Rieshofen
"Ernst, wir vermissen dich"

Der Künstler Ernst Arnold Bauer hat seine Eichstätter Galerie geräumt und malt nur noch in Rieshofen

17.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:48 Uhr

Foto: Eva Chloupek

Rieshofen (EK) "Wenn's am schönsten ist, hört ma auf, ist es nicht so" Ernst Arnold Bauer hat nach sechs Jahren sein Atelier und seine Galerie "Art Pure" in der Eichstätter Ostenstraße aufgegeben, nun arbeitet er nur noch in seinem Haus in Rieshofen.

Dort, gleich am Ortseingang des kleinen Orts, der tief im Tal liegt, hat sich der international bekannte Künstler mit seiner Frau Marie-Therese, ihrerseits selbst eine bekannte Malerin und Kunstpädagogin, niedergelassen. Wer dort ankommt, dem fallen sofort die bunten Pflastersteine auf der Einfahrt ins Auge - klar, dass hier ein Kreativer wohnt. Spätestens im Treppenhaus lässt es sich nicht mehr verleugnen, die Wände hängen voll mit Kunst, darunter viele eigene Werke. Beeindruckend sind nicht nur die prächtigen Farben - rot, lila, blau -, auch die Großflächigkeit der Bilder auf Leinwand fällt dem Betrachter sofort ins Auge. An der Wand des Ateliers, das Bauer jetzt komplett ins Obergeschoss seines Hauses verlegt hat, finden sich sein erstes Mandala, ein Bild von 1969 im goldfarbenen Rahmen oder seine erste Radierung. Bezeichnend für seine Bilder sind die ornamentalen Elemente. Auf dem kleinen Tisch liegt Zigarettentabak, im Hintergrund läuft ein Stück von Maurice Ravel auf Bayern 4 Klassik.

"Ich mach uns erst amol an Kaffee", bietet Bauer in seinem charmanten Österreichisch an. "Mögens den Kaffee blond oder brünett" Zum Kaffee haben die Österreicher sowieso ein besonderes Verhältnis, Bauer ist 1949 in Linz geboren. Auf zehn Tassen am Tag kommt er da schon des Öfteren. Bei ihm kommen nur selbst geröstete Bohnen in die Tasse: "Die röste ich in einer richtig alten Eisenpfanne an." Nach einigen Minuten kommt Bauer mit einer Kupferkanne zurück ins Atelier, aus der der frische Kaffee verführerisch dampft.

Das Gewöhnliche ist ohnehin nicht Bauers Metier, mit seinen langen weißen Haaren und seinem Vollbart ist er eine nicht alltägliche Erscheinung. Erst mit 50 Jahren hat er - "zum Leidwesen meiner Verehrten" - mit dem Rauchen begonnen, seitdem ist er des Öfteren ins Dachgeschoss verbannt, wo sich ohnehin sein Atelier befindet. Ungewöhnlich auch, dass er schon seit 45 Jahren Vegetarier ist. Damals habe er dafür kein Verständnis geerntet. Für junge Menschen ist das heute aber etwas ganz Normales, und gerade mit jungen Menschen hatte Bauer in den vergangenen Jahren in seiner Eichstätter Galerie viel zu tun. Täglich hat er sie gesehen. Sechs Jahre sind Studenten bei ihm in der Galerie ein- und ausgegangen, das "Art Pure" lag in der Ostenstraße direkt gegenüber der Universität. "Fantastische sechs Jahre", schwärmt Bauer. "Von Tag eins an hatte ich Kontakt zu jungen Leuten." Dabei seien nicht nur Freundschaften entstanden, sondern eine Art Familie. "Natürlich gab es bei mir immer Kaffee oder Tee", erzählt er schmunzelnd. "Manchmal kamen sie auch nach der Party um 2 in der Früh zu mir."

Damit er mit ihnen in Kontakt stehen kann, haben sie ihm einen Account bei Facebook eingerichtet. Aber viel wichtiger sei ihm ja der Kontakt im echten Leben. Deshalb hatte es in der Galerie immer wieder Veranstaltungen gegeben, zu denen er viele andere Künstler eingeladen hat, bei Vernissagen und Salonabenden fanden sich zahlreiche Besucher ein - oft in verwegensten gesellschaftlichen Kombinationen. "It was just fun, you know." Österreichisch oder Englisch - authentisch wirkt es bei Bauer immer.

Denn der Künstler stellt international aus, ob das in London, Paris, Florida, Berlin oder in seiner Heimatstadt Linz ist. Auch heuer sei einiges geplant, was, will Bauer allerdings noch nicht verraten. Gerade hat er ein Werk für die Diözese Eichstätt fertiggestellt, eine Szene aus dem Markus-Evangelium. Mit seinem Blau, das der Farbe eines strahlenden Himmels an einem kalten, sonnigen Wintertag gleicht, und dem Einfluss von Lila leuchtet das Bild. Es steht noch auf der Staffelei.

Dass er Künstler geworden ist, betrachtet er übrigens als unvermeidliche Sache. "Das wusste ich sehr früh." Denn es sei immer am schönsten, wenn man nur das tut, was man wirklich will, "deswegen bin ich in die Malerei gegangen". Der Inspirations- und Schaffensprozess sei dann etwas völlig Natürliches. "Man trägt etwas in sich, und das muss raus." Und je mehr man in sich trage, desto mehr müsse natürlich raus. Im Keller seines Hauses bewahrt er Werke auf, sie hängen aber auch an den Wänden seines Ateliers, darunter Bilder aus den späten 60er-Jahren.

Im Sommer arbeitet Bauer gerne draußen in Rieshofen und Umgebung, wenn die Vögel zwitschern und das Sonnenlicht seinen Weg ins Tal findet, im Winter fällt das Licht durch die großzügigen Fenster des Dachzimmers, Scheinwerfer dienen der zusätzlichen Helligkeit.

Bauer gesteht: Die Ruhe in Rieshofen sei schön. "Aber der Wegzug aus Eichstätt war eine große Umstellung." Auch die Studenten, die Bauer besuchten, müssten sich erst daran gewöhnen, dass es seine Galerie in der Stadt nicht mehr gibt. "Die haben schon gesagt: Ernst, es ist so still, wir vermissen dich", erzählt Bauer. "Das freut einen natürlich."