München
Er könnte oberster Handwerker werden

Bauunternehmer Franz-Xaver Peteranderl wird wohl die Nachfolge von Georg Schlagbauer antreten

12.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:25 Uhr

Seit 2009 ist Franz-Xaver Peteranderl bereits Vizepräsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern. - Foto: Stäbler

München (DK) Hinter dem bayerischen Handwerk liegen turbulente Wochen. Sein Gesicht und oberster Lobbyist Georg Schlagbauer trat infolge einer Drogenaffäre zurück. Nun strebt der Bauunternehmer Franz-Xaver Peteranderl seine Nachfolge an.

Dort, wo einst sein Name stand, klafft nun eine Lücke. Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man das weiße Klebeband auf dem Wegweiser in der Eingangshalle der Handwerkskammer für München und Oberbayern (HWK). Würde man es abziehen, käme darunter wohl der Name Georg Schlagbauer zum Vorschein - unlängst noch Präsident des Hauses, überdies Chef des Bayerischen Handwerkstags und ambitionierter CSU-Stadtrat.

Doch dann kommt der 9. Juni und mit ihm ein Skandal, der Schlagbauers Partei und auch die bayerischen Handwerksverbände erschüttert. Zunächst ist es nur eine dürre Mitteilung seines Anwalts, wonach der 44-Jährige alle Ämter niederlege - wegen "dringender gesundheitlicher und familiärer Gründe". Den wahren Auslöser erfährt man noch am gleichen Tag in sämtlichen Zeitungen: Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Drogenkauf; von Kokain ist die Rede, außerdem von Rotlichtmilieu und Bordellschulden. Offenbar hat Georg Schlagbauer - einer der Hoffnungsträger der Münchner CSU - ein Doppelleben geführt.

"Für mich kam das völlig überraschend", sagt der Mann, der inzwischen im halb leeren Präsidentenbüro der HWK sitzt. Franz-Xaver Peteranderl war damals in Berlin, als ihn Schlagbauer anrief und über seinen Rückzug informierte. "Ich habe von seinem Doppelleben nichts mitbekommen", sagt der 61-Jährige. "Rückblickend kann man sich vielleicht gewisse Situationen und Reaktionen von ihm besser erklären. Aber zum jeweiligen Zeitpunkt konnte man nichts bemerken."

Peteranderl, seit 2009 Vizepräsident, übernimmt in der Folge Schlagbauers Amt - "jedoch nur kommissarisch", wie er betont. Erst einen Monat später macht er auf dem Sommerfest der HWK öffentlich, was längst gemunkelt wird: Der Bauunternehmer aus Garching bei München wird am 14. September für das Präsidentenamt der größten Handwerkskammer in Bayern kandidieren. Sollte er gewählt werden, wolle er überdies im Oktober den Posten des Bayerischen Handwerkspräsidenten anstreben. In diesem Fall würde Peteranderl für gut 200 000 Handwerksbetriebe mit rund 910 000 Mitarbeitern in Bayern sprechen.

Hört man sich in der Kammer um, zweifelt kaum jemand daran, dass Peteranderl gewählt wird. Bereits vor zwei Jahren wurden ihm gute Chancen auf die Nachfolge von Langzeit-Präsident Heinrich Traublinger eingeräumt. Doch als dieser ihn fragte, lehnte er eine Kandidatur ab - "wegen der Situation in meinem Betrieb", wie er sagt. Kurz zuvor war sein Bruder an Krebs gestorben; mit ihm hatte er die elterliche Baufirma jahrzehntelang geführt.

Inzwischen jedoch sei er dabei, "das alltägliche Geschäft in andere Hände zu geben", sagt Franz-Xaver Peteranderl, der bereits klare Vorstellungen davon hat, welche Schwerpunkte er als oberster Handwerks-Lobbyist setzen will. Erstens brauche das oberbayerische Handwerk "weiterhin eine starke Stimme bei der Politik". Zweitens wolle er sich das "größte Problem des Handwerks" vornehmen, die Nachfolgeregelung. Hier unterstützt Peteranderl den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Neuregelung der Erbschaftsteuer. "Es darf aber zu keinen weiteren Verschärfungen kommen", fordert er.

Und drittens: "Das Handwerk muss wieder das Image bekommen, das es früher einmal hatte", findet Peteranderl. In den vergangenen Jahrzehnten hätten einige Berufe in der öffentlichen Wahrnehmung stark gelitten. "Die Vorstellung, dass man als Handwerker minderwertig ist, kein Abitur und eine schlechtere Ausbildung hat, ist in der Gesellschaft immer noch verhaftet. Dabei hat das mit der Realität nichts zu tun."