Brunnen
Erst Bauernbua, dann Stadtpfarrer, jetzt Ruheständler

Immer dabei, wenn's was zu bauen oder renovieren gab: Pfarrer Anton Keller feiert in Brunnen sein 50-jähriges Priesterjubiläum

02.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Pfarrer Anton Keller freut sich über einen Glaskrug, den ihm Bürgermeister Thomas Wagner überreicht hat. Ansonsten, versichert der Jubilar den Gläubigen bei seinem Jubiläumsgottesdienst, freue er sich am meisten, wenn sie sich freuten. - Foto: Hofmann

Brunnen (SZ) Eigentlich wollte er ja Schreiner werden. Dass er am Ende dann beim Priesteramt gelandet ist, sollte kein Nachteil sein, für ihn nicht und für die Gläubigen in seinen Pfarreien schon gar nicht: Pfarrer Anton Keller hat gestern sein 50-jähriges Priesterjubiläum gefeiert.

Eigentlich kommt zu so einem Anlass ja ein Festredner vom Bistum. Doch das wollte Keller nicht. Erstens sei er ja nur ein Ruheständler. Und zweitens würden die Leute vielleicht lieber hören, wie er selbst sich an sein Leben erinnert. Damit hat der 77-Jährige durchaus Recht. Und so erzählt Anton Keller in der voll besetzten Brunnener Pfarrkirche, neben der er wohnt, wie es zu seinem Primizspruch gekommen war, der da lautete: "Herr, du hast mich überredet." Denn der Weg zum Priesteramt sei für ihn keine Schnellstraße gewesen, sondern ein Pfad voller Umwege.

Als der Pfarrer in seinem Heimatdorf Jubiläum feierte und den Wunsch äußerte, dass ein junger Mensch aus dem Ort auch Priester werden möge, wurde der kleine Anton von seinem Vater gefragt, ob das nichts für ihn sei. "Nein", antwortete der Bub damals, "ich werde lieber Schreiner." "Aber der Samen war gelegt", weiß der Mann, dem man seine fast 78 Jahre nicht ansieht, heute.

In seiner bekannt humorigen und durchaus selbstironischen Art erzählt Keller dann, wie er das Studienseminar in Sankt Ottilien wieder verlassen musste, weil er sich weigerte, ins Kloster einzutreten, und stattdessen sein Abitur in Augsburg machte. Als er dann vor der Frage stand, Priester zu werden oder Bauingenieur, empfahl ihm sein Heimatpfarrer, doch ein Vaterunser an den Heiligen Geist zu schicken. Und das half: Anton Keller trat ins Dillinger Priesterseminar ein, und obwohl er wegen des einen oder anderen "beichtpflichtigen" Ausrufs keine gute Bleibeprognose ausgestellt bekam, blieb er dabei und empfing er am 22. Juni 1967 in Dießen am Ammersee die Priesterweihe.

Als Erstes wurde er nach Schrobenhausen geschickt. "Im Priesterseminar gab es damals manche negative Gerüchte über diese Stelle", erinnert er sich. Doch Keller hielt durch. Und zwei Jahren später wechselte er nach Mühlried, wo er 17 Jahre lang blieb und mit Begeisterung beim Bau des neuen Pfarrzentrums mitwirkte. 1986 wurde er dann zum Generalvikar vorgeladen: "Die erste Reaktion: Habe ich was ausgefressen", erzählt Keller. Doch er bekam ein Angebot, ein Karriereangebot sozusagen: Pfaffenhofen. Da habe er schon einen "Riesenbammel" gehabt: "Ich als Bauernbua - jetzt ein Stadtpfarrer"

Doch natürlich machte er auch dort seine Sache gut - "meiner praktischen Begabung entsprechend stand schon wieder der Bau eines Pfarr- und Jugendheims an". Und als er dann 60 wurde, erbat er sich die Versetzung in eine Dorfpfarrei. Für Ludwigsmoos habe er sich beworben, erzählt Keller - er kam nach Langenmosen. Dort gefiel es ihm ebenfalls - und es gab ja auch ein paar Kirchen zu renovieren.

"Ich war in allen drei Pfarreien meines Priesterlebens gerne", sagt Keller, der auch nicht verhehlt, dass es Situationen gab, in denen er mit Gott gehadert habe - wenn Menschen in schwierige Situationen gerieten, für die sie nichts konnten. Seit 2010 wohnt er nun als Ruhestandspfarrer in Brunnen - "da bin ich auch wieder gerne" - und steht dem Dekanat als Aushilfe zur Verfügung. Und er ist weiterhin gerne unter Menschen, so wie er auch als Pfarrer immer Wert darauf legte, dass sich die Gläubigen im engen Kontakt mit ihrem Seelsorger ins Kirchenleben einbringen. Wichtig sei ihm allerdings sein Rückzugsraum im Pfarrheim, seine Haushälterin Dora Huber, schiebt er schmunzeln nach, "hat mir da ein betreutes Wohnen ermöglicht". Ein wenig andächtig blickt Anton Keller dann durch den Kirchenraum, in dem sich viele Weggefährten aus Mühlrieder, Pfaffenhofener und Langenmosener/Berg im Gauer/Sandizeller Zeiten versammelt haben: "Wenn ich so auf mein Priester- und Pfarrerleben zurückschaue, dann kann ich nur danken."

Brunnens Bürgermeister Thomas Wagner lobt nachher Kellers Entscheidung, selbst die Festpredigt zu halten - "wahrscheinlich könnten ihm nicht viele andere das Wasser reichen" - und Pfarrgemeinderatsvorsitzender Roland Weiß schwärmt von der "Überzeugung und großen Begeisterung", mit der Keller zu reden wisse. Außerdem: "Er ist nicht wirklich auf den Mund gefallen."

Zum Schluss sagt der Jubilar noch mal, dass er ja eigentlich gar nicht feiern wollte - "aber freuen tut €˜s mich schon", dass so viele Leute gekommen sind. Die lädt er dann alle zu Würstl und Brezen ein. Draußen sind Tische und Bänke aufgebaut. "Es braucht nicht ein jeder herkommen - sonst komme ich gar nicht zum Essen", sagt der Jubilar noch: "Wenn Sie sich freuen, ist es mir die größte Freude."