Ehekirchen
Erblich vorbelastet

Ehekirchener Vize-Bürgermeister Thomas Braun hat auch nach zwölf Jahren Gemeinderat noch Freude an der Politik

08.12.2020 | Stand 12.12.2020, 3:33 Uhr
Zwölf Jahre im Dienst der Gemeinde und kein bisschen müde: Ehekirchens Vize-Bürgermeister Thomas Braun ist Ehrenamtler mit Leib und Seele. −Foto: Budke

Ehekirchen - Seit mehr als zwölf Jahren ist Thomas Braun Gemeinderat in Ehekirchen und seit der aktuellen Amtsperiode Vize-Bürgermeister.

Hören, was die Bürger bewegt, mitbestimmen und die Zukunft der Heimat mitgestalten - das sind unter anderem die Beweggründe für sein Engagement. Zudem ist er familiär vorbelastet: Sein Vater Franz Braun war 30 Jahre lang Bürgermeister. Thomas Braun erzählt von früher und heute und was er sich für die Zukunft der Gemeinde wünscht.

"Ich mache es einfach gern", sagt Thomas Braun lachend auf die Frage, warum er sich für den Gemeinderat aufstellen ließ und was ihm auch nach zwölf Jahren noch daran gefällt. Der gebürtige Ehekirchener weiß zu schätzen, dass seine Frau Daniela Verständnis für sein kommunalpolitisches Engagement hat, denn viel Arbeit macht das Amt schon: "Wenn dienstags Sitzung ist, lese ich am Sonntag mindestens zwei Stunden Beschlussvorlagen. " Vor der Gemeinderatssitzung stehen die Fraktionssitzung und das Bürgermeistergespräch im Kalender und das findet er richtig so: "Ich kann nicht über etwas abstimmen, über das ich nicht alle Informationen habe - ich würde mich dabei nicht gut fühlen. " So nutzt er, was ihm die Verwaltung über das Ratsinformationssystem liefert: "Da bekommen wir wirklich alles, was in der Gemeinde zu einem Thema existiert. "

Manchmal reicht ihm auch das nicht: "Was noch wichtig ist, ist mit den Leuten, die es betrifft, drüber zu reden. " So vermisst er aktuell die Bürgerversammlungen: "Ich finde es wichtig zu hören, wo den Leuten der Schuh drückt. Ich möchte wissen, was den Haselbacher und den Dinkelshausener beschäftigt. "

Vielleicht ist der direkte Kontakt zu den Bürgern ein Punkt, den er sich von seinem Vater abgeschaut hat - auch wenn es damals eine "komplett andere Zeit war", wie Thomas Braun lachend feststellt. Franz Braun war von 1966 bis 1996 Chef im Rathaus: "Landwirt und Bürgermeister, das war er mit Leib und Seele", sagt der Sohn und erinnert sich: "Als er anfing, war er zwei Tage in der Woche in der Schreibstube an der Hauptstraße. Als in den 70er-Jahren die Gebietsreform kam, war Ehekirchen dann eine Gemeinde mit 16 Ortsteilen, fast so vielen Kirchtürmen, zwölf Feuerwehren, acht Schützenvereinen und so weiter - da ist die Arbeit natürlich mehr geworden. " Die Tätigkeit als Bürgermeister blieb ehrenamtlich, trotz Vollzeitjob: "In der Früh war er im Stall, danach hat er gefrühstückt, ist ins Rathaus und abends wieder in den Stall. " Dann kam der eine oder andere Einwohner mit seinem Anliegen direkt vorbei: "Du, Bürgermeister, ich will nur schnell mal reden", erzählt Thomas Braun. "Da ist in Gummistiefeln alles unter vier Augen besprochen worden und das brauchte noch nicht mal mit Handschlag besiegelt werden, das hat gegolten. " Dass sein Vater fünf Perioden im Amt war, nimmt der Sohn als Beleg, dass er "wohl kein schlechter Bürgermeister war, denn er wurde immer mit sehr deutlichem Ergebnis wiedergewählt".

