Hilpoltstein
"Erschreckend und niederschmetternd"

Werner Wolf schätzt Ernteeinbußen auf bis zu 75 Prozent – Futternot in den Wintermonaten

23.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:53 Uhr

Was eine stattliche Maispflanze sein sollte, ist nur ein dürrer Stengel: Landwirtschaftsdirektor Werner Wolf rechnet damit, dass sich der Maisertrag durch die Trockenheit mehr als halbiert - Foto: aelf

Hilpoltstein (HK) „Mir tut beim Blick auf unsere Felder das Herz weh“, sagt Werner Wolf, der Chef des Rother Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. Bei Mais und Kartoffeln rechnet er durch die lang anhaltende Trockenheit mit Ernteeinbußen zwischen 50 und sogar 75 Prozent.

Werner Wolf war am Mittwoch im ganzen Landkreis unterwegs. Vorrangig, um mit der Hopfenerntekommission die aktuellen Hopfenbestände einzuschätzen. „Und was man bei der Fahrt auf den Feldern sieht, ist erschreckend“, sagt er. So sei der Mais heuer gerade mal 50 Zentimeter, im besten Fall eineinhalb Meter hoch. „Der hat sonst zweieinhalb Meter.“ Nicht nur der Grünanteil der Futterpflanze ist dadurch deutlich geringer. „Es sind auch die ganzen Kolben vertrocknet, da ist kaum noch etwas da.“

Diese Einschätzung bestätigt Landwirt Thomas Harrer aus Unterrödel. „Die Kolben sind extrem schlecht“, sagt er. „Sie sind nur halb so groß wie sonst und haben auch deutlich weniger Körner – 50 bis 75 Prozent Einbuße ist realistisch.“ Besser sieht es bei ihm jedoch mit Blick auf die gesamte Pflanze aus. Obwohl auch seine Felder auf leichten, sandigen Böden stehen, rechnet er derzeit nur mit einem Minus von 30 bis höchstens 50 Prozent. Allerdings hat er im Gegensatz zu vielen anderen Landwirten, die in der Trockenperiode abgeerntet haben, bis zum Regen ausgehalten. „Und das bringt noch mal eine deutliche Verbesserung, durch den Regen reifen die Körner wenigstens noch etwas aus.“

„Dass wir weniger Mais haben, ist vor allem für Milchviehbetriebe und die Rinderhalter schlecht“, ergänzt Werner Wolf. „Hier habe ich Angst, dass ihnen über den Winter das Futter ausgeht.“

Nicht viel besser als beim Mais sieht es bei den Kartoffeln aus. Auch hier rechnet Wolf höchsten mit dem halben Ertrag. „Das Kraut ist verdorrt, die Kartoffeln sind klein“, sagt er. Bei Michael Heinloth aus Oberrödel ist die Bilanz durchwachsen. Bei der Frühkartoffel hatte er eine normale Ernte, da sich die Knollen schon vor der Trockenheit gut ausbilden konnten. Schlechter ist das Ergebnis bei mittelfrühen Sorten, bei denen die Trockenheit das Knollenwachstum erheblich eingeschränkt hat. „Wir ernten von diesen Sorten in einem normalen Jahr rund 300 Doppelzentner, heuer sind es 150 bis 200 Doppelzentner.“ Doch problematisch ist nicht nur der geringere Ertrag: Durch die lange Trockenheit hat auch die Qualität gelitten. „Deshalb denke ich, dass wir bei der Vermarktung 10 bis 30 Prozent weniger bekommen.“ Die Regenfälle der vergangenen Tagen helfen Heinloth wenig – ganz im Gegenteil: „Die Schale der Kartoffeln ist bereits gut ausgebildet. Wenn wir jetzt wieder mehr Feuchtigkeit haben, möchte die Pflanze nochmals austreiben.“

Eigentlich sollte er ernten. Doch genau das geht nicht. „Die Lagerhallen sind zu warm, ich muss noch zwei bis vier Wochen warten.“ Die einzige Möglichkeit wäre, sie jetzt direkt an die Weiterverarbeiter wie Burgis und Henglein zu verkaufen. Doch auch das schlägt fehl, weil derzeit fasst alle Kartoffelbauern mit dem gleichen Problem kämpfen. „Ich habe schon angerufen, da haben wir im Moment keine Chance.“

Nicht ganz so katastrophal fällt Wolfs Bilanz beim Hopfen aus. „Es sind nach meiner aktuellen Schätzung 20 bis 30 Prozent weniger“, sagt er. Festlegen will er sich jedoch noch nicht. „Hier sind die nächsten Tage einscheidend.“ Und die könnten bei guter Witterungslage laut Wolf auch den Tabakbauern helfen, die ebenfalls mit der Trockenheit kämpfen.

Was Wolf ebenfalls Sorgen macht, sind die Grünlanderträge, also die Wiesen. Hier wird die Ernte hauptsächlich zu Heu verarbeitet. „Das Grünland ist nicht grün, das Grünland ist braun.“ Zwischen zwei und drei Schnitte haben die Landwirte. „Die ersten waren schlecht“, sagt Wolf. „Doch durch den Regen haben wir zumindest jetzt wieder ein paar grüne Spitzen.“