München
Entscheidung über Mathe-Abi offen

06.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:03 Uhr
Ein Blatt mit der Aufschrift „Abitur - Bitte nicht stören“ hängt an einem Fenster in einer Schule. −Foto: Felix Kästle/Archibild

War das Mathe-Abi heuer zu schwer? Zehntausende Unterstützer einer Online-Petition setzen sich für ein Anpassen der Benotung ein. Das Thema liegt nun beim Kultusminister auf dem Tisch.

Nach Kritik über angeblich zu schwere Aufgaben beim Mathe-Abitur hat das bayerische Kultusministerium noch nicht über das weitere Vorgehen entschieden. Das solle „zeitnah“ geschehen, sagte ein Sprecher am Montag - ohne aber konkrete Angaben zu machen. „Für die nächsten Stunden“ rechne er jedoch mit keiner Entscheidung.

Nach den Prüfungen am Freitag war im Internet eine Petition gestartet worden, damit die Benotung dem Schwierigkeitsgrad angepasst wird. Bis Montagnachmittag hatten das rund 60 000 Teilnehmer unterstützt.

Rund 37 000 Gymnasiasten im Freistaat sind mitten im Abistress. Am 30. April hatten sie ihre Prüfung im Fach Deutsch abgelegt. An diesem Mittwoch folgt die dritte schriftliche Prüfung. Hierbei kann das Fach variieren - beispielsweise eine Fremdsprache, eine Gesellschafts- oder Naturwissenschaft. Ende Mai werden sie mündlich geprüft.

Der bayerische Philologenverband (bpv) riet, zunächst die erste Benotung abzuwarten. Wenn die Noten vom Durchschnitt der vergangenen Jahre abweichen, könne man über die Schwere der Prüfungen sprechen, sagte bpv-Sprecher Benedikt Karl der Deutschen Presse-Agentur. Dem Ministerium zufolge bewegten sich die Mathematik-Abiturnoten in den vergangenen Jahren um einen Durchschnitt von 3,1.

Der bpv-Vorsitzende Michael Schwägerl sagte in der „radioWelt am Morgen“ beim Radiosender Bayern 2: „Das Gefühl, dass die Abiturprüfung, die man gerade geschrieben hat, die schwerste ist, das ist verständlich. Und es ist klar: Die eigene ist immer die schwerste.“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger von einem Gymnasium im niederbayerischen Deggendorf, sah bisher keine Anzeichen dafür, dass die Aufgaben zu schwierig waren. „Im Internet lässt sich Erregung sehr schnell mobilisieren. Deshalb sollten wir abwarten“, sagte er der „Rhein-Neckar-Zeitung“ (Online). „Ohne dem endgültigen Bewertungsergebnis vorwegzugreifen: Die Tendenz zeigt für Bayern, die Notenresultate bewegen sich im durchschnittlichen Bereich der Abi-Prüfungen in Mathematik.“

Bayern ist eines von sieben Bundesländern, die sich aus einem gemeinsamen Aufgabenpool bedienten. Zeitgleich und mit ähnlichen Aufgaben wurde das Mathe-Abi in Sachsen, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein geschrieben. Auch in Sachsen gab es Kritik an den Aufgaben.

Der Landesschülerrat in Bayern forderte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) in einem offenen Brief auf, die diesjährigen Aufgabenstellungen im Bezug auf den Schwierigkeitsgrad sowie die Verhältnismäßigkeit zu überprüfen. Ähnlich äußerten sich nach der SPD auch die Grünen. Der Vorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann, sagte: „Man muss die Kritik ernst nehmen.“ Wenn sie berechtigt sei, könne der Schlüssel bei den Bewertungen angepasst, die Prüfungen also weniger streng bewertet werden. Es könnten aber auch Prüfungen neu abgelegt werden.

Petition

dpa