Kleinhöbing
Erst sind die Archäologen dran

Bauarbeiten an der Einmündung Kleinhöbing verzögern sich voraussichtlich um zwei Wochen

22.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:17 Uhr

Siedlungsspuren schon an der Oberfläche: Die Archäologen haben unter der ersten Abtragung des Bodens mehr Spuren der Vergangenheit gefunden als gedacht - die Arbeit dauert deshalb länger. - Foto: Luff

Kleinhöbing (luf) Freie Fahrt auf den Straßen in und um Kleinhöbing: Was Bürger gewöhnlich gut finden, sollte in diesem Fall zurzeit aber anders sein. Die Einmündung der Kreisstraße RH 30 in die Staatsstraße 2227 soll bekanntlich umgebaut werden; die Vollsperrung der Kreisstraße war deshalb für den 12. September angekündigt, ab dem 19. September sollte zusätzlich die Staatsstraße halbseitig gesperrt sein. Doch es kam anders. Archäologen wurden auf dem Areal fündig - weit mehr als gedacht.

Dass das Schwarzachtal schon in früheren Zeiten ein beliebtes Siedlungsgebiet gewesen ist, stört bei Bauarbeiten immer wieder, ob bei der Fernwasserleitung, beim ICE, beim neuen Rewe-Markt in Thalmässing oder beim neuen Wohnbaugebiet in Greding. Jetzt eben auch beim Umbau der Einmündung in Höbing. Dem Staatlichen Bauamt Nürnberg, das die Arbeiten verantwortet, war klar, dass es archäologische Funde geben würde. Ein zeitlicher Puffer sei hierfür eingeplant, hatte der zuständige Sachgebietsleiter Christoph Eichler bei einem Ortstermin mit Bürgern kurz vor dem geplanten Baubeginn versichert. "Den Puffer müssen wir jetzt ausreizen", sagte Eichler nun. Und das schon vor Beginn der Arbeiten; der Start erfolgt ihm zufolge nun am 4. Oktober, dem Tag nach dem Feiertag zur Deutschen Einheit.

"Es war nicht abzusehen, dass es so viel sein wird", sagte Jessica Gebauer, wissenschaftliche Mitarbeiterin des mit den Grabungen beauftragten Büros für Archäologie Reve aus Bamberg. Deutlich geworden sei dies erst, nachdem der Bagger den Mutterboden abgezogen hatte. Auf mehr als 100 Funde und Befunde sind sie und ihr Team bislang gestoßen, Pfosten, Scherben, Knochen. Viele der Befunde stammen aus der Eisenzeit, doch lässt sich manches auch im Mittelalter verorten. "Der Taleinschnitt bis nach Greding war Altsiedelland", so Gebauer - "zu fast jeder Zeitschicht fanden die Leute den Boden hier interessant und ließen sich nieder."

Die einzelnen Befunde würden jetzt in der Fläche geputzt, dokumentiert und vermessen, später müsse man dann auch noch überprüfen, wie weit die Spuren der Vergangenheit in die Tiefe gehen. Bis Anfang Oktober werde dies wohl dauern. "Wir retten die Befunde vor der Baustelle", sagte Gebauer.

Die aber kommt. Zwei Wochen später als angenommen zwar, doch sie kommt, versichert Christoph Eichler. Ob die ausführende Firma sich an den geplanten Bauablauf hält und zunächst lediglich die Kreisstraße gesperrt wird oder ob sie gleich in die Vollen geht, vermag er noch nicht zu sagen. In jedem Fall hat Eichler noch die Hoffnung, dass der Zeitplan eingehalten werden kann - Ende Dezember sollten die neue Einmündung inklusive einer Linksabbiegespur, Parkbuchten für Busse und ein neuer Gehweg fertig sein. Ganz sicher ist er sich nach den neuerlichen Überraschungen im Boden aber nicht mehr. Denn die Archäologen würden auch die Bauarbeiten begleiten, insbesondere, wenn ein größerer Aushub ansteht, "wenn es in die Tiefe geht". Dort erwartet die Archäologin jedoch keine bahnbrechenden Funde mehr. "Die Leute haben nicht allzu tief gesiedelt", sagte Jessica Gebauer. "Wir sind hier 40 Zentimeter unter der Grasnarbe."