Eichstätt
Erneute Kritik vom Klinik-Chef

Krankenhausstrukturgesetz bleibt ein Problem und macht kleinen Häusern das Leben schwer

15.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:38 Uhr

Die Lichter gehen nicht aus in der Klinik Eichstätt. Dennoch werden die Zeiten rauer, sind sich Geschäftsführer Lorenz Meier und Prokurist Alfred Schimmer sicher: "Das, was uns das Gesundheitssystem zumutet, ist heftig." - Foto: Schneider

Eichstätt (DK) Erneut heftige Kritik an der Krankenhausfinanzierung hat der Eichstätter Klinik-Geschäftsführer Lorenz Meier geübt. Zwar stehen die Kliniken im Naturpark Altmühltal nach wie vor gut da, aber: "Für kleine Krankenhäuser wird es immer schwieriger."

Beim Jahresbilanzgespräch mit unserer Zeitung machten Meier sowie Prokurist Alfred Schimmer klar, dass das Krankenhausstrukturgesetz, wie es 2016 in Kraft getreten ist, nach wie vor die Ausdünnung der Krankenhauslandschaft in Deutschland im Blick habe. Die Schere gehe immer weiter auseinander: Seit über 20 Jahren gebe es für die Kliniken keine kostendeckenden Erlöse mehr.

Am Ende bleibe den Krankenhäusern nichts anderes übrig, als ihre Leistungen zu steigern. In Eichstätt habe man das in den vergangenen Jahren beispielsweise durch die Etablierung der Akutgeriatrie getan, in Kösching hat das Unternehmen ein rund 800 000 Euro teures Angio-Herzkatheterlabor angeschafft. Aber auch das erweist sich bisweilen als Bumerang: Denn werde das mit den Krankenkassen vereinbarte Budget überschritten, müsste man sogenannte Mehrleistungsabschläge zurückzahlen - mittlerweile 35 Prozent dessen, was man an Erlösen erzielt habe.

Aber da gibt es einen zweiten Teufelskreis: "Wenn wir mehr Leistungen anbieten, brauchen wir auch mehr Mitarbeiter." Aktuell haben die Kliniken im Naturpark Altmühltal 1026 Beschäftigte. Allerdings ist der Arbeitsmarkt recht dünn besiedelt. "Wir könnten in Kösching gerade gleich vier Pflegestellen besetzen", sagt Schimmer. "Personal zu bekommen, wird immer schwieriger."

Man wisse, das in der Klinik arbeitende Pflegepersonal - die stärkste Berufsgruppe - sei überlastet. Vor allem in Situationen, wie sie aktuell vorherrschen: Da ist das Krankenhaus zu mehr als 100 Prozent ausgelastet, es gibt vermehrt Drei-Bett-Zimmer. "In solchen Momenten gehen unsere Leute an ihre eigenen Kapazitätsgrenzen", sagt Meier. "Das muss man ihnen auch danken."

Die versteckte Botschaft hinter den Bemühungen der Gesetzgeber ist die in Deutschland teilweise vorhandene Überversorgung an Krankenhausbetten. "Aber das darf man nicht auf ganz Deutschland anwenden", sagte Meier. Sicher gebe es Regionen, wo die Dichte an Betten zu groß ist. Statistiken zufolge sind hier Länder wie Bremen oder Nordrhein-Westfalen zu nennen. Was die grundsätzliche Finanzierung anbelangt, sagte der Geschäftsführer, der die Reformen des Krankenhausstrukturgesetzes vor zwei Jahren gegenüber unserer Zeitung als "Schlag ins Gesicht" bezeichnet hatte: "Solange der Träger hinter einem steht, ist alles kein Problem." Aktuell leistet der Landkreis Eichstätt für die beiden Häuser ausschließlich Investitionszuschüsse. Die laufenden Betriebskosten bestreitet man selbst - teilweise auch aus Rücklagen. Aber die sind endlich. "Irgendwann muss sich was ändern", sagt Meier. "Sonst bricht das System zusammen." Es helfe nichts, warnt der Klinikchef, dass die Politik "immer mehr Druck macht". Schimmer sagt es noch deutlicher: "Das, was uns das Gesundheitssystem zumutet, ist heftig."

Sorge um die Grundversorgung im Landkreis muss man sich allerdings nicht machen, beruhigen Meier und Schimmer: Das zeigen letztlich auch die Millionenbeträge, die in den vergangenen Jahren in die Klinik Kösching gesteckt wurden und in den kommenden Jahren in die Klinik Eichstätt investiert werden. Man werde weiter daran arbeiten, dass die beiden Häuser für die Bevölkerung die optimale Versorgung gewährleisten, so die beiden. Auch wenn die Zeiten rauer werden. Landrat Anton Knapp indes hat in der jüngsten Kreisausschusssitzung deutlich gemacht: "Wir haben einen Beschluss und stehen zu unseren Kliniken in kommunaler Trägerschaft."