Ermittlungen gegen Vater des Memminger Schüler-Schützen

Achtklässler knackte Tresor

30.05.2012 | Stand 03.12.2020, 1:26 Uhr

Memmingen (dapd) Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Vater des Memminger Schüler-Schützen wegen Verstößen nach dem Waffen- und Sprengstoffrecht. Bei einer Razzia in der Wohnung des 53-jährigen Sportschützen und legalen Waffenbesitzers am Dienstagabend wurden 37 Waffen sichergestellt, wie die Staatsanwaltschaft Memmingen mitteilte.

Der 14 Jahre alte Sohn hatte am 22. Mai in einer Memminger Hauptschule einen Schuss mit einer scharfen Waffe des Vaters abgefeuert und später auf einem Sportplatz um sich geschossen. Verletzt wurde niemand.

Bei der Durchsuchung der Wohnung in Memmingen stellte die Polizei 12 Gewehre und 15 sogenannte Kurzwaffen sicher. Die Stahltür des Waffenraumes, in dem der Vater die erlaubnispflichtigen Schusswaffen lagerte, verfügte über keine ausreichende Schutzklasse, wie es hieß.

Daher wurde dem Vater die Genehmigung zur Lagerung umgehend entzogen. Sein Sohn hatte sich Zugang zu dem Waffenraum verschafft, indem er das elektronische Zahlenschloss an einem Möbeltresor des Vaters manipuliert hatte. Darin hatte der Vater den Schlüssel für den Waffenraum aufbewahrt.

Deutlich mehr Schüsse als bislang bekannt

Untersuchungen mit einem 3-D-Laserscanner am Tatort ergaben unterdessen, dass der Achtklässler deutlich mehr Schüsse abgegeben hat als bislang bekannt. So wurden auf dem Sportplatz, wo sich der Junge vor der Polizei verschanzt hatte, mehr als 70 Patronenhülsen gefunden. Bislang war lediglich von etwa 20 Schüssen die Rede gewesen.

Allein zwölf Einschüsse wurden festgestellt, die aus Schussabgaben in Richtung von Polizisten stammten. Von der Polizei wurde lediglich ein Warnschuss abgegeben.

Der Sohn befindet sich weiterhin in einer jugendpsychiatrischen Einrichtung und schweigt zur Tat. Spekulationen, wonach Liebeskummer der Grund für die Tat war, bestätigten sich nicht.