Riedenburg
Erst der Pausengong beendet den Fragensturm

Die CSU-Landtagsabgeordnete Petra Högl stellt sich den Zehntklässlerinnen der Mädchenrealschule St. Anna

21.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:08 Uhr
Finger schnellten in die Höhe, als sich die CSU-Landtagsabgeordnete für den Landkreis Kelheim, Petra Högl, zwei Schulstunden lang unter anderem zu Greta Thunberg, Frauen in der Politik und Angst vor der AfD äußerte. −Foto: Schabenberger

Riedenburg - Montagmorgen, 9 Uhr. Der Gong hallt durch die Mädchenrealschule St. Anna in Riedenburg. Ein Vormittag wie jeder andere? Nicht für die Zehntklässlerinnen. Dicht gedrängt sitzen die rund 50 Schülerinnen der 10a und 10b in einem Klassenzimmer. An der Tafel steht nicht wie üblich ein Lehrer, sondern Petra Högl.

Die CSU-Landtagsabgeordnete für den Landkreis Kelheim hat sich am vergangenen Montag zwei Schulstunden lang Zeit für die bunt gemischten Fragen der Mädchen genommen. Die Realschule hat in der Vergangenheit schon öfter Politiker eingeladen, die die Zehntklässlerinnen im Rahmen des Faches Sozialkunde besuchten. "Das gehört für uns zur politischen Bildung. Das Plaudern aus dem Politiker-Nähkästchen hilft gegen Politikverdrossenheit", erklärt Stefan Stiglmaier. Er unterrichtet an der Schule Deutsch, Geschichte sowie Sozialkunde und organisierte Högls Besuch mit.


Die zahlreichen Wortmeldungen der Schülerinnen beweisen, dass diese Rechnung aufgeht: Sie stellen viele Fragen, lauschen gespannt den Antworten, haken nach. Egal was die Mädchen wissen wollen - Högl hat etwas zu sagen.

Was bewegt den gesellschaftlichen Nachwuchs? Ausschnitte aus der Fragerunde:

"Warum sind Sie bei der CSU?"

"Das ist bei mir familienbedingt", erklärt Högl. Ihr Onkel sei Markt- und Kreisrat für diese Partei gewesen. Er habe sie zu Veranstaltungen der CSU mitgenommen. Die Politikerin sei daraufhin in die Junge Union und später in die CSU eingetreten. Weil die Union als Volkspartei ein breites Spektrum abdecke, fühle sie sich hier richtig.

"Was sind Voraussetzungen, um Politikerin zu werden?"

Högl betont vor allem die Bereitschaft zum Engagement. Außerdem müsse eine Politikerin gerne mit Leuten arbeiten und dürfe nicht scheu in der Öffentlichkeit sein. Für Högl gibt es aber keine klassische Politikerin. Viele hätten zwar einen juristischen Hintergrund, sie aber nicht. "Ich bin keine Akademikerin. Ich habe einen Beruf gelernt", berichtet sie. Die CSU-Politikerin schätzt jedoch genau diese Mischung: Sie sehe gerne Handwerker neben Lehrern im Landtag.

"Wie gehen Sie mit Kritik und Anfeindungen um?"

Mit richtigen Anfeindungen ist Högl noch nicht konfrontiert gewesen - mit Kritik hingegen schon, wie sie sagt. "Sachliche Kritik ist gut", findet die Politikerin. Diese gehöre zum Leben dazu; nur Lob bringe niemanden vorwärts. Dennoch müsse auch sie bei Kritik schlucken. Högl mahnt jedoch, dabei nicht persönlich zu werden. Besonders Politiker seien gefordert, in solchen Momenten nicht zu harsch zu reagieren. "Wie man in den Wald hinein ruft, so kommt es heraus", stellt sie fest.

 

"Wieso ist der öffentliche Nahverkehr so schlecht?"

Mit einem Modellversuch in Kelheim beruhigt Högl eine Schülerin: Das Mädchen sieht ein Problem darin, dass viele Minderjährige auf dem Land einen Ausbildungsplatz weiter entfernt annehmen, aber noch nicht Auto fahren dürfen. Högl bringt daraufhin die Sprache auf ein Ruftaxi, das es bald in Kelheim geben soll. Sollte das Projekt funktionieren, würde es auch in anderen Orten eingeführt werden. Sie sieht wenig Sinn darin, feste Buslinien durch kleine Orte zu schicken - die Politikerin fürchtet leere Busse.

"Was macht man bei Ausländerfeindlichkeit?"

Högl begegnet Ausländerfeindlichkeit oder Antisemitismus, indem sie darüber spricht. Obwohl sie Bayern bei der Bekämpfung dieser Übel als gut aufgestellt empfindet, sei es ihr wichtig, sich gegen solche Übergriffe auszusprechen, eine klare Positionierung sei nötig. Die Politik dürfe die Ausländerfeindlichkeit nicht schüren.

"Wie finden Sie Greta Thunberg?"

In Greta Thunberg sieht Högl ein Mädchen, das mobil mache. Es sei bemerkenswert, wie sie hinter ihren Zielen stehe. Auch Fridays For Future bewertet die Politikerin als positiv. Für sie ist das Demonstrationsrecht elementar in einer Demokratie - damit lasse sich gezielt auf Themen aufmerksam machen. Sie kritisiert jedoch, dass Schüler dafür die Schule schwänzen. Würden die Demonstrationen für das Klima am Nachmittag oder Samstag stattfinden, wäre es laut Högel in Ordnung, wenn die Jugend sich damit positioniere.

"Haben Sie Angst, dass die AfD mächtiger wird?"

Högl fürchtet die Fremdenfeindlichkeit, die sie in der AfD spüre. Ansonsten habe sie keine Angst vor einer erstarkenden AfD. Bekomme die AfD zukünftig mehr Wählerstimmen, sei dies eine demokratische Entscheidung. Bürger in Deutschland haben die Möglichkeit zur Wahl: Entscheide sich die Mehrheit dabei für eine Partei, müssten die anderen Parteien dies akzeptieren.

"Fühlen Sie sich als Frau benachteiligt?"

In der CSU-Fraktion fühlt Högl sich aufgrund ihres Geschlechts nicht benachteiligt - im Wahlkampf sei dies schon der Fall gewesen: "Wie machen Sie das mit Ihren Kindern? Das war die häufigste Frage", erinnert sich Högl. Ihre männlichen Kollegen bekämen diese Frage selten zu hören. Es sei für die Gesellschaft selbstverständlich, dass ein Politiker eine Frau habe, die die Kindererziehung organisiere. Der Mann gelte als Ernährer. Andersherum nehme die Mehrheit das als ungewöhnlich wahr.
 

Den Fragensturm unterbricht der Pausengong. Lisa, Schülerin der 10a, nimmt aus diesen zwei Stunden etwas mit: "Ich habe ein bisschen mehr über den Landtag erfahren. Es war interessant." Ihre Klassenkameradin Franzi sieht das ähnlich: "Für mich war es auch interessant. Wir haben Infos bekommen, die man so nicht kriegt."

DK

Laura Schabenberger