Als sich sein Vater 1996 aus der Kommunalpolitik zurückzog, war Thomas Braun gerade 20 Jahre alt. Dass er selbst später Gemeinderat wurde, hatte nichts mit der Familiengeschichte zu tun: "Zur Politik bin ich deswegen gekommen, weil ich in jungen Jahren ehrenamtlich engagiert war. " Bis heute ist er in der Feuerwehr und dem Soldaten- und Kameradenverein aktiv und war bis zu seiner Hochzeit aktiv im Burschenverein. Überraschenderweise gab es in Ehekirchen früher ein Jugendparlament; dem er angehörte: "Das hat Bürgermeister Schmalbach, als er 1996 ins Amt gekommen ist, ins Leben gerufen. Ich selber war nur ein halbes oder dreiviertel Jahr dabei, dann kam die Einberufung zum Bund. " Das Parlament selber hat nicht lang existiert, ein Problem war wohl, dass die Bandbreite vom Alter her zu groß war: "Das ging von 14 bis 22 Jahren - das kann man ganz schlecht unter einen Hut bringen und wahrscheinlich haben die zündenden Ideen gefehlt. "

Bei der Feuerwehr ist Thomas Braun seit 30 Jahren und weil sie ihm am Herzen liegt, ist er im Rat Feuerwehrreferent. Zum Burschenverein kam er wie üblich mit ungefähr 15 Jahren und wurde Kassier, weil er den kaufmännischen Zweig auf der Realschule besuchte. Im Soldaten- und Kameradenverein ist er seit 2005 Beisitzer, Mitglied wurde er 1996, als er seinen Wehrdienst im Fernmeldebataillon in Murnau abgeleistet hatte. "2008 wurde ich von allen drei im Gemeinderat vertretenen Gruppierungen (CSU, Freie Wähler, SPD/UB) gefragt, ob ich mich aufstellen lassen möchte", erinnert sich der 44-Jährige, "die Freien Wähler haben zuerst gefragt. Ich hab mich weniger an der Partei orientiert. " Wichtiger war für ihn die Kandidatenliste: "Das war schon eine tolle Truppe, Respektspersonen für mich und gestandene Kommunalpolitiker wie Maria Lang, Josef Meitinger, Paul Kammerer und Jakob Ketzler - das waren Leute, da habe ich mich gut aufgehoben gefühlt, denn die machen sachorientierte Politik. "

Über sich selbst als Gemeinderat sagt er: "Ich glaube, dass man bei mir immer weiß, wie man dran ist. Ich sage in der Regel das, was ich denke, und am Ende bin ich immer gut damit gefahren. " Das hat er in Bezug auf den Neubau der Kläranlage auch so gehalten, es gab häufig Vorwürfe von den Bürgern: "Das ist vom finanziellen Rahmen ein Wahnsinnsprojekt und was den Ausschlag gibt, ist, dass sie zu 100 Prozent von den Leuten gezahlt werden muss. Jeder muss in der Gemeinde seinen Geldbeutel aufmachen. " Man hätte den Bürgern schon klar machen müssen: "Fakt ist, wir brauchen eine Neue und wir machen ja keinen Luxus oder ein Prestigeobjekt, denn wir Gemeinderäte zahlen ja auch alle mit. "

Neben den weiteren Großprojekten wie Neubau der Kinderkrippe in Walda und der Mittagsbetreuung in Ehekirchen, "laufen momentan tolle Projekte" meint Thomas Braun. "Die Dorferneuerung zum Beispiel, das war mir ein Anliegen. " Das gehe jetzt voran, aber "in der Zukunft müssen wir ein bisschen auf die Finanzen schauen". Zwar stehe der Gemeindehaushalt aktuell gut da, "aber wir müssen wieder etwas kürzer treten. Bauplätze im Gewerbepark müssen verkauft werden und dann kommt noch das Riesen-Baugebiet in Schönesberg. "

Und in welcher Größenordnung sieht er Ehekirchen in der Zukunft? "Solange wir junge Einheimische haben, die hier bauen wollen, müssen wir etwas anbieten", zeigt er Verständnis und ergänzt: "Ich möchte schon unseren ländlichen Charakter erhalten. "

DK