Erhalt alter Bausubstanz gewinnt an Bedeutung

19.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:25 Uhr

Fünf Schweine fanden in diesem Koben am Zieglerhof einstmals Platz – ohne Bewegungsmöglichkeit und Tageslicht. - Foto: evs

Greding/Ansbach (HK) Der Bezirk Mittelfranken prämiert heute gelungene Sanierungen von Baudenkmälern. Die Besitzer, die Geld, Zeit und Engagement in die Arbeiten gesteckt haben, erhalten in einer Feierstunde eine Urkunde und ein Buch, in dem auch ihr Baudenkmal in Wort und Bild vorgestellt ist.

Eine fachkundige Jury wählt anhand von Bildern die überzeugendsten Sanierungsmaßnahmen aus, die Vorschläge kommen zumeist von den Kreisheimatpflegern. Die Objekte werden in einer Bilderausstellung sowie in einem Lichtbildervortrag während der Feierstunde präsentiert. Für unsere Region findet diese heute in der Bezirkshauptstadt Ansbach statt. Vor allem aus der Stadt Greding mit ihren Ortsteilen kommen heuer die Gewinner.

Prämiert werden heute Nachmittag aus dem Landkreis Roth die Instandsetzung des Mehlerturms in Greding, des Untermässinger Schulhauses, der ehemaligen Prioratskirche St. Peter und Paul in Kleinhöbing, des Schweinestalls am Ziegelhof südlich von Euerwang, zwei nebeneinander liegende Häuser in Nerreth sowie ein Hopfenbauernhof in Belmbrach.

Der Mehlerturm in Greding ist Teil der fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtbefestigung. Der Turm aus dem 15. Jahrhundert hat einen fünfeckigen Grundriss und ist aus Kalksteinen aufgemauert. Im Erdgeschoss und in den zwei Obergeschossen erhielten sich noch Bohlenbalkendecken, alte Feuerstellen und Rauchabzüge. Die Stadt ließ den Turm innen und außen für Wohnzwecke denkmalgerecht in Stand setzen.

Schäden an Deckenbalken und Dachtragwerk hatten Risse im Gemäuer zur Folge. Diese statischen Schäden wurden repariert. Der zuletzt steinsichtige Turm war ehemals verputzt. Die heutige Außengestaltung mit Lisenen, Fenstereinfassungen und der Quadermalerei im Sockelbereich erfolgte nach Befund.

Die ehemalige Kirche St. Peter und Paul in Kleinhöbing gehört zum Hof der Familie Meier. Die katholische Kirche verkaufte die ehemalige Prioratskirche des Klosters Berchtesgaden 1925 mit der Auflage, Chor und Dachreiter abzureißen. Das profanierte Gebäude wurde fortan als Lagerraum genutzt. Sehr nahe an der viel befahrenen Straße Thalmässing–Greding gelegen, litt der Putz des Gebäudes arg, an vielen Stellen lag das Weißjura-Bruchsteinmauerwerk offen.

Die Eigentümer ließen das Gebäude mit größtmöglicher Schonung der überkommenen Substanz nun instand setzen, die originalen Putzreste blieben sogar erhalten. Die charakteristische Tür, in deren Türstock die Namen der Kirchenpatrone Petrus und Paulus eingeschnitzt sind, wurde restauriert. Nun zeugt die so genannte Scheunenkirche mit einem attraktiven Äußeren von ihrer ehrwürdigen und ungewöhnlichen Vergangenheit.

Das 1902 errichtete Schulhaus in Untermässing bildet schräg gegenüber von Kirche und Pfarrhaus einen markanten Blickpunkt. Bis etwa 1985 als Volksschule genutzt, wurde es danach als Wohnraum vermietet, verfiel jedoch mehr und mehr. Nach einer aufwendigen Sanierung durch die Stadt Greding ist es nun als Pfarrheim wieder öffentlich zugänglich.

Ein beachtlicher Anteil der hochwertigen bauzeitlichen Ausstattung blieb bei der Sanierung erhalten, Kastenfenster, Fußböden, Wandverkleidungen bis hin zu Ausstattungsstücken und kulturhistorisch interessanten Lehrmitteln. Auch die statischen Schäden wurden behoben, der Fassadenputz gefestigt und wo nötig rekonstruiert sowie die historischen Fenster repariert. Die Haustür wurde nach Vorbild rekonstruiert.

Der abgelegene Zieglerhof südlich von Euerwang wurde im 19. Jahrhundert errichtet und zeichnet sich durch seine heute selten gewordene Vollständigkeit aus: Wohnhaus, Austragshaus, Jurascheune, Stadel, Backhaus, Pferde-, Hühner- und Schweinestall sowie eine Ziegelhütte sind weitgehend im erbauungszeitlichen Zustand erhalten, die Besitzerfamilie Peters hält ihre Gebäude mit großem Engagement intakt.

An die Giebelseite des großen Stadels ist über die gesamte Länge ein mit Kalkplatten gedeckter Schweinestall angesetzt. Es ist ein niedriger Holzständerbau mit Riegelfüllung auf einem Natursteinfundament. Die Gefache bestehen aus waagrecht in Nuten geschobenen Hölzern. Auch bei dieser Instandsetzung in Eigenleistung ersetzten die Besitzer nur fehlende oder zerstörte Holzteile, gealterte Holzteile blieben erhalten, ebenso viele Details, beispielsweise die schmiedeeisernen Beschläge an den Kobentüren. Zum Abschluss wurde das Dach mit den regionaltypischen Kalkplatten neu eingedeckt.

Der Weiler Nerreth bei Wendelstein besteht heute aus drei Wohnhäusern mit Nebengebäuden. Die 1351 erstmals genannte Siedlung erwarb gegen Ende des 19. Jahrhunderts der Steiner Bleistiftfabrikant Lothar von Faber, um dort aufzuforsten und Holz für die Bleistiftherstellung zu gewinnen.

Zwei der Wohnhäuser aus dem 19. Jahrhundert prägen mit ihren Giebeln das Bild des Weilers entscheidend. Sie waren längere Zeit unbewohnt. Eine ganze Familie hat sich in den letzten Jahren der Renovierung des Ensembles angenommen und beide Wohnstallhäuser außen und innen wieder zu Wohnzwecken hergerichtet. Rat suchte man bei einem Restaurator. Im Inneren sind aus den beiden ehemaligen eingewölbten Ställen in den hinteren Hausbereichen attraktive Wohnräume geworden. Zur Schonung der noch reichlich vorhandenen originalen Bausubstanz wurden Lagerräume und Haustechnik in zurückhaltend gestalteten hölzernen Anbauten an den Gebäuderückseiten untergebracht.

Der Hopfenbauernhof in Belmbrach besteht aus einem Wohnstallhaus, einer Scheune und einer Remise und ist ein kleines, regionaltypisches Hopfenbauerngehöft. Das erdgeschossige Wohnhaus mit Hopfengauben wurde wohl um 1820 über einem älteren Kern aus der Zeit um 1700 aus Sandsteinquadern erbaut. Das Anwesen stand rund 20 Jahre leer und befand sich in einem entsprechend schlechten Zustand. Mit einem beachtlichen Maß an Eigenleistung setzte eine junge Familie die Scheune und das Wohnhaus nach denkmalpflegerischen Vorgaben instand. Aus dem kreuzgewölbten Stallbereich wurde ein attraktives Wohnzimmer. Die moderne Heizungsanlage konnte in der benachbarten Scheune untergebracht werden. Die Bauherren kümmerten sich um die Rekonstruktion der historischen Türen und Beschläge.