Wolnzach
Erstmals eine Frau an der Spitze

Anja Koch führt als neue Ortsvorsitzende die Freien Wähler Wolnzach an

03.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:52 Uhr

Blumen gab es für die neue FW-Chefin Anja Koch nach der einstimmigen Wahl. Ihr gratulierten FW-Fraktionssprecher Florian Werther (rechts), Zweiter Bürgermeister Georg Guld (von links) und Kochs Vorgänger Johannes Ays, der sein Amt vorzeitig abgab. - Foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Premiere bei den Freien Wählern Wolnzach (FW): Mit Anja Koch führt zum ersten Mal eine Frau den Ortsverband an. Die 45-Jährige hat am Montag den bisherigen Vorsitzenden Johannes Ays abgelöst, der sein Amt aus persönlichen Gründen vorzeitig abgab.

Aus den Hintergründen seiner Entscheidung machte Johannes Ays bei der Jahreshauptversammlung im Gasthaus Post kein Geheimnis. Zu den beruflichen Herausforderungen - Ays ist als Rechtsanwalt tätig - kämen Ehrenämter und andere Funktionen. "Ich habe mir da ein bisschen viel aufgehalst", erklärte Ays und verschwieg auch einen zweiten Grund für seinen Entschluss nicht. "Ich bin nicht unbedingt ein Politiker", gab er offen zu, weshalb er das eine oder andere Problem mit manchen Vorgängen in der Wolnzacher Kommunalpolitik habe. "Deshalb habe ich entschieden, dass es besser ist, wenn ich das beende", stellte er am Montag sein Amt zur Verfügung.

Auch wenn er es deutlich kürzer ausgeübt hat als ursprünglich gedacht: Ays hatte erst im November 2014 das Amt des Vorsitzenden von seinem Vorgänger Christian Dierl übernommen. Wenn auch vorzeitig, so war der erneute Stabwechsel bei den Freien Wählern gut vorbereitet: Nach dem Jahresrückblick, dem Kassenbericht und der Entlastung des Vorstandes war es eine reine Formsache, einen Nachfolger für Johannes Ays zu bestimmen. Beziehungsweise eine Nachfolgerin: Mit Anja Koch, die von allen 20 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern gewählt wurde, steht erstmals eine Frau an der Spitze des FW-Ortsverbandes.

"Gerne" und mit einem strahlenden Lächeln nahm die 45-Jährige die Wahl an. Erst seit 2014 ist Anja Koch Mitglied bei den Freien Wählern, kandidierte bei der letzten Kommunalwahl auf Listenplatz 20 für den Gemeinderat. "Dass ich jetzt als Ortsvorsitzende hier stehen würde, hätte ich damals nicht gedacht", so Koch. Aber die letzten beiden Jahre hätten ihr so viel Freude gemacht, "dass ich mich mehr einbringen möchte - politisch und im Vereinsleben".

Die neue Ortsvorsitzende ist seit 15 Jahren mit ihrem Mann und ihrem 17-jährigen Sohn in Wolnzach ansässig. "Wir wohnen nicht nur hier, sondern leben auch hier", sagte sie. Das unterstreicht ihr vielseitiges ehrenamtliches Engagement: Anja Koch ist Gästeführerin im Deutschen Hopfenmuseum, Helferin bei der Tafel und Ausschussmitglied im Gewerbeverband.

"Eine Frau, eine Zugereiste und auch noch Sternzeichen Widder - ich bin mir meiner Verantwortung bewusst", begann Koch mit einem Lachen ihre Antrittsrede, die viel Motivation, Idealismus und Humor verspüren ließ. Die den Widdern angeblich eigene Ungeduld sei auch ihre persönlich Schwäche; "aber ich werde versuchen, sie zu zügeln", versprach sie. Das Ziel der Kommunalpolitik ist in Kochs Augen, "dass sich alle hier in Wolnzach wohlfühlen". Deshalb wolle man die Bürger zu Dialogpartnern machen. Kommunalpolitik finde nicht nur auf der großen Bühne im Rathaussaal statt, sondern auch draußen auf der Straße. "Wir werden uns nicht verstecken, sondern uns immer wieder zu Wort melden", versprach Anja Koch. "Wolnzach braucht uns Freie Wähler." Der Wunsch der neuen Ortsvorsitzenden für ihren Heimatort: "Nicht die Eigenprofilierung im Auge haben, sondern das gemeinsame Ziel." Um das zu erreichen, plädierte sie für einen "offenen Umgang und einen freundlichen Blick". Für ihre engagierten Worte gab es am Ende einen langanhaltenden Applaus der FW-Kollegen.

Der neu gewählten Vorsitzenden gratulierte nicht nur Max Hechinger als Zweiter Vorsitzender des FW-Kreisverbandes Pfaffenhofen. Glückwünsche und Blumen kamen auch vom Zweiten Bürgermeister Georg Guld und FW-Fraktionssprecher Florian Werther. Beide berichteten zudem kurz von ihrer Arbeit. Werther ging neben den Sachthemen auch auf die schlechte Stimmung im Gemeinderat ein - "auch wenn ich dazu am liebsten nichts sagen würde". Die persönlichen Empfindlichkeiten seien nach der Wahl nicht abgeklungen, sondern eher schlimmer geworden, bedauerte Werther die anhaltenden Querelen. Auch er selbst sei natürlich nicht immer emotionslos, gestand er ein. "Aber wir versuchen, uns ruhig zu verhalten."

Die gute Zusammenarbeit mit Verwaltung und Bürgermeister betonte Georg Guld als Zweiter Bürgermeister. "Wir werden immer eingebunden und ernst genommen", bestätigte er einen guten Draht zu Bürgermeister Jens Machold (CSU). Den demonstrierte dieser postwendend: Machold kam am Ende des Abends vorbei, um der neuen Vorsitzenden zu gratulieren und der gesamten FW-Fraktion für die "konstruktive Zusammenarbeit" zu danken.