Pfaffenhofen
Er gibt sich die Kugel

Redakteur, Verkäufer und Kommentator: Der Pfaffenhofener Jochen Maurer liebt den Billardsport

28.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:38 Uhr
Jochen Maurer mit Francisco Bustamante. −Foto: Billardmagazin Touch

Pfaffenhofen (PK) Er verkauft Billardtische, stößt selbst beim BSC mit dem Queue, er kommentiert, wenn die besten Spieler der Welt bei Turnieren antreten: Jochen Maurer aus Pfaffenhofen ist mit dem Billardsport eng verbunden. Dabei hat er eine zweite große sportliche Liebe.

Es ist eine Urlaubsbekanntschaft, die wohl für das ganze Leben bleibt: "Ich habe in meiner Kindheit im Urlaub das erste Mal Billard gespielt", erzählt Jochen Maurer. Mit 18 Jahren, 1990 also, begann er bei den Pool-Devils Neu-Anspach seine Vereinskarriere. Es ist eine erfolgreiche: 2014 wird er Deutscher Vizemeister im Mixed mit Kristina Schagan. Im Vorjahr gewinnt er den Bayerischer Vizemeistertitel im 14/1-endlos - es sind nur zwei von unzähligen Erfolgen, die Maurer zunächst in Hessen, später in Bayern feiert.

Von seiner hessischen Heimatstadt verschlägt es den heute 46-Jährigen im Laufe der Zeit nach Mörfelden-Walldorf, Eschborn und eben Pfaffenhofen. "Meine Arbeitsstelle wurde 2009 nach Spanien verlegt", erklärt Maurer. Er wollte in Deutschland bleiben, musste also einen beruflichen Neustart wagen. Einen, der ihn über viele Umwege nach Pfaffenhofen brachte. Und bei dem Billard keine unerhebliche Rolle spielt: "Der Chef des Billardmagazins Touch rief mich an und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, für das Magazin zu arbeiten", erzählt Maurer. Er nahm an, auch wenn er mit dem 450-Euro-Job nicht seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte. Über das Billardmagazin entstand der Kontakt zu Busch Billards, einem der führenden Billardtisch-Händler. Erst arbeitete Maurer bei Frankfurt, mittlerweile ist er in Kirchdorf angestellt. Im September 2014 verschlug es ihn deshalb nach Pfaffenhofen.

Billardtische und -zubehör verkaufen ist aber nicht das einzige, das Maurer und den Sport beruflich verbindet. Als Redakteur ist er weiterhin tätig, unter anderem interviewte er Snooker-Superstar Ronnie O'Sullivan. "Das ist wirklich ein Typ, da war ich schon nervös. Er ist eigentlich völlig harmlos, er kann aber auch anders. Bei mir war er immer handzahm", beschreibt Maurer. Und weil das nicht reicht, richtet Maurer gemeinsam mit dem Billardmagazin auch noch die German Tour aus - ein Zusammenschluss deutscher Billardturniere. So entstand seit 2014 stetig wachsend ein kleiner Hype um den Sport. "Das war damals meine Initiative. Mein Chef wollte das alles bis zum Ende durchplanen, aber ich wollte einfach machen", erzählt er schmunzelnd. Maurer machte, es funktionierte. Mittlerweile hat sich die Deutsche Billard-Union (DBU) eingeschaltet. "Das bedeutet, dass wir nicht so viel falsch gemacht haben." Maurer fungiert dabei aber nicht nur als Ideengeber, sondern auch als Kommentator, wenn Turniere im Internet auf YouTube oder der Facebook-Seite des Magazins gestreamt werden. "Wir haben da ein Millionenpublikum, wenn man sich die Klickzahlen anschaut." Vor Ort moderiert er auch bei den Turnieren, wie beispielsweise zuletzt in Pfaffenhofen, als die ehemaligen Weltmeister Efren Reyes, Franciso Bustamante und Earl Strickland ihr Können zeigten.

Maurer ist ein Macher. Einer, der anpackt. Und dementsprechend auch viel zu erzählen hat. "Vor ehrenamtlichen Aufgaben drücke ich mich nicht", sagt er. Nicht ohne Stolz. In seiner 15-jährigen Tätigkeit als Jugendwart beim Hessischen Pool-Billard-Verband führte er beispielsweise Kaderstrukturen und entsprechendes Training ein. Mit durchschlagendem Erfolg: Maurer spricht von mehr als 20 Europameistertiteln und ebenso vielen Deutschen Meisterschaften seiner Youngster. Dafür wurde ihm vom Verband auch die Ehrennadel in Gold verliehen.

Für den Billardsport wünscht sich Maurer in Zukunft endlich wieder TV-Präsenz. "Die Spieler müssen aber bereit sein, ihr Spielsystem zu ändern und auf den Zuschauer und das Fernsehen zuzuschneiden", sagt Maurer und fügt an: "Wenn wir in der Verbandsliga spielen, dauert das fünf Stunden. Das schaut sich natürlich keiner an." Ja, Maurer spielt auch selbst Billard, beim BSV Pfaffenhofen in der Verbandsliga. Ganz nebenbei steht er für den MTV Pfaffenhofen noch an der Tischtennisplatte. Als Mannschaftsführer des Zweiten Teams. Eigentlich ist Tischtennis sogar seine erste große Liebe, seit fast 40 Jahren schwingt Maurer den kleinen Schläger. Privat hat Tischtennis auch ein wenig Vorrang, "wenngleich die Bedingungen in unserer Halle alles andere als gut sind”. Mit dem Billardspielen tritt er ein wenig kürzer. "Ich bin ja nicht verrückt", sagt er und lacht. Vielleicht weil er weiß: Ein wenig verrückt ist er schon, aber sicher nicht im negativen Sinn.