Frankfurt
Erfolgreiches Börsendebüt für Delivery Hero

Größte Neuemission des Jahres Kritik an schlechten Arbeitsbedingungen bei Essenslieferdienst

30.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:51 Uhr

Frankfurt (AFP) Der Essenslieferdienst Delivery Hero kann sich über ein gelungenes Börsendebüt freuen: Die Aktie des Berliner Unternehmens startete am Freitag deutlich über dem Ausgabewert von 25,50 Euro in den Handel und erreichte im Tagesverlauf zwischenzeitlich 27,70 Euro.

Delivery Hero hatte zum Börsengang rund 39 Millionen Aktien ausgegeben und sammelte so knapp eine Milliarde Euro ein - die größte Neuemission des Jahres in Deutschland.

"Heute ist ein Riesentag", sagte Delivery-Hero-Chef Niklas Östberg dem Nachrichtensender n-tv kurz nach Handelsbeginn. "Für uns, für die Investoren, für die ganze europäische Tech-Industrie." Sechs Jahre habe er auf diesen Tag hingearbeitet, erklärte der 37 Jahre alte Schwede und Mitgründer des Lieferdienstes.

Delivery Hero bietet unter verschiedenen Markennamen wie etwa Pizza.de, Lieferheld oder Foodora weltweit Internetplattformen für Essenslieferdienste an. Das Unternehmen konnte seinen Umsatz im vergangenen Jahr deutlich steigern, auf 347 Millionen Euro, wie Delivery Hero mitteilte. Im 1. Quartal des Jahres stieg der Umsatz demnach erneut und zwar um 68 Prozent auf 121 Millionen Euro. Gewinn macht das Unternehmen nicht.

Die Gruppe ist derzeit in mehr als 40 Ländern aktiv und will weiter wachsen. Mit dem Börsengang wolle sich Delivery Hero zusätzliches Kapital verschaffen, um seine "Führungsposition im Markt für Essensbestellung und -lieferung weiter auszubauen", hatte Östberg bei der Ankündigung des Börsengangs Anfang Juni erklärt.

Das Unternehmen entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem sogenannten Einhorn: einem Start-up mit einer Bewertung oberhalb der Milliardengrenze. Von dem Gang an die Börse profitiert auch die Start-up-Holding Rocket Internet, die bisher mit etwa 35 Prozent als Großaktionär an dem Unternehmen beteiligt war. Mit dem Börsengang will die Holding ihre Beteiligung an Delivery Hero allerdings verringern. Rocket Internet beabsichtige, künftig zwischen 28,7 und 25,7 Prozent der Anteile zu halten, teilte eine Sprecherin auf Anfrage mit.

Weniger positiv blickt die gewerkschaftspolitische Sprecherin der Linken-Fraktion auf den Börsengang. Jutta Krellmann erklärte, die "steigenden Erwartungen nach Gewinnmaximierung" könnten bei Unternehmen wie Delivery Hero nur über schlechtere Arbeitsbedingungen befriedigt werden. Am Mittwoch hatten Kuriere der Delivery-Hero-Tochter Foodora und des Konkurrenten Deliveroo für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. Die Kuriere fordern unter anderem eine Lohnerhöhung von einem Euro pro Stunde, die vollständige Übernahme der Kosten für Arbeitsmittel und eine garantierte Mindestzahl an Arbeitsstunden.