Neuburg
"Er hätte Neuburg kaputtgehen lassen"

Omira und Milchwerke wechseln Geschäftsführer aus – Belegschaft bangt um Standort Neuburg

06.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

Die Neuburger Milchwerke wollen auch in Zukunft mit Omira zusammenarbeiten. Die Geschäftsführer Wolfgang Nuber und Stefan Bayr müssen allerdings gehen, etliche Milchbauern aus dem Oberland sind abgesprungen - Foto: Rein

Neuburg (r) Bei den Neuburger Milchwerken und ihrem Partner Omira (Ravensburg) gibt es einen Führungswechsel: Die beiden Geschäftsführer Wolfgang Nuber und Stefan Bayr verlassen das Unternehmen.

Die Belegschaft in Neuburg reagierte auf die Nachricht erleichtert und beunruhigt zugleich. „Nuber und Neuburg, das waren zwei Welten“, sagt Betriebsratschef Siegfried Griebel. Der Ravensburger habe sich als „Alleinherrscher“ aufgeführt und hätte das Neuburger Werk wohl „kaputtgehen lassen“. Deshalb sei man froh über den Wechsel. Die Belegschaft will natürlich wissen, wie es weitergeht. Im Juni plane man eine Betriebsversammlung, die Vertreterversammlung der Genossenschaft wird aber frühestens im September zusammenkommen.

In Ravensburg habe es unter Sanierer Ralph Wonnemann bereits Personalabbau gegeben. Einschnitte könnten auch auf Neuburg zukommen, „aber wir setzen alles daran, unseren Standort für die Zukunft zu sichern“, so der Betriebsratsvorsitzende.

Mit 180 Mitarbeitern und rund 290 Millionen Litern Milchmenge pro Jahr sei das Neuburger Werk nach wie vor „kerngesund“. Der Stand von 1600 Milchbauern orientiert sich aber nach unten. Drei Milcherzeugergemeinschaften aus dem Oberland haben gekündigt, einzelne Lieferanten führen Gespräche mit Mitbewerber Gropper. Griebel: „Hoffentlich setzen sie bald wieder auf Neuburg.“

Nachrichtendienste aus der Branche sprechen von 30 Prozent Kündigungen in der gesamten Omira-Gruppe. Das Unternehmen bestätigt diese Zahlen nicht. Die Bilanz von 4500 Milchlieferanten und einer Milliarde Kilogramm verarbeiteter Milch (2011) für Ravensburg, Rottweil und Neuburg dürfte aber nicht mehr aktuell sein.

Hauptgrund der Unzufriedenheit in der Genossenschaft ist der unzureichende Erzeugerpreis. Momentan liegt er in Neuburg bei 31 Cent pro Kilo Milch. Für Mai sind 33 Cent avisiert. Andere Molkereien zahlen bis zu 36 Cent. Preisverhandlungen mit den Handelsketten haben Neuburg 4,5 Cent mehr für H-Milch gebracht. Desserts und Käse müssen noch verhandelt werden. Im Geschäft sind H-Milch und insbesondere Butter teurer geworden. Davon wollen die Landwirte auch profitieren. Mit der Geschäftspolitik war die Neuburger Genossenschaft Anfang des Jahres hart ins Gericht gegangen. Der Vorstand kündigte vorsorglich den Ende 2014 auslaufenden Partnerschaftsvertrag mit Omira. „Mit Nuber machen wir auf keinen Fall weiter“, das stand für Aufsichtsratschef Michael Gschwendtner (Langenpettenbach) unerschütterlich fest.

Jetzt hat der Landwirt aus dem Landkreis Dachau Recht bekommen. Von Rechthaberei will er aber nichts wissen: „Die Kündigung war unser letztes Mittel, der Wechsel war einfach notwendig.“ Die Suche nach einem neuen Geschäftsführer sei bereits angelaufen.

Beim Milchpreis hatte Omira das Schlusslicht inne. Nun sieht Michael Gschwendtner wieder Land am Horizont: „Unsere Lieferanten müssen noch zwei Monate durchhalten.“ Dann machten sich die verbesserten Verkaufspreise bemerkbar.

Omira will durch die Krise verlorenes Vertrauen bei Banken und anderen Geschäftspartnern wiedergewinnen. „Dies konnte die Geschäftsleitung unter Führung von Dr. Nuber nicht umsetzen“, heißt es in der Pressemitteilung aus Ravensburg. „Der Aufsichtsrat hat Dr. Nuber und Dr. Bayr als Geschäftsführer abberufen“, so die derzeitige Omira-Führung. Stefan Bayr, der in Neuburg durchaus anerkannt ist, scheide Ende Oktober aus. Die Abberufung von Wolfgang Nuber sei sofort wirksam. Gespräche mit ihm über eine einvernehmliche Vertragsbeendigung „konnten kurzfristig nicht zu einem Ergebnis geführt werden“, so die Presseerklärung von Omira.