München
Erst Rap, dann Razzia

Bonez MC & RAF Camora bekommen nach dem Konzert in der Olympiahalle Besuch von der Polizei

24.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:03 Uhr
RAF Camora & Bonez MC sind für Songs wie "Kokain" oder "500 PS" bekannt. Nach dem Konzert gab's eine Razzia - und Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz. −Foto: Kerouche

München (DK) Die beiden Hip Hopper Bonez MC & RAF Camora bringen das Publikum in der ausverkaufen Olympiahalle buchstäblich auf die Palme.

Im positiven Sinne, denn die überwiegend jugendlichen Fans sind begeistert. Eine Palme aus Plastik steht dabei nicht nur am Ende des Laufstegs, es gibt auch hauptsächlich Songs aus dem mit Platin ausgezeichneten Album "Palmen aus Plastik" und dem 2018 erschienenen Nachfolger zu hören. Die Stimmung ist fantastisch.

Der Abend beginnt um kurz vor sieben beschaulich mit noch dezenten Klängen von Hip-Hop-Newcomer Gallo Nero. Sein Wiener Genre-Kollege Joshi Mizu bringt die Halle wesentlich mehr in Wallung, und das große Bouncen beginnt. Als Bonez MC & RAF Camora - in Trainingsanzügen, wie auch ein großer Teil der Anwesenden - die Szenerie betreten und mit ihrem Hip-Hop-, Dancehall-, Reggae-Erfolgsmix loslegen, gibt es kein Halten mehr, und die Party geht ab. Die Show der beiden Pop-Proleten hat Charme, Abwechslung und Biss. Nicht nur ob der Tatsache, dass Bonez MC den Mund voller sogenannter Goldgrillz über den Zähnen gerne weit aufreißt. Die beiden Erfolgsrapper fahren einen gigantischen Alligator auf, der hydraulisch mit weit geöffnetem Maul zu den Beats den Kopf bewegt. Erste Erfolge konnten die zwei bereits mit der Hip-Hop-Crew 187 Straßenbande feiern. Das "Nebenprojekt" der zwei erfreut sich offensichtlich großer Beliebtheit bei der Jugend. Viele tragen Shirts mit den drei Zahlen und es gibt immer wieder "187"-Sprechchöre. Diese werden erhört, betreten doch zwischenzeitlich unter anderem Maxwell und LX von der Straßenbande den Laufsteg, feuern Raps und Reime in die Arena und die Fans damit weiter an.

Als die beiden Hauptakteure danach weitermachen, wird der Unterschied zu ihrem sonstigen Betätigungsfeld allerdings umso deutlicher. Während der Straßenbanden-Sound etwas eindimensional wirkt, gibt es für Bonez MC & RAF Camora weniger stilistische Beschränkungen. Gerade die sonnig fröhlichen Dancehall- und Reggae-Elemente lassen die zwei aus der reimenden und rappenden Masse hervorstechen. Abgesehen davon weiß das Duo, wie man ein großes Spektakel inszeniert. Und zwar mit Band - hier darf auch der Gitarrist ein Solo beisteuern - und es stehen eben nicht nur die Beats im Mittelpunkt. Auch bei den Effekten wird groß aufgefahren.

Neuere Titel wie "Prominent", das protzende "500 PS" und ältere Gassenhauer werden von Kunstschnee, Rauch und Flammen eindrucksvoll in Szene gesetzt. Wäre da nicht die Musik, könnte man sich auf einem Rock- oder Metalkonzert wähnen. Umso mehr, als auch extrem plastisch wirkende Panzer von den Leinwänden aus allen Rohren schießen. Auf die Bühne geworfene BHs passen zusätzlich ins Bild. Zwei Stunden lang wird Partyleben zelebriert und mit drogen- und autoaffinen Texten thematisiert.

Nach dem Konzert bekommen die Künstler den offenen Umgang mit der Thematik Drogen dann allerdings durch die Staatsgewalt zu spüren. Mit großem Polizeiaufgebot werden Garderoben und Nightliner der Truppe durchsucht und wohl auch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz festgestellt. Auf Rap folgt also Razzia! So hatten die beiden sich ihren Auftritt in München sicher nicht vorgestellt. Oder doch?

Martin Buchenberger