Jahrtausende
Erst "optimiert", dann "renaturiert"

13.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Jahrtausende lang floss die Ilm in jenem Bett, das die Natur für sie vorgesehen hatte. Bis der Mensch auf die Idee kam, ihren Verlauf zu "optimieren". Nach Auskunft des Wasserwirtschaftsamtes setzte diese Regulierung (sprich Begradigung) - vom Oberlauf her - etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein, "wobei es kleinere Maßnahmen sicher schon vorher gegeben hat", wie Andreas Schütz als Technischer Oberinspektor der Behörde wissen lässt.

Verantwortlich für die Realisierung waren die meist zwischen 1910 und 1920 gegründeten Wasserverbände (Ilm I bis Ilm VIII) und gefördert wurden die Regulierungsvorhaben vom damals noch "Kulturbauamt" genannten Wasserwirtschaftsamt.

Doch was genau versteht man unter der Regulierung eines Flusses? Es geht dabei immer darum, "einen ursprünglich mäandrierenden Flusslauf zu begradigen, indem man ihm sozusagen seine Schleifen abbindet", so Schütz.

Die neu entstandenen Uferbereiche befestigte man mit Stein- oder Pfahlkonstruktionen (letztere wurden mit Holzbohlen verstärkt, mit Erdreich verfüllt und bepflanzt). Zusätzlich entstanden Sohlabstürze und Wehranlagen, also Querbauwerke, die die Ilm aufstauten.

Das diente dem Zweck "die Vorflut für die Entwässerungsgräben sicher zu stellen", erklärt Andreas Schütz. Zudem halfen die Querbauten die durch die Begradigung erhöhte Fließgeschwindigkeit und so den Effekt der Erosion zu mindern.

"Zum Hochwasserschutz für landwirtschaftliche Flächen und für bebaute Gebiete wurden an manchen Abschnitten zusätzlich Dämme errichtet", weist die Behörde auf weitere Baumaßnahmen hin.

Erst in den 1970er Jahren begann langsam ein Umdenken. Man erkannte, dass die Begradigung nicht die erhofften Vorteile, dafür aber durchaus Nachteile mit sich brachte. Seither suchen die Fachbehörden sukzessive nach Lösungen zur Wiedergutmachung.

Dieser Prozess, der mit Schlagworten wie etwa "ökologische Durchlässigkeit herstellen" und "Renaturierung" verbunden ist, hält bis heute an. Ihm wird noch ein eigenes Kapitel dieser PK-Serie zur "Lebensader Ilm" gewidmet sein. ‹Œzur