Neuburg
Erinnerung an den deutschen Horaz

Jesuitenpater, Prediger und Dichter: Gedenkfeier zum 350. Todestag von Jakob Balde in der Hofkirche

16.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:25 Uhr
Vor der Gedenktafel für Jakob Balde wurden Blumenschalen des Historischen Vereins und der Stadt Neuburg niedergelegt. Stadtführer und Vertreter des Vereins gedachten des großen neulateinischen Dichters. −Foto: Foto: Hammerl

Neuburg (DK) Je eine Blumenschale des Historischen Vereins und der Stadt Neuburg wurden im Rahmen der Gedenkfeier zu Jakob Baldes 350. Todestag vor seiner Gedenktafel in der Hofkirche abgestellt. Dazu eine Kerze - schlichter Schmuck für einen großen Dichter, der als deutscher Horaz gilt, aber als Jesuit bescheiden lebte und keinen Wert auf irdischen Prunk legte.

Zunächst hatte Gabriele Kaps als Stadtführerin und Ausschussmitglied des Historischen Vereins im Anschluss an den Festgottesdienst zu Mariä Himmelfahrt Leben und Werk des neulateinischen Dichters zusammengefasst. Balde war 1604 in Ensisheim im Elsaß geboren worden und starb 1668 in Neuburg, wo er anonym in der Jesuitengruft in der Hofkirche begraben wurde. Mit nur einem kurzen Satz wird sein Tod in der Jesuitenchronik erwähnt.

Heute sind Balde und seine Werke einem eher kleinen Kreis bekannt, was Kaps zum einen darauf zurückführt, dass Balde überwiegend auf Lateinisch dichtete, zum anderen auf die zahlreichen Allegorien in seinen Gedichten, die sich nur denjenigen erschließen, die sich in der antiken Mythologie sehr gut auskennen.

Der Stadt Neuburg setzte Balde ein literarisches Denkmal, indem er die Stadt immer wieder in seine Texte einbaute. Mal lässt er einen "griesgrämigen Donaugott" aus den Fluten des Flusses steigen, mal nennt er die Nymphen, die die Geburt des Erbprinzen Johann Wilhelm bejubeln, nach umliegenden Orten Grienavia, Bittenbronna oder Rorefelda. Stets sei er zu Scherzen mit den 17 Fürstenkindern, die er unterrichtete, aufgelegt gewesen, berichtete Kaps, die auch die unglückliche Liebe Baldes zu einer Bäckerstochter aus Ingolstadt erwähnte. Ihr sei es zu verdanken gewesen, dass Balde Jesuit wurde. 1623/24 studierte der junge Mann Jura in Ingolstadt und wollte eines Nachts seiner Angebeteten ein Ständchen bringen. Doch sie wies ihn zurück, worauf er seine Laute mit den Worten "Es ist genug der Musik" zerbrochen haben soll. In dem Moment hörte Balde Franziskanerinnen im Gnadentalkloster singen - das gilt als sein Erweckungserlebnis. Balde wurde Jesuit, lehrte als Gymnasiallehrer und als Universitätsprofessor unter anderem in Innsbruck und am Münchener Wilhelmsgymnasium, war am Hofe des Kurfürsten Maximilian I. als Historiograph tätig und 1651 bis 1653 Prediger in Landshut und Amberg. An Schwindsucht leidend kam er 1654 als Beichtvater und Hofprediger des Pfalzgrafen Philipp Wilhelm, des späteren "Schwiegervaters Europas", nach Neuburg.

Spuren Baldes sind nicht nur in der Ottheinrichstadt zu finden, wo im März 2013 ein Teil des Amalienhofes in Jakob-Balde-Platz umbenannt wurde. In München trägt der Sockel der Mariensäule eine von Balde stammende Weiheinschrift, 1638 hatte Balde zur Einweihung zudem eine Ode auf Maria, die Schutzpatronin Bayerns, gedichtet. "Wenn Sie mal nach München kommen, dann schauen Sie sich das an und gedenken Sie Baldes", forderte Kaps ihre Zuhörer auf und schloss mit dem Wunsch, "bleibt zu hoffen, dass es keine 150 Jahre dauert, bis Balde zu seinem 500. Todestag ein noch prägenderes Denkmal gesetzt wird". Die Gedenktafel in der Hofkirche war nämlich erst zehn Jahre nach Baldes 150. Todestag gestiftet worden.

Für die Stadt bekräftigte Dritter Bürgermeister Johann Habermeyer, dass Balde sehr wertvoll für Neuburg sei. Daher galt sein Dank dem Historischen Verein und den Stadtführern, dass sie die Erinnerung an den deutschen Horaz in Neuburg wachhielten.

Andrea Hammerl