Niederlauterbach
Er rockt jede Bühne

"Lauterbacher Abend" übersteht Ortsverlegung nach Schließung des Reich-Saales schadlos

08.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr
Herzerfrischend: Der Kinderchor mit Leiterin Christine Meier (rechts) hatte sogar eine Choreographie einstudiert. Obwohl es im Rottenegger Feuerwehrhaus etwas enger war als früher Niederlauterbacher Reich-Saal klappte alles richtig gut. −Foto: M&O Kaudelka

Niederlauterbach (WZ) Richtig. Die Ortszeile ist nicht korrekt, denn tatsächlich ist der Lauterbacher Abend wegen der Schließung des Reich-Saales nicht in Niederlauterbach, sondern in Rottenegg über die Bühne gegangen. Auch dort hat er das getan, wofür er seit Jahrzehnten steht: die Zuschauer begeistert.

Ein wenig unsicher waren die Akteure heuer schon. Kein Wunder. Das Auf und Ab um die nun doch vollzogene Schließung des Reich-Saales in Niederlauterbach, der auch Heimat für den vom Liederkranz organisierten Lauterbacher Abend war, einer beliebten Mischung aus Musik, Theater und Kabarett, hat an den Nerven gezerrt. Und auch dann, als mit den Rottenegger Nachbarn eine hoffnungsvolle Lösung mit deren Feuerwehrsaal gefunden war, blieb noch ein Fünkchen Skepsis. "Ob es ein Problem ist, wenn das nicht bei uns in Niederlauterbach stattfindet, wird sich zeigen", gab sich Markus Meier als Vorsitzender des Niederlauterbacher Liederkranzes zwar immer hoffnungsvoll, aber doch ein klein wenig nachdenklich.

Heute weiß er es besser. Viel besser. Denn der Lauterbacher Abend ist am Dreikönigstag gelaufen - und hat einen bleibenden und sehr positiven Eindruck hinterlassen. Aus vielerlei Hinsicht. Zweimal - am Nachmittag und am Abend - war der Rottenegger Feuerwehrsaal bis zum Bersten gefüllt und die Zusammenarbeit mit den gastgebenden Rottenegger Feuerwehrlern und dem organisierenden Liederkranz Niederlauterbach klappte so hervorragend, dass es niemandem an etwas fehlte. Höchstens vielleicht an ein wenig mehr Platz, denn es kamen so viele Gäste, dass die Mitwirkenden selbst in ihren Bühnenpausen ihre Sitzplätze den Gästen zur Verfügung stellten und stehend die Zeit zubrachten. Aber sie taten das gerne, denn die Erleichterung darüber, dass die Gäste den aufgrund des Verlustes des angestammten Veranstaltungsortes notwendigen Ortswechsel nicht übelnahmen, war groß. Dafür hatten die Mitwirkenden geübt und geprobt - und servierten ein abwechslungsreiches Programm nach bester "Lauterbacher Abend"-Manier - zwar heuer ohne Sketche, dafür aber bei der Abendvorstellung mit spontaner und gefeierter Jamsession dreier Musiker am Ende.

Zuvor ging es aber auch besinnlich und gleichermaßen beschwingt zu mit Liedbeiträgen des Kinderchores unter Christine Meier und des Liederkranzes mit seinem Männerchor und dem Projektchor - jeweils unter Leitung von Sarah Elender. Für sie war es der erste Lauterbacher Abend in ihrer Funktion als Chorleiterin - und ein schönes Erlebnis. Am Klavier begleitet wurden die Liedbeiträge von Nicola Lang - professionell und mit viel Gefühl.

Die "Woidberg Stubnmusi" ergänzte mit Instrumentalbeiträgen, tat sich mit Sängern auch zu einer Techno-Version des Holledauer Hopfenzupferliedes zusammen; die Theaterjugend unter Leitung von Heidi Baumbach spielte das Stück "Wenn ein Stern vom Himmel fällt" mit Bravour - und ließ fast ein wenig Wehmut aufkommen. Denn die Lauterbacher Laienspieler sind immer noch auf Herbergssuche, werden heuer nicht spielen können.

Obdachlos. Das war natürlich auch ein Thema der "Parodie", einem Programmklassiker mit Konrad Schretzlmeier, Helmut Guld und Anton Schreistetter, bei dem Vorkommnisse des Jahres kabarettistisch und musikalisch aufgearbeitet werden. Zum "Obdachlosenasyl" sei des Feuerwehrhaus Rottenegg ja jetzt geworden, gottseidank für den Lauterbacher Abend. Aber für die Zukunft hatten die Sänger da eine zündende Idee: Gleich sechs Millionen Euro seien wegen des Verzichts auf die Siegel-Kulturhalle ja jetzt quasi frei. Die Lauterbacher wüssten da schon, wie man die sinnvoll verwenden könnte.