Pfaffenhofen
Erstwähler vor dem 26. September: Sie kennen nur Mutti

<?Schrift SchriftWeite="96ru"> Viele Erstwähler sind mit Kanzlerin Angela Merkel aufgewachsen - und können eine neue Ära mitbestimmen<?_Schrift>

15.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:49 Uhr
Fiona Rist
Angela Merkel verlässt die große politische Bühne. Für viele Erstwähler ist sie die einzige Regierungschefin, die sie bisher erlebt haben. −Foto: Zhurda, dpa/privat

Pfaffenhofen - 16 Jahre Kanzlerschaft von Angela Merkel (CSU) neigen sich langsam dem Ende zu. Vor allem für junge Wähler ist die kommende Bundestagswahl also sehr besonders: Sie sind mit Merkel aufgewachsen und kennen es eigentlich gar nicht, dass die Bundesrepublik von einer anderen Person regiert wird. Eine Situation, die manche Landkreisbürger kennen: Auch der frühere CDU-Kanzler Helmut Kohl war 16 Jahre im Amt und viele Erstwähler standen 1998 ebenfalls vor der Möglichkeit, den bevorstehenden Wandel mit ihrem Kreuz auf dem Stimmzettel mitzugestalten. Drei junge Landkreisbürger, die bisher eben nur Angela "Mutti" Merkel als Regierungschefin in Deutschland kennen, erzählen von ihren Erfahrungen rund um die Kanzlerin - und sie erklären, was sie sich von der neuen Regierung erwarten.

Hans Steinbach aus Pfaffenhofen durfte bereits bei den Kommunalwahlen im vergangenen Jahr sein Kreuzchen machen und hat somit schon Erfahrungen mit dem Ablauf einer Wahl sammeln können. Für ihn ist es wichtig, dass möglichst viele an der Bundestagswahl teilnehmen: "Jeder hat eine Stimme - und jede Stimme, die nicht wählt, geht letztlich zugunsten einer undemokratischen Partei. Es wird sich nichts verändern, solange man seine eigenen Interessen nicht mit der Wahl einer entsprechenden Partei vertritt."

Von der noch amtierenden Bundeskanzlerin hat Steinbach ein gutes Bild gewonnen: "Ich persönlich habe Merkel als eigenständige und starke Frau angesehen, die stets für die Werte ihrer Partei eintritt." Vor allem ihre Offenheit gegenüber Themen, die gegebenenfalls auch gegen ihre eigenen Werte sprechen schätzt er sehr an Merkel. "Ich persönlich finde es aber nicht schwer, mir eine neue Regierung vorzustellen", so der Pfaffenhofener über die kommende Zeit nach der Wahl.


Aus seiner Sicht steht nun eine sehr chaotische und anstrengende Zeit bevor. "Die ungeordnete politische Landschaft lässt viele verschiedene Szenarien der Regierungsbildung zu", befürchtet der 19-Jährige.

Laura Gnann aus Pfaffenhofen ist ebenfalls wahlberechtigt und gibt ihre Stimme bei einer Bundestagswahl ab. "Es wird wahrscheinlich ungewohnt sein, jemand anderen als Frau Merkel an der Macht zu sehen, da ich sonst bewusst noch keinen anderen Kanzler in Deutschland mitbekommen habe", sagt sie. An Merkel gefiel ihr vor allem, deren Art zu sprechen: "Besonders in der Coronakrise fand ich ihre Worte gut gewählt." Trotzdem freut sich die 19-Jährige auf die Veränderungen, die kommen werden. Vor allem in der Klimapolitik erhofft sich Laura Gnann mehr Unterstützung durch die Politik. Außerdem ist es ihr wichtig, dass die Jugend mehr Beachtung bekommt. "In der Schule sollten dringend mehr Diskussionen über Politik stattfinden, auch wenn man da oft noch nicht wahlberechtigt ist", wünscht sie sich. Für die Auszubildende ist es wichtig, dass junge Wähler die Möglichkeit nutzen, mitbestimmen zu können: "Ich wüsste nicht, warum ich dieses Recht nicht nutzen sollte. Jede Stimme zählt. Das ist einfach Fakt. Es geht um unsere Zukunft, unsere Nachfahren und so vieles mehr. Nehmt euch die Zeit, denn es ist einfach unfassbar wichtig."

Louis Macchi aus Göbelsbach ist zur Bundestagswahl zwar noch nicht volljährig, beschäftigt sich aber trotzdem schon intensiv mit dem Thema. Mit Angela Merkel verbindet er eine diplomatische Politikerin und Vermittlerin, die Deutschland gut vertreten hat. "Schade war, dass sie in ihrer letzten Legislaturperiode weniger mitgezogen hat und man weniger von ihr gesehen hat", so der 17-Jährige.

Vom neuen Kanzler oder der neuen Kanzlerin erhofft er sich neue Möglichkeiten in der Digitalisierung, verstärkte Zusammenarbeit in der EU, sowie mehr Aufmerksamkeit für den Umweltschutz: "Die Mobilität sollte verändert werden. Dazu gehört für mich beispielsweise ein Ausbau des ICE-Netzes und bessere Anbindungen." Der Schüler fände es außerdem wichtig, mehr auf die jungen Wähler einzugehen - und wäre daher auch für ein Wahlrecht ab 16 für interessierte Jugendliche. Zudem kritisiert er, dass viel Eigeninitiative betrieben werden muss, um sich als junger Mensch mit Politik auszukennen: "Junge Leute werden aktuell nicht angesprochen. Außerdem werden solche Themen zu wenig in der Schule behandelt."

PK


Fiona Rist