Pfaffenhofen
Ernst sein und Ernst bleiben?

Schulspiel I inszeniert Verwechslungskomödie von Oscar Wilde am Schyren-Gymnasium

02.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:05 Uhr

In originalgetreuen Kostümen aus dem späten 19. Jahrhundert: Cecily Cardew (Nhung Le, von links), Algernon Moncrieff (Benedikt Starringer) und Gwendolen Fairfax (Sara Volkmer) - Foto: Scheerer

Pfaffenhofen (PK) In der Aula des Schyren-Gymnasiums hat die neueste Produktion der Gruppe „Schulspiel I“ Premiere gefeiert. Ruth Knoll und Rose Bayerl brachten die Verwechslungskomödie „Ernst sein“ („The Importance of Being Earnest“, 1895) aus der Feder von Oscar Wilde auf die Bühne.

Durch Zufall stellen die beiden Freunde Algernon (Benedikt Starringer) und Jack (Franz Waltenberger) fest, dass sie eine gemeinsame Schwäche verbindet: Beide führen ein Doppelleben, um Abwechslung in ihren Alltag zu bringen, der ansonsten von dekadenter Langeweile geprägt ist. Eine furiose Kette von Verwechslungen ergibt sich nun daraus, dass Jack sich in Algernons Cousine Gwendolen (Sara Volkmer) und Algernon sich in Jacks Mündel Cecily (Nhung Le) verliebt, wobei beide Männer unter dem Namen „Ernst“ aufgetreten sind und ihr Erfolg bei den Frauen ausgerechnet darauf zurückgeht, dass diese sich – buchstäblich – nach „Ernst“-haftigkeit in der Liebe sehnen; natürlich lässt sich das Spiel mit den Worten, das die Komödie trägt, nicht vollständig ins Deutsche übertragen. „Ernst“-haft jedenfalls kann Jack erst werden, indem er sein falsches Selbst „tötet“ und einen Selbstfindungsprozess durchläuft, der in der überraschenden Erkenntnis mündet, dass Jack trotz allem der ist, der er ist.

Benedikt Starringer meistert seine Rolle als polternder Lebemann Algernon mit der gewohnten Bühnenpräsenz und Gabe zur Improvisation, die sich vor allem zeigt, wenn das Publikum eingebunden wird. In Franz Waltenberger findet er den ihm angemessenen Gegenpart.

Eine auffällige Besonderheit der Inszenierung sind die Kostüme: Eleonore Müntjes, die die elfte Jahrgangsstufe besucht, hat sich im Rahmen ihrer Seminararbeit mit der Mode des späten 19. Jahrhunderts befasst; aus diesen Studien sind – eigens für die Inszenierung – originalgetreue Kostüme entstanden, die das ihre zum Erfolg der Aufführung beitragen; allein diese historische Modenschau ist den Besuch der Aufführung wert. Freilich geht die schauspielerische Leistung von Catarina Leucht, Nhung Le und Sara Volkmer weit darüber hinaus, die erstaunlichen Müntjesschen Kreationen auszuführen; mit äußerster Hingabe verkörpern die Schülerinnen ihre Rolle als adelige Lady, die sich über die „nicht standesgemäße“ Beziehung zwischen Algernon und seiner Geliebten so herrlich schrill zu entrüsten versteht, als ausgekochtes Girlie mit einem Tagebuchfimmel und als „Powerfrau“, die weiß, was sie will. In weiteren Rollen sind übrigens Marion Rothner, Aurelia Starringer und Katharina Jacobi zu sehen.

Der feine Spott, mit dem Wilde die Spleens und Modeerscheinungen seiner Zeit behandelt, gibt dem Stück die richtige Würze; die konstruierte Verwechslungskomödie ist in Wahrheit tiefenpsychologische Studie und brillante Gesellschaftssatire von zeitloser Aktualität. Das zahlreich erschienene Premierenpublikum spendete reichlich Applaus. Gelegenheit zum Besuch einer weiteren Aufführung besteht am Freitag, 9. Dezember, um 19 Uhr in der Aula des Schyren-Gymnasiums, Eintritt frei.