Hilpoltstein
Entspannter Ostersonntag am Rothsee

Gut besucht, aber nicht überfüllt: Befürchteter Ansturm bleibt dieses Mal aus

05.04.2021 | Stand 23.09.2023, 17:48 Uhr
Rund ums "Piratenschiff" bei Heuberg tummeln sich unzählige Kinder, während die Erwachsenen aus sicherer Entfernung das lustige Treiben beobachten. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein - Normalerweise wäre es an einem so sonnigen Osterwochenende richtig voll geworden rund um den Rothsee. Nach dem - wenn nicht selbst gekochten, dann gelieferten - Festtagsessen mit der Familie raus ins Grüne, so würde die Normalität aussehen. Und auch in Pandemiezeiten war ein ordentlicher Ansturm erwartet worden. Aber die große Welle ist ausgeblieben.

So sind am Ostersonntag an den Parkplätzen bei Birkach und am Seezentrum Heuberg immer noch Parkplätze zu ergattern. Das sah vor einigen Wochen, als die ersten schönen Frühlingstage kamen, schon einmal ganz anders aus. Da erinnerten die Menschenmassen schon eher an eine Völkerwanderung, was nicht gerade im Sinne des Infektionsschutzes war. Aber man kann die Leute ja auch irgendwie verstehen, nach diesem langen Winter voller Entbehrungen.

Zu behaupten, dass an diesem Ostersonntag nichts los ist, wäre aber auch nicht korrekt. Die Parkplätze sind gut ge-, aber nicht überfüllt - das "Piratenschiff", der beliebte Spielplatz bei Heuberg, hingegen schon. Dort tummeln sich unzählige Kinder, während die Erwachsenen aus sicherer Entfernung das lustige Treiben beobachten. Jede Menge Fahrradfahrer drehen ihre Runden, darunter sogar ein Hochrad- fahrer. Hundebesitzer führen ihre Vierbeiner spazieren, ein paar Kanufahrer stechen in die mit Sicherheit kalte See und ein paar ganz mutige Kinder halten sogar ihre Füße ins Wasser. Flatterbänder, die das Ufer absperren, so wie vor einem Jahr zu Beginn der Pandemie, sieht man nicht. Der Minigolfplatz hat offen, aber darauf befinden sich nur wenige Besucher, die LBV-Umweltstation hat komplett geschlossen. Ein Ehepaar im besten Rentneralter sitzt auf einer Bank und genießt die Frühlingssonne. "Wir kommen jedes Wochenende her, egal ob Ostern ist oder Corona", sagt die Frau und kichert.

Wenn man sich zu Fuß von Heuberg zur nördlichen Sperre aufmacht, wird es schnell einsam. Für eine Weile hat man den Wald sogar ganz für sich und kann das Frühlingserwachen alleine auf sich wirken lassen, ehe man auf die nächste Fußgängergruppe oder den nächsten Radfahrer passiert. An einen Baum hängt einsam und verlassen eine Gesichtsmaske, man fragt sich, wie die da wohl hinkommt.

Bald erreicht man den Parkplatz kurz vor dem Damm, auf dem noch viele Plätze frei sind. Dafür macht eine Familie zwischen zwei Autos ein Picknick, und hat auf ihrem Klapptisch ordentlich aufgetischt. Der Damm, auf dem sich Ende Februar besagte "Völkerwanderung" beobachten ließ, ist fast leer, dafür sieht man auf der anderen Seite des Sees am Strandhaus Birkach viele Menschen - aber von einem Gedränge kann keine Rede sein.

Beim Birkacher Strand angekommen spielt eine Gruppe Frisbee, mehrere Angler versuchen ihr Glück und auf einem Steg breiten zwei Mädchen eine Decke aus, um dort die Sonne zu genießen, so wie viele andere mit Picknickdecken auf der grünen Wiese.

Am Strandhaus werben Schilder für Kaffee und Snacks "to go" - mit dem Hinweis, dass zur Zeit "jeglicher Verzehr nur im Vorübergehen erlaubt" sei (laut Änderung der 10. Bayerischen Infektionsschutzverordnung). Nicht gerade einladend, aber so ist das nun mal in Coronazeiten.

Das findet auch Werner Grill vom Strandhaus Birkach, der hinter dicken Plexiglasscheiben Snacks verkauft. Er gibt sich verhalten optimistisch: "Eigentlich sind wir zur Zeit relativ zufrieden, gemessen an den Umständen", findet er. Um als Gastronom im Rennen zu bleiben, müsse man halt "to go" anbieten - und das am besten bei jedem Wetter. Ein bisschen Umsatz komme dadurch schon rein. Immerhin stellt er fest: "Ich habe noch nie so viele Leute spazieren gehen gesehen wie seit derzeit." Und noch etwas ist ihm aufgefallen: "Die Menschen sind in letzter Zeit wieder fröhlicher geworden, grüßen freundlich und scheinen besser drauf zu sein".

Vielleicht liegt das ja auch am Frühling, der ins Land zieht. Trotzdem ist dieses Mal an Ostern weniger los gewesen als an manch anderem der vergangenen Wochenenden mit schönem Wetter. "Die Leute hängen halt ein bisschen durch", glaubt er. Kein Wunder, nach einem Jahr Corona-Pandemie. Und dem Durcheinander bei den politischen Entscheidungen, findet Grill: "Dann wird ein Impfstoff ganz zurückgezogen, dann wieder zugelassen nur für Menschen am 60, ein einziges Chaos ist das", kritisiert er. "Vermutlich wird es erst wieder besser, wenn die meisten Menschen zweimal geimpft sind, aber das kann sich noch hinziehen." Am Ende der Krise würden vermutlich 70 Prozent der Gastronomen aufgegeben haben. "Zumindest die, die Pacht zahlen müssen", sagt Grill und wendet sich seinem nächsten Gast zu.

So wie es aussieht, wird uns die Pandemie mit all ihren damit verbundenen Einschränkungen wohl noch bis in den Sommer begleiten. Bis dahin wird sich die Natur rund um den Rothsee wieder voll entfaltet haben. Man darf gespannt sein, ob und wie sich die diesjährige Badesaison - zu der es ja gar nicht mehr so lange hin ist - gestalten wird.

HK

Tobias Tschapka