle bis dato genannten Zahlen in den Schatten gestellt: Laut dem Vorschlag kostet die Dachsanierung 26 000 Euro. Zwar sollten Helfer dafür mit anpacken. Doch in Eichstätt ist man bislang von den Kosten für eine Generalsanierung ausgegangen, deren Volumen auf rund 200 000 beziffert wird.

Die betreffende Firma war schon 2011 mit der Notsicherung des Daches der Eysöldener Kirche beauftragt, sagt der Kirchenverwalter Schwing. „Denen ist die Baustelle bekannt.“ Die genannten Kosten werde die Eysöldener Pfarrstiftung schultern können, prognostiziert Schwing.

In Eichstätt sei man bislang von einer notwendigen Generalsanierung und eben den Kosten von 200 000 Euro ausgegangen, mit dem Dach und der Elektrik als größte Posten. „Das ist nicht finanzierbar“, stellt Schwing klar. Deshalb werde es jetzt eben eine Nummer kleiner versucht und sich auf das Dach konzentriert. Und zwar auf das bisherige – anfällige – Flachdach. „Es als Schlepp- oder Satteldach umzugestalten, ist schwierig“, sagt Schwing. Das Isoliermaterial und die Holzdecken müssten entfernt werden, „dann schauen wir, was mit den Leimbindern ist“. Man könne das Dach ja offen lassen, ergänzt Franz Zebisch – unter einer Voraussetzung: „Wenn es Eichstätt genehmigt.“

Der Eysöldener sprüht schon vor Tatendrang, will die Arbeiten spätestens bis Sommer in Angriff nehmen. „Und dann können wir immer noch sehen, was wir aus dem Gebäude machen.“ Ein Kirchlein bleibt es, wenngleich weiterhin nicht zu erwarten steht, dass viele Gottesdienste dort gefeiert werden. Doch die Kirchenverwaltung geht schon mit einer Idee schwanger, wie man die Heilig-Kreuz-Kirche nutzen könne: „Angedacht ist, dass die Kirche um ein Kolumbarium ergänzt wird“, verrät Schwing. Eine solche Urnenwand gebe es in der ganzen Pfarrei nicht, dabei würde die Feuerbestattung immer beliebter. Auch konfessionsübergreifende Bestattungen könne er sich hier vorstellen. Selbstverständlich müsste hierfür die Bistumsleitung mitspielen, zudem habe man keinerlei Erfahrungen, ob man mit einem Kolumbarium die Unterhaltskosten des Gebäudes bestreiten könnte.

Es stehen also noch viele Fragezeichen hinter dem Projekt. Aber: „So schwebt es mir vor“, sagt Gerhard Schwing. So könne man etwas Sinnvolles schaffen und das Gebäude als ein Haus Gottes erhalten. Das sei nicht nur für das Erscheinungsbild am Ortsrand von Eysölden wichtig, sondern auch für die Gläubigen im Dorf, die nicht nur zu Trauerfeiern hier zusammenkommen könnten, „alle Arten von Eucharistiefeiern wären möglich“.

Gleichzeitig tritt Schwing auf die Euphoriebremse, morgen könne man wohl noch nicht loslegen. Erst müsse ein Finanzierungsplan erarbeitet werden, dann die finanziellen Mittel in den Haushalt eingestellt. „Solche Prozesse dauern“, sagt Schwing. Dies sei wohl verantwortlich dafür gewesen, dass Katholiken in Eysölden den Eindruck gehabt hätten, dass längere Zeit nichts geschehen sei.

Schwing verhandelt derzeit mit der Firma, die das Kirchendach sanieren will – obwohl man an der Bistumsspitze von den neuesten Entwicklungen im Ort noch gar nichts weiß. Laut Bistumssprecher Bernhard Löhlein wartet man in Eichstätt noch immer, ob der Antrag auf Profanierung von der Kirchenverwaltung gestellt wird. Auch der Diözesanbaumeister Richard Breitenhuber zeigt sich noch zurückhaltend: „Die Entscheidung für den grundsätzlichen Erhalt müsste die Pfarrei treffen“, sagt er – vom bereits verabschiedeten Grundsatzbeschluss weiß auch er noch nichts.

Grundsätzlich hält Breitenhuber den Bau des Architekten Josef Elfinger für „interessant“: Sofern das Finanzielle geklärt und tatsächlich eine Nutzungsmöglichkeit gefunden werden würde, „finden wir eine Sanierungsmöglichkeit“, sagt Breitenhuber. „Die Diözese wird immer zu ihrer Verantwortung stehen.“ Und wohl auch den Fördersatz von 65 Prozent, den es für Filialkirchen bei Sanierungen gewöhnlich gibt, bewilligen. Unerwartet gute Voraussetzungen also, dass der Wunsch von Gerhard Schwing in Erfüllung geht: „Vielleicht können wir noch im Herbst das 50-Jährige feiern, ohne dass die Kirche eine Baustelle ist.“