Frankfurt
Er fährt – endlich

Bahn nimmt neuen ICE 3 mit mehr als zweijähriger Verspätung in Betrieb

18.02.2014 | Stand 02.12.2020, 23:03 Uhr

Frankfurt (AFP) Unter der Haube ist alles neu, doch lassen der rote Seitenstreifen und die markante Kopfform keine Zweifel: Die neue Baureihe 407 ist schon von Weitem als ICE zu erkennen. Nach langer Verzögerung fahren die ersten Züge nun auf der Strecke Köln–Stuttgart.

Mehr als zwei Jahre musste die Bahn auf ihre neuen ICE-Züge warten, weil der Hersteller Siemens immer wieder Probleme bei der Zulassung hatte. Ursprünglicher Liefertermin war einmal Oktober 2011. „Wir hatten nicht alle Zulassungsthemen so im Blick“, gestand Siemens-Zug-Chef Jürgen Wilder gestern bei der Präsentationsfahrt von Frankfurt nach Köln ein. Siemens-Konzernchef Joe Kaeser hatte das Treiben um den ICE 3 im Dezember sogar als „Mega-Peinlichkeit“ bezeichnet.

Vier Züge hat die Bahn Ende vergangenen Jahres immerhin in Empfang genommen, vier weitere will Siemens bis Ende März liefern. Weitere neun Züge sind in der Produktion. Kostenpunkt: 25 bis 35 Millionen Euro pro Zug. Das 17. Exemplar bekommt die Bahn als Entschädigung für die verspätete Lieferung. Darüber hinaus laufen Gespräche für weitere Ausgleichsleistungen. Das Eisenbahnbundesamt hatte den Zügen erst Ende 2013 eine Genehmigung erteilt, in Deutschland als Doppelzug zu fahren.

Die alten ICE 1 bleiben trotz der neuen Züge im Einsatz. „Wir haben nicht den Luxus, dass wir Züge ausrangieren können“, sagt Bahn-Vorstandsmitglied Andreas Busemann bei Tempo 300 auf der Hochgeschwindigkeitstrasse nach Köln. Die Bahn braucht jeden Zug.

Im Vergleich mit den anderen ICE verbraucht die neue Baureihe aber weniger Strom und ist laut Siemens auch technisch zuverlässiger. Neben einer aerodynamisch veränderten Kopfform soll der ICE 3 vor allem mehr Komfort bieten, sagt Busemann. So hat der Zug als erster ICE einen eigenen Hublift für Rollstuhlfahrer. Die dürfen nun allerdings nicht mehr erster Klasse fahren, sondern finden nur noch zwei Plätze in der zweiten Klasse.

Insgesamt 444 Sitzplätze bietet der neue ICE in acht Wagen – 454 Tonnen Zug auf 200 Metern. Als Doppelzug erhöht sich die Kapazität sogar auf 888 Fahrgäste – plus 16 Plätze im Bordrestaurant. Monitore an den Wagendecken und Außenseiten der Zugtüren sollen den Fahrgästen bei der Orientierung helfen. Die Sitznummern im Wagen sind auch in Blindenschrift zu ertasten.

Veränderungen gibt es auch für Eltern mit Kleinkindern: Während es für sie in älteren ICE-Zügen zumeist ein Abteil mit sechs Plätzen in der ersten Klasse gibt, bietet der neue Zug gleich acht Plätze – allerdings in einem Durchgangsabteil. Fast jeder Passagier, der aus der zweiten Klasse ins Bordbistro möchte, muss nun durch den Kleinkinderbereich.

Im ICE 3 hat die klassische Lokomotive ausgedient. Die Antriebstechnik befindet sich unter allen Wagen, die den Zug gemeinsam bewegen. Das soll den Zügen mehr Spursicherheit geben. Zudem schafft das Raum für rund 20 Prozent mehr Sitzplätze. Vor einem ist aber auch der ICE 3 nicht gefeit: Verspätungen. Auf der Präsentationsfahrt braucht der Zug sechs Minuten mehr als geplant – Begründung: „Verzögerungen im Betriebsablauf.“