Geisenfeld
Entscheidung hilft bei der Aufarbeitung

Vater eines tödlich verunglückten 13-Jährigen aus Geisenfeld begrüßt die harte Linie des Berliner Gerichts

26.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:23 Uhr
Tödliches Autorennen in Berlin: Zwei Raser wegen Mordes verurteilt. −Foto: Britta Pedersen

Geisenfeld/Berlin (DK) Als gestern zwei junge Männer in Berlin wegen Raserei mit Todesfolge vor Gericht standen, beobachtete auch ein 50-jähriger Familienvater im Kreis Pfaffenhofen den Ausgang des Prozesses mit Spannung.

Es gab zwei (bisher nicht rechtskräftige) Schuldsprüche, die Angeklagten sollen wegen Mordes lebenslang hinter Gitter (siehe oben). Dieser Fall ruft bei Torsten R. schlimme Erinnerungen wach, hatte er doch im September seinen Sohn Marcus (13) bei einem Unfall nahe Geisenfeld verloren - mutmaßlich durch zu schnelles Fahren, wie die Polizei annahm. Das juristische Verfahren läuft noch. "Ich habe gehofft, dass die Raser von Berlin eine sehr hohe Strafe erhalten. Das Urteil ist mehr als gerecht und gibt mir Genugtuung", räumt Torsten R. ein.

Menschlich ist die Reaktion des Geisenfelders zu verstehen, selbst wenn es Marcus nicht mehr lebendig macht. Das harte Urteil hilft bei der Aufarbeitung. "Wenn solche Leute nicht ausreichend bestraft würden und mit einem blauen Auge davonkämen, hätte mich das zutiefst erschüttert und meinen guten Glauben an die Gerechtigkeit zerstört. " Alles andere hätte bei den Angeklagten wenig bewirkt, denn Raser seien "unbelehrbar", sagt Torsten R.

Der Familienvater, dessen älterer Sohn den Tod des Bruders direkt miterlebte, fiebert dem Moment entgegen, wenn der mutmaßliche Verursacher seines Leids vor Gericht steht. "Ein Termin steht noch nicht fest. " Marcus war am 26. September als Beifahrer im PS-starken Audi eines 21-Jährigen gesessen, als es zu dem tödlichen Unfall kam. Vieles spricht dafür, dass der Beschuldigte tatsächlich zu schnell unterwegs war, Spuren legen das ebenso nahe wie die Beobachtungen von Zeugen. Der Audi war beim Überholen ausgebrochen, hatte Bäume neben der B300 geknickt, war zurückgeschleudert und auf der Seite gelandet. Für den 13-Jährigen gab es keine Rettung, er starb in den Trümmern.

Das gestrige Urteil von Berlin lässt Torsten R. die Hoffnung, dass es am Amtsgericht Pfaffenhofen ebenfalls eine deutliche Entscheidung geben wird, auch um für sich wieder etwas innere Ruhe zu finden. "Es fällt mir so schon jeden Tag schwerer, mit allem fertig zu werden. "

Horst Richter