EWHL-Cup
ERC-Frauen als Dritte ausgeschieden

Eine Woche vor dem Ligastart erleben die ERC-Frauen einen raue Generalprobe - Kämpferische Budapester gewinnen

19.09.2021 | Stand 23.09.2023, 20:52 Uhr
Martin Wimösterer
Im Auftaktspiel gleich zweimal erfolgreich: Franziska Brendel (rechts) traf beim deutlichen Sieg des ERC Ingolstadt gegen Madrid zum zwischenzeitlichen 6:1 und zum 11:1-Endstand. −Foto: Lüger

Ingolstadt - Die Frauen des ERC Ingolstadt haben am Wochenende eine der drei Vorrundengruppen des EWHL Supercups ausgetragen. Die Pantherinnen belegten nach teils giftigen Spielen gegen internationale Konkurrenz den dritten Rang. Der ERC zieht wirtschaftlich und sportlich eine positive Bilanz.

Wie eng die europäische Spitze zusammenliegt, war in den Turnierspielen gut zu beobachten. Am Freitag etwa bezwang der spätere Turniersieger KMH Budapest das Team von SKP Bratislava mit 6:3. Zwei schnelle Tore im ersten und zweiten Drittel gaben schlussendlich den Ausschlag in dem durchaus humorlos geführten Spiel. Ein schnelles Gegentor und den Kampfgeist der Ungarinnen bekamen auch die Pantherinnen tags drauf zu spüren.

"Sie haben sehr körperbetont gespielt", meinte Stürmerin Celina Haider, die Spielerin des Spiels auf Ingolstädter Seite. "Ich bin eher auf das Technische ausgelegt. Da ist es nicht so leicht, wenn man ständig Einen auf den Schläger kriegt. Deswegen war ich leicht sauer", meinte die Nationalstürmerin mit Blick auf ihr Aneinanderrumpeln mit Franciska Kiss-Simon. "Aber damit muss man auch umgehen, dass sie hart spielen." Das Schiedsrichter-Trio hatte Mühe, die Partie im Griff zu behalten.

Sehr auffällig zeigte sich bereits die Ingolstädter Top-Formation, bestehend aus Nicola Eisenschmid, Marie Delarbre und Jule Schiefer. Letztere erzielte nach dem frühen Rückstand nach schöner Kombination auch das Ausgleichstor. Danach drückte der ERC - lief aber in einen 3-gegen-2-Konter der Ungarinnen - das 1:2 war der Knackpunkt. Letztlich gewann Budapest das gefühlte Finale mit 4:2. "Von den vier Gegentoren haben wir drei selber vorbereitet. Fehler werden auf diesem Niveau sofort bestraft", meinte Christian Sohlmann.

Der ERC-Trainer war mit dem Auftritt seiner Mannschaft beim Turnier insgesamt zufrieden. In den weiteren Spielen unterlag sie am Sonntag gegen SKP Bratislava mit 4:5 nach Penaltyschießen, das Freitagspiel gegen SH Majahonda Madrid hatte sie mit 11:1 gewonnen.

Für die Spanierinnen war in Ingolstadt nichts zu holen. "Das Niveau ist unglaublich hoch", sagte Juan Bravo, Majahondas Trainer, dessen Team nach den hohen Pleiten fröhlich singend zum Auslaufen ging. "Für uns war die Turnierteilnahme ein Bonbon, weil wir den Titel gewonnen hatten." Bratislavas Spielerinnen dagegen sind an das Level bereits gewöhnt. "Die meisten von uns spielen in der Nationalmannschaft, ob im Nachwuchs oder im A-Team", erklärt Emma Plankenauerovà. Das Team der 16-jährigen Verteidigerin trainiert täglich auf dem Eis, dazu zweimal die Woche in der Kraftkammer. Budapest hat neben Torjägerin Alexandra Huszák sechs (eingebürgerte) Nordamerikanerinnen im Kader "und nicht umsonst den Supercup in den vergangenen vier Jahren zweimal geholt", wie Sohlmann sagt.

Ein Turnier mit Mannschaften aus vier verschiedenen Ländern in Pandemiezeiten - wie geht der Veranstalter damit um? Zum einen benötigte der ERC ein Hygienekonzept, das lag aber schon für die Liga vor. Zum anderen stimmte sich Sohlmann mit den Gästeteams im Vorfeld ab. "Wir mussten zum Beispiel gucken, aus welchem Land sie kommen. Spanien galt damals noch als Hochrisikogebiet. Als wir dann alles durchgesprochen hatten, änderte das Robert-Koch-Institut seine Einschätzung - wir hätten uns die Arbeit also sparen können", erinnert sich Sohlmann und schmunzelt. Grundsatz: Für alle in der Halle galt die 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet), auch für die Spielerinnen.

Das Turnier zeigte nicht nur verschiedene Leistungsstärken auf, sondern auch, wie unterschiedlich das Frauen-Eishockey strukturiert ist. Die Panther haben sich um Sponsoren bemüht, einige Spielerinnen sind Sportsoldatinnen. Die Mannschaft aus Ungarn ist staatlich finanziert (über eine Weiterleitung von Steuern), die Aufwendungen des slowakischen Klubs trägt als Betreiberin die Polizei. Das Team aus Madrid, fast eine Uni-Mannschaft, speist ihren Topf aus der Meisterprämie, Geld eines Energieriesens, Zuschüssen der Stadt - und einem Unkostenbeitrag der Spielerinnen über 125 Euro pro Person.

Für die komplette Supercup-Reise, inklusive Schnäppchenflug und Übernachtung im Turnierhotel Enso, kalkulierte Trainer Bravo mit Ausgaben von 10000 Euro. Der ERC, der aus Effizienzgründen die Gruppengegner zu einem Turnier anstatt zu einer Serie von Einzelspielen an wechselnden Standorten eingeladen hatte, trug die Schiedsrichtergebühren in Höhe von rund 2500 Euro. Er hat sich also einiges gespart, erstmals in der leicht veränderten Besetzung zusammengespielt und Baustellen entdeckt sowie den Ingolstädtern ein unterhaltsames Turnier geboten. Als Appetithappen für die Bundesliga-Saison, in die die Pantherinnen am kommenden Wochenende starten.

Am Samstag, 17.15 Uhr, steigt der Auftakt beim ECDC Memmingen. 24 Stunden später steht das Rückspiel in Ingolstadt an.

DK

Martin Wimösterer